Ich könnte mir vorstellen - bzw. bin ich mir sicher- dass ich nicht der einzige bin , der so denkt. Folglich könnte es auch im profifußball für den ein oder anderen ein Problem sein.
Ich trau mich keine Zahl in den raum zu werfen, aber ich glaube der anteil derer die ein Problem damit haben/ hätten, wäre nicht gering.
Es ist m.M. nach eine Sache des gesellschaftlichen Umfelds insgesamt und beim Fußball auch Sache der Vereinskultur. Ich bin selbst nicht schwul, arbeite aber in den Medien und wohne in Köln, ergo kenne ich viele Schwule und Lesben, und niemand regt sich darüber auf. Hier gibt es es zudem eine große homosexuelle Szene, ich will nicht sagen, dass die in der breiten Öffentlichkeit nur auf Toleranz stößt, offene Anfeindungen gibt es natürlich auch. Ich kenne z.B. einen Türken, der ist schwul, und man sieht es ihm auch auf fünf Kilometern an, der wird von seinen Landsleuten öfters angepöbelt. Trotzdem ist das gesellschaftliche Umfeld relativ tolerant. Aber geht mal hundertzwanzig Kilometer weiter in irgendein kleines Kaff im katholischen Sauerland. Ein Freund von mir arbeitet da als Grundschullehrer. Meiner Meinung nach ist der schwul, aber er gesteht es niemandem ein, und auch nicht sich selbst, nicht zuletzt, weil er wahrscheinlich echt Probleme kriegen würde, mit seinen eigenen gottesfürchtigen Eltern, die ihn ständig damit aufziehen, warum er seit zehn Jahren keine Freundin hat, aber natürlich auch mit den Eltern der Kinder, die er unterrichtet.
Beim Sport ist das m.M. nach genau das gleiche. Das Umfeld ist endscheidend. Zuerst natürlich bei der Sportart selbst: Wenn im Tanzsport jemand schwul ist, dann heißt es: "Och ja, wundert mich nicht - tough guys don't dance!" und impliziert damit, dass Tänzer nicht tough sind (dass professionelle Balletttänzer so ziemlich den durchtrainiertesten Körper aller Sportler haben, wird dabei gerne übersehen!). Das gleiche beim Frauenfußball: Na, die müssen ja alle lesbisch sein!
Aber (Männer)fußball ist eben a) ein Volkssport und b) ein Sport mit einem sehr konservativen "Klientiel", in dem klassische männliche Werte propagiert werden. Wenn dir von den Zuschauerrängen aus dreißigtausend Kehlen entgegen gebrüllt wird: "Schwuler, schwuler BVB" (schwul=weibisch=schwach), dann kannst du dir doch als homosexueller Fußballer denken, was passiert, wenn du dich outest. Also macht es keiner. Ich denke, es kommt als letzten Punkt aber auch auf das Vereinsumfeld an. Bei einem Verein wie St. Pauli kann ich mir eher vorstellen, dass sich jemand outet, und dass das auch von der Mehrzahl des Publikums akzeptiert wird, als bei Energie Cottbus. Ich denke, dass wird sich alles irgendwann mal ändern, und wir werden bei jedem Verein Spieler haben, die offen mit ihrer Homosexualität umgehen, aber die Zeit ist noch nicht reif dafür!
Zum Thema schwul und ekelig: Ich will mir schwule sexuelle Praktiken auch nicht vorstellen, und ich will sie auch nicht sehen! Aber es zwingt mich auch niemand dazu, also kann es mir doch völlig egal sein. Sex ist Privatsache. Ich habe allerdings oft den Eindruck, dass Leute, die Schwule per se "ekelig" finden, selbst Angst haben, schwul zu sein, bzw. schwul sind, und das durch übertrieben nach außen getragene Homophobie zu übertünchen versuchen!