Jesus, ich wünschte das Finale wäre doch Nadal-Djokovic gewesen, wenn ich lese was hier wieder alles geschrieben wurde. Wenn ich einen Computer programmieren würde jedes Mal ein leises peep-Signal zu senden sobald er die Sätze und Wörter Sampras, daddy, typisch Roger, immer das Gleiche, goat und choke in den heutigen Beiträgen aufspürt, dann würde ich zunächst einen Gehörschaden davontragen, eine Klage wegen zu lautem Lärm an den Hals kriegen und würde erleben wie die Maschine wegen Überlastung in alle Einzelteile explodiert.
Zum match: Ich fand es das schwächste match zwischen Nadal und Federer überhaupt. Noch nie habe ich gesehen, dass beide zusammen (!) gleichzeitig in einem match sooo viele Hänger, lange Konzentrationslöcher und brainfart-Momente hatten. Es macht beide sehr menschlich, was ich auf der anderen Seite interessant und gut finde, da beide (Roger 16-7 und Rafa 10-2) kranke Quoten in Slam-Finals aufweisen, aber da war so viel Hängen und Würgen heute. Brilliante Ballwechsel und unerklärliche Klöpse wechselten sich so oft ab. Da überzeugen mich auch Röshtis Statistiken von Nadal nicht, denn wenn ich bedenke wie völlig von der Rolle er die ersten 20 Minuten gespielt hat, wie er ein 4-2 im 2. fast vermasselte, den 3. trotz 4-2 und zum 5-2 aufschlagend noch abgab, dann kann mir kein Mensch erzählen es wäre eine gute Leistung gewesen.
Gerade Nadal ist doch ein Maestro darin die Konzentration und Körperspannung über 4-5 Stunden aufrechtzuerhalten komme was wolle. Das Finale war ein weiteres Zeichen, dass seine anstrengende Spielweise über nun schon so viele Jahre nicht nur körperlich, sondern auch mental anfängt stark zu schlauchen. Wer will es ihm verübeln.
Auch fand ich ihn sehr oft zu passiv. Klar er hat phasenweise brillant verteidigt, aber JEDES Mal Federer an seiner Rückhand zu 'vergewaltigen' muss nicht sein, zumal es oft Situationen gab wo er die Initiative hätte ergreifen müssen so wie gegen Murray. Der Schotte hat phasenweise unmenschlich verteidigt und Nadal hat trotzdem knapp 40 winner gegen ihn geschlagen, weil er viel mehr winner mit der Vorhand forcierte und häufiger die BH agressiv durchzog und besser beschleunigte, nicht wie heute in den meisten Fällen nur reingespielt hat um in der Rallye zu bleiben. Ist natürlich auch eine Frage des matchups. Er spielt selten in Murrays Rückhand, weil er gegen beidhändige powervolle crosscourt backhands mit starker Beschleunigung enorme Probleme hat. Siehe das matchup-Problem mit Nole.
Daher knallte er dem Schotten deutlich mehr longline winner präzise ins Eck in dessen Vorhandseite. Gegen Roger tut er es selten, weil es mir scheint er fürchtet dessen VH mehr. Positiv war die Beinarbeit, er bewegt sich mMn nach wieder besser bzw. steht besser zum Ball. Und die Aufschläge direkt in den Körper oder mit Slice auf Rogers Rückhand waren wichtig in brenzligen Situationen. Die haben Federer wahnsinnig gemacht, weil er im ersten Fall fast immer die Balance verlor und im zweiten Fall es wohl für ihn nichts Schlimmeres gibt als wenn er diese sich komplett vom Feld wegdrehenden hoch abspringenden Slice-Aufschläge mit der Rückhand nehmen muss. Pures Gift für ihn. Ich glaube da fasst er lieber eine heiße Herdplatte an.
Mir tut Federer ehrlich leid, denn er war der mit Abstand beste Spieler des Turniers, bin aber gleichzeitig natürlich heilfroh, dass es Nadal geschafft hat Borgs 'unerreichbaren' Rekord zu egalisieren, weil man nie weiß welche Probleme ihm sein Körper plötzlich machen kann. Bin extrem dankbar, dass er es eingetütet hat. Es waren meiner Meinung nach (bitte nicht drauf herumreiten, nur meine ganz persönliche, bescheidene und völlig unbedeutende Meinung) seine schwächsten French Open, aber dass er es trotzdem schafft Ruhe zu bewahren sowie Mittel und Wege zu finden am Ende eben doch das Ding in den Händen zu halten, spricht für sich. Die wahre Stärke eines Champions erkennt man in den Situationen, in denen es nicht läuft, bzw. das zeichnet ihn aus.
Wie er am Ende des 1. Satzes aufdrehte oder am Anfang des 4. bei 0:40 als das Momentum und Publikum komplett auf Rogers Seite war, cool blieb, Asse und winner raushaute, den Kopf aus der Schlinge zog und davonzog, das war brutal clutch und erinnerte mich an den alten Nadal. Das war fast wie das "Goran'sche" Ass mit dem 2. Aufschlag beim Stande von 8-7 30-30 im 5. Satz von Wimbledon 08 gegen Roger.
Ich freue mich auf Wimbledon und New York, weil Nadal dort gezwungen wird agressiv zu spielen, härter, flacher und schneller die Vorhand zu spielen, mehr ins Feld zu gehen und die Punkte schneller abzuschließen bzw. mehr winner zu forcieren und er seinen Slice auf schnellen Böden viel häufiger viel effektiver einsetzt, weil er die flachen und harten strokes damit gut abfedern kann. So eine Performance wie gegen Nole im US Open Final erwarte ich zukünftig viel eher auf schnellen Belägen als auf Sand, wo er einfach sehr oft in seinen vertrauten Defensiv-Modus verfällt. Wimbledon wird super spannend.
@big D: Cool down, buddy.
Niemand bestreitet, dass Djokovic der klar beste Spieler in der bisherigen Saison ist, aber du kannst mir nicht erzählen, dass jemand, der 4 der letzten 5 Slams gewonnen hat unverdient Nr. 1 ist.
Novak wird es die nächsten Wochen und Monate eh werden, weil Nadal in Wimbledon und New York nichts gutmachen, sprich Ranglisten-technisch nur verlieren kann.