Johnson muss auch abwägen, ob er den Rest seiner Prime als 1. oder 2. Option in einem Okay-Team verbringen möchte, für das der Titel unerreichbar bleiben würde, oder er in den nächsten Jahren (in einer kleineren Rolle) eine sehr gute Chance auf Erfolge haben möchte. Beides miteinander verbinden lässt sich nicht.
Für uns ist das mehr oder weniger offensichtlich, aber ich vermute, dass die Spieler oft doch etwas anders ticken, im Sinne davon, dass sie sich selbst für eine mindestens ausreichend gute erste Option halten, und wenn das nicht für den Teamerfolg langt, haben sie ihrer Meinung nach eben zu wenig Hilfe, wofür sie das Management verantwortlich machen.
Das sind größtenteils Leute, die seit ihrer Jugend gewohnt sind, dass sie die erste Geige spielen - die Einsicht, dass sie bessere Chancen auf Titel hätten, wenn sie sich mit einer kleineren Rolle zufrieden geben, dafür dann aber in jedes Team passen würden, kommt oft erst, wenn sie körperlich langsam abbauen und ihnen die Zeit davonläuft.
Das soll jetzt wiederum nicht unbedingt auf Joe Johnson gezielt sein. Wie groß sein Ego ist, weiß ich nicht - die Geschichte mit dem Abschied bei den Suns hängt ihm natürlich noch nach, aber es ist auch sehr verständlich, dass er sich mit 24 für die Chance entschied, sich als Star ins Rampenlicht zu spielen, während er bei den Suns wohl maximal dritte Option geblieben wäre und langfristig schlechtere Aussichten (gerade in Phoenix, wo Sarver gerne mal die Ausgaben zu drosseln versucht) auf einen hohen Vertrag gehabt hätte.
In seinem Fall ist es jetzt eben die Frage, ob er alle Bedenken um seinen persönlichen Ruf über Bord wirft und sich auch mit einem Dasein als dritte Option in einem Team zufrieden gibt, in dem er dafür aber herausragende Aussichten auf Teamerfolg hätte (ein Team mit Wade - Johnson - LeBron wäre wohl so schon mal locker ein Kandidat auf ständige 55+ Siege, sobald sich die drei eingespielt haben, und mit passenden Bigs mit ordentlicher Defense wie Noah und Varejao erst recht der Contender schlechthin), oder ob das Ego doch noch eine Rolle spielt und er sich wenigstens als 2. Option sieht.
Aber wie es schon gesagt wurde: Am wahrscheinlichsten ist es, dass diese Gedankengänge schon deswegen scheitern, weil sich nur sehr wenige Teams drei vollbezahlte Stars leisten können und es kaum denkbar ist, dass die Cavs, Heat und Hawks allesamt brav in Sign&Trades mitspielen, um dies möglich zu machen - theoretisch könnten z.B. die Mavs und Knicks wohl sowas bewerkstelligen, aber reichen den genannten Teams die Spieler, die sie dafür im Tausch bekämen? Woanders bekäme man wahrscheinlich mehr Talent.
Die einzig andere Chance auf drei der Free Agent-Stars dieses Sommer gemeinsam in einem Team wäre, dass sie auf sehr viel Gehalt verzichten, und daran glaube ich nicht - der Spatz in der Hand (sprich: ein garantierter Max-Contract) ist da den meisten doch viel lieber als die Taube auf dem Dach (die Möglichkeit, sich mit vielen Meisterschaften noch deutlicher ins Geschichtsbuch zu schreiben und so auch nach der Karriere populärer zu bleiben und noch Jahrzehnte nach der aktiven Zeit mit Werbung etc. abzukassieren).