Stevens hat im MW ein Gesamtpaket was ihn für viele der Top-Leute zu einem sehr schwierigen oder besser gesagt unangenehmen Gegner macht. In Sachen Punch, Speed, Deckung und dem schnellen Antworten auf die Aktionen des Gegners ist er schon Klasse, aber er scheint kein Instinktiver Boxer zu sein der auch in der Rückwärtsbewegung kontern kann. Sein Stil beruht also darauf nach vorne zu gehen oder stehen zu bleiben. Um aber diesen Stil über 12 Runden einigermaßen konstant durchboxen zu können, ist er konditionell zu schwach. Daraus resultiert dass er mal mutig nach vorne geht und dabei auch gut aussieht, weil er den Gegner zu Aktionen zwingt und sie abkontert, im nächsten Moment aber stehen bleibt und gar nichts tut um sich eine Pause zu gönnen, wobei er seinem Gegner eine Einladung verschickt und es ihm eigentlich nur darum geht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Ein Gegner Golovkin nutzt das eben aus.
Gepaart mit körperlicher Unterlegenheit, ist die eher schwache Kondition und die Eindimensionalität für Stevens tödlich.
Dabei schien er für einen MW schon ordentlich was in die Schläge zu legen, wobei seine Schläge dennoch sehr schnell und explosiv kamen. Er schien auch gute Reflexe und ein gutes Auge für Möglichkeiten zum kontern zu haben. Zudem hatte er eine sehr Kompakte und flexible Doppeldeckung. Er verlor also selbst in fest geschlossener Doppeldeckung die Übersicht nicht völlig und verschloss somit durch seine geringe Körpergröße den Großteil der geringen Trefferfläche.
So hatte Golovkin zeitweise große Probleme, klare Treffer zu landen.
Gleichzeitig war Stevens auf Konterlauer und kam aus der Deckung heraus, mit seinen sehr schnellen Händen oft klar durch, aber das lag wohl zum Teil auch daran, dass Golovkin zunehmend sorgloser agierte weil er gespürt hat, dass ihm Stevens Power nicht wirklich beeindrucken kann. Seine Beinarbeit und sein Distanzgefühl waren dann aber einfach zu inkonsequent und seine Körperliche Unterlegenheit bzw. GGG's Power irgendwann zu viel.
So traf Golovkin dann immer wieder vereinzelt an der Deckung vorbei ins Ziel und irgendwann war Stevens dann auch weichgeklopft und müde, wodurch die Konzentration weiterhin nachließ und Golovkin ihn dann letztendlich an der Ecke festnageln und richtig bearbeiten konnte, was für Stevens dann endgültig zu viel war.
Zeitweise hat er Golovkin mit seiner Schnelligkeit wirklich schlecht aussehen lassen und konnte ihn ärgern. Das sollte man denke aber ich nicht überbewerten, denn gegen jemandem mit genau diesem Kampfstil wird so gut wie niemand, der ihn nicht gleich ausknocken kann, durchgehend toll aussehen.
Überraschend war für mich höchstens die Performance von Stevens, nicht die Tatsache dass er Golovkin damit häufig schlecht aussehen ließ.
Ich fand Golovkin's Leistung alles in allem absolut Zufriedenstellend. Er hat alles versucht und alles nötige getan, um einen sehr gut vorbereiteten, höchst unangenehmen Gegner klar zu besiegen.
Der Unterschied war diesmal eben, dass man diesmal klar sehen konnte, wie man Golovkin theoretisch in große Schwierigkeiten hätte bringen können.
Im MW bringt aber derzeit keiner das Gesamtpaket mit, um Golovkin wirklich gefährden zu können. Im SMW gäbe es da aber schon einige.
Ich persönlich fände es daher vernünftiger, wenn er im MW bleiben würde, zumal das seine natürliche GK zu sein scheint und er bei einem Aufstieg, an einem der wichtigsten Aspekte, nämlich den seiner Körperlichen Robustheit zwangsläufig mehr oder weniger einbüßen würde.
Als GGG Sympathisant hoffe ich daher, dass die Verbände und TV-Sender doch irgendwann mitspielen und er im MW genügend reizvolle Herausforderungen findet.