Zu LeBroston:
Wurde ja schon das meiste gesagt, noch ein paar verstreute Gedankenschnipsel dazu, und wieso es vielleicht (vielleicht!) mehr Sinn machen würde - wenn es denn eintritt - Kyrie statt Hayward zu traden. Alles unter der Prämisse, dass man LeBron überhaupt für sich will, wogegen es ja auch legitime Einwände gibt.
Erst einmal, ich denke eines ist klar: Brown und Tatum sind untouchable.
Und auch Al Horford ist untouchable, selbst wenn er finanziell in ein Paket geschnürt werden könnte, einerseits weil die Celtics ohne ihn auf den Big Man-Positionen stark unterbesetzt wären, andererseits weil es von allen Spielern des Rosters betont wurde, welche entscheidende Rolle er als Leader und Veteran einnimmt. In einem Managerspiel könnte es vielleicht Sinn machen, ihn als Salary Filler zu nutzen, da er der mit Abstand älteste aller drei Max-Spieler ist, aber in der Realität ist es nicht gangbar, das emotionale Kernstücks eines zumal noch derart jungen Teams zu traden.
Zudem, wie auch im Ringer-Artikel bereits betont, muss man sich vergegenwärtigen, wie sauber die Celtics-Payroll ist, was eigentlich wunderbar ist, aber in Trades einen deutlichen Verlust an Flexibilität bedeutet. Welcher Spieler von Boston hat das vierthöchste (!) Jahressalär hinter den drei Max-Stars? Genau, Jayson Tatum, der Rookie.
Sodass es also tatsächlich, sollte man LeBron per S&T verpflichten wollen, zur Gretchenfrage kommt: Irving oder Hayward?
Warum Cleveland Hayward vielleicht gar nicht will:
Dass Cleveland definitiv nicht Kyrie Irving will, ist ja trivial. Beschädigte Beziehungen zum Team nach dem Trade-Drama von letztem Jahr, Free Agent nach 2019 - Irving wäre todsicher nach einem Jahr weg.
Nun ob die Cavs Hayward wollen, das ist natürlich komplette Spekulation und keiner weiß, wie das Cleveland Front Office plant.
Aber die Frage ist - wenn man LeBron 1:1 mit Hayward ersetzt, wie weit würde dieses Team kommen? Seien wir ehrlich, es würde wahrscheinlich nicht einmal die Playoffs erreichen. Will Cleveland wirklich in dieser Mediocrity Treadmill feststecken?
Und ein Aspekt, den man nicht vergessen sollte: Geld. Die Cavs sind bekanntermaßen das zweitteureste Team der Liga und haben, seit James zurückgekehrt ist, eine sündhaft teure Payroll. Die letzten drei Jahre musste man Luxury-Tax zahlen, was wiederum heißt: Sollte man in jenen Jahren wieder über der Luxury Tax Thresold landen, dann müsste man (wie auch dieses Jahr) sogar Repeater Tax zahlen, und zwar sowohl 2018-19 als auch 2019-20.
Luxury Tax zahlt man dieses Jahr ab 123 Millionen. Die Cavs-Payroll liegt, wenn LeBron nächstes Jahr bei den Cavs spielt, bei knapp 138 Millionen für 10 Spieler. Dazu kommt dann noch der 8. Pick (vorausgesetzt man hält diesen), ihr eigener Pick + Minimum-Contracts, um das Roster aufzufüllen, also kann man mal abschätzen, dass man bei ca. 145 Millionen liegen würde. Mit Hayward (31,2 Mio.) statt LeBron (35,6 Mio.) läge man immer noch bei um die 140 Millionen.
Ist man bereit, so viel Geld zu zahlen für ein Team, dessen Contenderchancen bei exakt 0 liegen? Und nicht nur das, Hayward hat noch zwei Jahre Vertrag, ebenso wie JR, Tristan, Hill und Clarkson (alleine diese 4 verdienen nächste Saison knapp 64 Millionen und das Jahr darauf 66 Millionen), womit man dann für zwei Jahre schon mal de facto 100 Mio. an Salary für 5 Spieler ausgibt. Und sollte Kevin Love für 2019-20 seine Player Option ziehen (wohl eher unwahrscheinlich, aber wer weiß? er ist dann fast 31 mit Verletzungshistorie, wer würde ihm noch über 25 Mio. zahlen? vielleicht würde Love einfach noch ein Jahr abkassieren, versuchen in einem schlechten Team seine Stats zu padden, um danach woanders seinen letzten relevanten Vertrag seiner Karriere zu unterschreiben), dann muss man auch für 2019-20 automatisch wieder Repeater Tax zahlen. Ziemlich viel Kohle für ein derart mittelmäßiges Team.
