Ich hatte mal vor einigen Jahren auf dem Rechner meines Ältesten (da war er 15 oder so) einige mp3-Dateien von Onkelz und anderen Oi (bzw. Fascho) -Bands gefunden.
Mit z.T. übelsten Titeln und Texten. Ich stellte ihn zur Rede und wollte zuallererst wissen, wo er das her habe. - Von nem Bekannten. - (Glaubte ich ihm, er war musikalisch komplett desinteressiert.) Was er davon halte und vor allem von den Texten? Er druckste herum und irgendwann fiel der unpassende Ausdruck "lustig" in diesem Herumdrucksen. Fand ich gar nicht lustig und es setzte einen längeren Vortrag. Danach löschte ich vor seinen Augen alle betreffenden Dateien und den Papierkorb etc. und machte deutlich, dass ich sowas nie wieder auf seinem PC sehen möchte. Sonst würden möglicherweise komplett ganz andere Sachen gleich mitgelöscht (Spiele z.B. und sein Onlinezugang.) Das blieb dann auch dabei und einige Zeit später meinte er entschuldigend, dass er sich darüber keine "rechten Gedanken" (in doppeldeutigem Sinn) gemacht hätte. So war und ist er nicht.
Wenn es mal pubertären Zoff gab mit Papa (und den gab es reichlich), dann nie wieder über dieses Thema. Bin zwar eher der legere Typ familiäre Erzieher (beruflich bin ich allerdings Typ autoritärer Lenker), aber manchmal müssen so richtig durchgreifende Maßnahmen her, die natürlich auf sowohl elterlicher Macht wie Fürsorge beruhen.
Heutzutage ist der PC für die Jugend megawichtig. Als mein Sohn es mal zuweit getrieben hatte mit aufsässigem Gehabe, setzte es 1 Woche AOL-Kindersicherung (6 Jahre). Er kam nichtmal mehr auf Google. :laugh2:
Meine Tochter (10) machte neulich irgendein Gezeter vor dem Rechner, weil irgendein ressourcenfressendes Chat-Programm auf dem Töchter-Recycling-PC nicht funzte. Da war das Teil eben ausgemacht. Ganz und für den Rest des Tages. Mann, gab das ein Gejaule...
Und ich rang die ganze Zeit mit mir: "Bleib streng!" (bin ich ja sonst so gut wie nie). Dann war's durchgestanden - beidseitig.
Lange Abschweifung, kurzer Sinn:
Über Musikgeschmack lässt sich schlecht streiten, aber Texte sind eine andere Schublade. Da gibt es nunmal zurecht begründete Regularien und Gesetze. Wenn es den Onkelz um echte Reue über äußerst diffuse Vergangenheit ginge, dann hätten sie ihre Altwaren einstampfen lassen sollen oder gerichtliche Verfügungen gegen Aufführung und Verbreitung erwirken können. Das geht, das sind ja deren "Autoren"rechte. Auch wenn sie sicherlich damit eine "unter-der-Hand"-Verbreitung (siehe Abschweifung oben) nicht ausgeschlossen hätten. Damit wären sie dennoch weit glaubhafter in ihrer möglichen Läuterung gewesen.
Exkurs: Ich ertappe mich gerade bei einigen Zweifeln bezgl. "künstlerischer Freiheit" bei solcherart Texten (Nitro, tss, tss, tss..
), aber auch z.B. US-amerikanischer Ghetto (Gangsta) -Lyrik, wie aber auch Zeilen von Johnny Cash ("I shot a man in Reno, just to watch him die") oder Gordon Gano (Country Death Song
).
Ich weiß, da besteht ein Unterschied. Nur welcher und in welchem Fall? Vielleicht sind es marginale Unterschiede der Autoren, ob man nur mit bestimmten Mythen spielt oder sich darin wiederfindet, ob Texte autobiographische Authenzität widerspiegeln sollen, oder reine Fiktion.
Ein Naziparolen-schreiender kahlköpfiger Deutschpunk-Sänger kommt da irgendiwe anders rüber als ein Neil Young, der als Ich-Erzähler "Powderfinger" auf Indianer schießt. Beide Male werden Mythen zitiert, doch eher aus unterschiedlicher Warte und Herangehensweise.