Ich denke auch, daß Foreman Frazier nicht lag. Vor allem der Reichweitenunterschied war zu groß. Im ersten Kampf mag Frazier Foreman zudem unterschätzt haben. Fakt ist, daß Frazier den Anfang verschlafen hatte und sich, eh er sich versah, am Boden fand. Danach hat Foreman gut nachgesetzt.
Im zweiten Kampf boxte Frazier klüger. Er pendelte die meisten Schläge Foremans aus und versuchte - wie es sein Stil war - unter Meidbewegungen an Foreman heranzukommen. Nicht so oft und bedingungslos, wie bei anderen Boxern. Aber es war extrem schwierig für Frazier, Foreman zu treffen. Eben wegen der Reichweitennachteile. Und wenn Frazier mal durchkam, hat Foreman die Treffer erstaunlich locker weggesteckt. Auch wenn Frazier viel auspendelte, fing er sich bei seinen Attacken - die oft noch nichtmal erfolgreich waren - immer wieder Treffer. Das alles muß schon sehr frustrierend für Frazier gewesen sein. Zudem hatte Frazier damals seinen Zenit auch überschritten. In Runde 5 ist Frazier dann vollkommen eingebrochen. Ich denke, das hatte auch damit zu tun, daß er merkte, wie hoffnunglos der Fight war.
Man muß hinzufügen, daß Foreman nicht der "Hau-Drauf" des ersten Kampf war. Nach seiner Titelerlangung hat er von mal zu mal (von Ali hat er sich dummerweise provozieren lassen, sich auszupowern) klüger und variabler geboxt. Statt wüst draufloszulegen, wie im ersten Kampf, war zunächst sein Hauptbestreben, Frazier auf Distanz gehalten - mit Erfolg. Auch deshalb ging es nicht so schnell, wie beim ersten Aufeinandertreffen.
Ein 2. Kampf mit Ali? Foreman hatte nach der Niederlage einen riesen Respekt vor Ali. Er hat sich vor ein paar Jahren im ZDF zu dem Kampf geäußert. Und selbst nach so langer Zeit kam noch etwas von Furcht rüber ("Zum Glück habe ich Ali zu Beginn des Kampfs nicht in die Augen geschaut" panik: ). Nach der Niederlage war Foreman sowieso "angeknackst" (gegen Lyle mußte er z.B. 2x zu Boden). Wenn er in dem Zustand nochmal gegen sein Schreckgespenst Ali angetreten wäre, hätte er schon aus psychischen Gründen kaum eine Chance gehabt.
BTW: Ich finde sehr schade, daß Foreman die Niederlage so schlecht verkraftet und nach einer weiteren Niederlage gegen Young vorerst mit dem Boxen aufgehört hat. Ansonsten hätte er z.Z. seiner 10-järigen Pause seinen Zenit haben können. Holmes - Foreman um 1980 herum wäre ein Knaller gewesen. Welch starke Physis Foreman hatte, sah man ja bei seinem Comeback: Ein KO-Sieg nach dem anderen (nicht nur gegen die letzten Flaschen!) zu erzielen, mit Mitte 40 gegen Holyfield 12 Runden zu überstehen und Moorer in der 10. Runde wegzuhauen - mir fällt kaum ein anderer Boxer ein, der das mit Mitte 40 geschafft hätte/schaffen würde.