Eine Erklärung wäre vielleicht, dass Handball in den Herkunftsstaaten wenig bis gar nicht bekannt ist und somit nicht primär als Sportart angewählt wird. Wenn jemand in Deutschland ein gewisses Niveau entwickelt, ist er oft interessant für sein Heimatland, so dass er unter Umständen der deutschen Nationalmannschaft (noch) nicht zur Verfügung steht. Beim Nationenwechsel obliegt erst einmal eine dreijährige Sperre des Weltverbandes. Besondere Beispiel diesbezüglich war der Belorusse Siarhei Rutenka, der erst für Belorus, dann für Slowenien und schließlich für Spanien spielte.
Ein aktuelles Beispiel ist Hans Aaron Mensing, mit deutschem Vater und dänischer Mutter, der nicht für Deutschland, sondern für Dänemark spielt.
Fernab der Nationalmannschaften ist allerdings die Quote von Spieler:innen, die nicht unbedingt europäischen Migrationshintergrund haben, die sich für Handball entscheiden leider (noch) viel zu gering. Das liegt m.E. aber auch, jedoch nicht nur an der Omnipräsenz vom Fußball und den strahlenden Möglichkeiten, darüber auch den sozialen Aufstieg schaffen zu können.
Gab ja in der Vergangenheit auch Spieler wie Pevnov oder M‘Bengue als Nationalspieler mit Migrationshintergrund.
Bzw. beim Leider viel zu früh verstorbenen Oleg Velyky, war es auch so, dass dieser nach dem er bereits einige Zeit in Deutschland gelebt hatte, den Wechsel der Staatsbürgerschaft vollzog und für Deutschland spielte obwohl er bereits zuvor für die Ukraine gespielt hat.
Generell ist es in Deutschland natürlich auch so, dass der Zugang zum Handball flächendeckend über die Republik natürlich bei weitem nicht so möglich ist wie im Fussball.
Es gibt einige Regionen ( vor allem in NRW & Baden-Württemberg), wo du auch in der Breite bis in die unteren Klassen einen Spielbetrieb, hast der annähernd mit dem Fußball vergleichbar ist (also flächenmässig kleine Bezirke mit einer Vielzahl an Mannschaften & geringe Fahrtstrecken).
Während du beispielsweise in Bayern auf vergleichbaren Niveau Bezirke hast die vom Bodensee/Allgäu bis nach München gehen.
In den Städten ist es zudem oftmals auch so, dass aufgrund der Konkurrenz anderer Ballsportarten, Trainingsmöglichkeiten in den Sporthallen der Stadt nur begrenzt sind.
Während zumindest in ländlichen Regionen & Ballungsräumen vor der Stadt, Handballvereine nicht so arg diese Konkurrenzsituation mit anderen Sportarten haben und über entsprechend mehr Kapazitäten für Training und Ausbildung der Jugend verfügen.
Wie in anderen Sportarten auch, aber meiner (vielleicht subjektiven) Meinung nach noch extremer als in anderen Sportarten ist der Umstand, dass viele Handballer auch vor allem Handball spielen, weil die Eltern oder nahe Verwandtschaft (z.B. Onkel/Tante) bereits Handball gespielt hat.
Das ganze sieht man ja dann auch irgendwo in der Spitze in der Nationalmannschaft alleine im aktuellen Kader, wo die Namen Knorr, Lichtlein und Zerbe, bereits in Vergangenheit zum Inventar der Nationalmannschaft gehört haben.