Würde es ohne LeBron für die Cavs nicht Sinn machen, den Reset-Knopf zu drücken? Mit dem 8. Pick hat man bereits ein erstes gutes Asset. Und vor allem, will Gilbert dann vielleicht nicht einfach Geld sparen (was sich ja gut mit Tanking vereinbart)? Das niedrigste, was man an Salary bei einem S&T für LeBron zurückbekommen könnte, müsste bei so 28 oder 29 Mio. liegen, womit man die Payroll auf so 137-138 Mio. drücken kann. Genau deswegen könnte eine Art Trade, wie es sich z.B. beim im Ringer-Artikel erwähnten Tradevorschlag von Bill Simmons (drei Expirings Morris + Kanter + Mudiay + #9 + #27) verhält, so viel Sinn machen. Man holt sich nur Expirings zurück und spart damit fürs übernächste Jahr viel Geld, holt sich ein weiteres gutes Future-Asset und ebenso wichtig, #27 (oder ihr eigener Pick oder eine Kombination davon) kann man verwenden, um einen ihrer fetten Contracts (sagen wir mal Thompson) zu dumpen und unter die Luxury Tax-Threshold zu fallen. Klar könnte man das auch mit Hayward tun, aber dann würde man damit ja zwei Moves machen, die in entgegengesetzte Richtungen gehen, einerseits so gut wie möglich bleiben mit Hayward, aber andererseits sein Team auszudünnen, um Geld zu sparen. Sollte man versuchen, sich aus der Luxury Tax zu traden, wäre es viel sinnvoller, es mit einem Hard Reset des Teams zu vereinbaren und in einem LeBron S&T deswegen auch nur Expirings + Talente/Picks anzunehmen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es heißt ja oft, wenn LeBron geht, sollten die Cavs froh sein, überhaupt noch etwas zurückzubekommen, dass ein Hayward für LeBron immer noch besser ist als gar nichts für LeBron. Aber wenn die Cavs der Meinung sind, dass sie ohne LBJ null Chancen auf Contention haben, ist dem eben nicht so, zumindest nicht unbedingt. Sie könnten LeBron einfach gehen lassen und würden damit ihre Payroll stark entlasten (und wären natürlich auch nicht taxpflichtig), ohne jetzt genau nachgerechnet zu haben, damit kann man sicherlich an die 100 Mio. einsparen.
Es ist also gut möglich, dass die Cavs sowieso nur einen Three-Team Deal wollen bei einem S&T (oder es sich sündhaft vergüten lassen wollen, wenn sie so viel Geld aufnehmen, ich weiß nicht mal, ob SAC 2019 da reicht), und somit weder Kyrie noch Hayward, und Ainge somit den richtigen Deal finden müsste (was man ihm zutrauen sollte, natürlich).
[Disclaimer: Ich bin aber wahrlich kein Salary Cap-Experte, sondern rate hier bisschen ins Blaue hinein, und lasse mich gerne korrigieren.]
Warum Boston Hayward vielleicht nicht gehen lassen will:
Hayward war schwer verletzt, aber es scheint ja strukturell alles in Ordnung zu sein, und reine Knochenbrüche verheilen normalerweise auch sehr gut (siehe PG13). Bei Kyrie hingegen könnte es sein, dass man Gesundheitsbedenken hat. Vorneweg, ich glaube nicht dran, aber Knieverletzungen können immer tricky sein. Fairerweise muss man sagen, die Knie-OP dieses Jahr hing auch einfach mit den Beschwerden von 2015 zusammen und offiziell wurde verlautbart, dass sein Knie strukturell völlig in Ordnung ist. Andererseits ist Irving natürlich dennoch ein Spieler, der in seinem Alter schon eine sehr lange Verletzungshistorie hat, der 2015 die Finals und 2018 die gesamten Playoffs verpasst hat, der in drei seiner sechs Non-Lockout Regular Seasons maximal 60 Spiele bestritten hat, der einen Großteil seiner Collegesaison verletzt draußen saß. Wenn Ainge Bedenken hat (was ich nicht glaube, aber wenn doch, würden wir es nicht erfahren), könnte das ein Faktor sein. Großes Wenn.
