Aktuell ist die Situation im (deutschen) Fussballgeschäft doch teilweise so, dass "Fans" mit Aktionen der untersten Kategorie bewirken können, dass ein Spieler seinen Vertrag auflöst, dass schwarze Spieler mit Affenlauten oder rassistischen Pöbelein bedacht werden oder dass Traninsgpätze nach Niederlagen mit Todesdrohungen beschmiert oder die Spieler verfolgt werden.
Ich würde mich in einer derartigen Parallelwelt (denn nichts anderes ist das Fussballgeschäft, auch wenn es durchaus auch allgemeine gesellschaftliche Meinungen widerspiegelt) nicht outen wollen wenn ich homosexuell wäre.
Nach dem Outing eines Bundesligaspielers gibt es mMn nur 2 (realistische) Möglichkeiten: Die schon angewandten Praktiken sogenannter "Fans" (seihe oben) werden auch bei diesem Spieler angewendet. Vielleicht nicht sofort (das Feuilleton wäre zunächst begeistert, er würde für seinen Mut gelobt werden, ich fände es übrigens auch gut, bei den schon angesprochenen "Fans" oder Trainingskiebitzen würde das aber, denke ich, anders aussehen, zudem wäre ihm eine wochenlange totale mediale Aufmerksamkeit sicher, da gibt es auch schöneres), aber Fehler oder Antipathien der Fans werden diesen Spieler härter und ihn anderer Form treffen als seine Mitspieler, da er in den Augen vieler eben "anders" sein wird und solche Leute werden ganz gerne als Sündenböcke auserkoren. Das wäre das mMn realistischste Szenario nach einem Outing und für mich Grund genug von eben diesem abzusehen.
Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass von Seiten der "Fans" zu noch drastischeren Mitteln gegriffen wird, da sie sich nicht mit einem Homosexuellen in "ihrer" Mannschaft abfinden können. Das will ich mir dann gar nicht erst vorstellen.
Ein drittes, mMn leider äußerst unrealistisches Szenario, wäre ein Schulterzucken und eine "Na und?"-Reaktion. Der Spieler wird nicht anders betrachtet als vorher, den Medien ist es ein paar Zeilen wert und für den Spieler als solchen verändert sich nichts wirklich entscheidendes. Wie gesagt, leider im heutigen Fussballgeschäft sehr unrealistisch, da dürften wir sogar noch Jahrzehnte von entfernt sein, bedenkt man, dass sich nicht mal ein gestandener Ex-Profi (mir fällt zumindest keiner ein) öffentlich geoutet hat. Die wird es auch geben und das ist mMn der nächste Schritt. Das Thema Depressionen hat allein durch Enke auch einen großen Sprung in die Mitte der Gesellschaft und in die Köpfe der Menschen gemacht, hoffen wir, dass es mit dem Thema Homosexualität (bezogen auf Fussball) irgendwann ähnlich ist.