Ein weiterer Faktor: Irvings Vertrag und sein Verhältnis zu LeBron. Bekanntermaßen ist Irving nach der nächsten Saison Free Agent, und auch wenn ich die neuesten Gerüchte, er wolle danach vielleicht gehen oder sich gar den Knicks anschließen, für großen Humbug halte, ist nicht zu unterschätzen, wie er darauf reagieren würde, wenn er plötzlich wieder mit LeBron in einem Team spielen muss, nachdem genau dies der Grund war, weswegen er aus Cleveland weggetradet werden wollte: Um aus LeBrons Schatten zu steigen und in einem eigenen Team "The Man" zu sein. Klar kann man sagen, wieso sollte Ainge darauf Rücksicht nehmen? Er kann einfach trotzdem LeBron holen, da hat Irving kein Mitspracherecht. Aber sollte Irving es tatsächlich derart missfallen, mit ihm in einem Team zu spielen (und er hat ja bereits einen Ring, also legt er vielleicht nicht so viel Wert mehr darauf, einfach in einem stacked Team Ringe einzusammeln, ohne der fokale Punkt zu sein), kann er nach 2019 auch einfach gehen.
Zuletzt, zu Hayward an sich: Nicht nur wäre es ein PR-Debakel, wenn man sein groß angepriesenes Free Agent Max-Signing nach einer Saison, in der dieser unverschuldet verletzt aussetzen musste, in einer derart fürchterliche Situation (wie es die Cavs nun mal sind) tradet, es könnte auch Bostons Wert als künftige Free Agent-Destination vermindern. Boston war ja eigentlich nie eine Attraktion für Free Agents und hat erst in den letzten Jahren mit Horford und Hayward zwei große Fänge landen können, das könnte möglicherweise schnell wieder passé sein, denn wieso sollte man mit einem Team langfristig signen, wenn es einen vielleicht sowieso bei der ersten Gelegenheit in die Pampa abschiebt? Könnte ja vielleicht auch durchaus relevant sein für eine Zeit, wo nur noch Brown und Tatum übrig sind, und sobald man einen schlechten Ruf hat, geht der so schnell nicht wieder weg, ganz besonders da Ainge sicherlich noch viele Jahre seine Fäden ziehen wird.
Auch sei nicht vergessen, wie eng Stevens und Hayward sind aufgrund ihrer College-Vergangenheit. Wenn man seinen Darling wegtradet, könnte man unter Umständen das wertvollste Asset seiner Franchise verärgern. (Ich denke, Stevens wäre da professionell genug, aber sei dennoch mal erwähnt.)
Nach all dem Blabla über persönliche Befindlichkeiten und Verträge soll auch nicht der wichtigste Aspekt unterschlagen werden: Der sportliche Fit. Nun ist das natürlich in beiden Fällen ein Vergleich auf abartig hohem Niveau.
Ich denke, für viele ist Hayward einfach deshalb der logische Trade-Kandidat, weil er die gleiche Position spielt wie LeBron, und man an ihn einfach 1:1 in die alte Lineup slotten kann: Irving - Brown - James - Tatum - Horford.
Aber, und das ist jetzt wieder auch nur persönliche Spekulation, aber ich lehne mich einfach mal aus dem Fenster, und sage: Wenn man LeBron holt und Irving dafür weggibt, dann kann man das genauso tun.
Man wird nicht Rozier oder Smart starten, sondern einfach LeBron als Point Guard spielen lassen. James - Brown - Hayward - Tatum - Horford.
Das dürfte (wie natürlich auch die Lineup mit Kyrie statt Hayward) eine der besten Starting Fives aller Zeiten sein. Man würde damit beginnen, dann LeBrons Minuten mit denen von Rozier und Smart staggern, damit diese ihn beim Ballvortrag entlasten können, und am Schluss des Spiels will man sowieso den Ball in James' Händen.
Offensiv kann man darüber streiten, ob diese Lineup besser wäre, einerseits ist Kyrie in einem Vakuum der begabtere offensive Spieler und Scorer, andererseits sind seine Fähigkeiten als Iso-Punch mit einem derart balldominanten Gott wie LeBron vielleicht auch etwas redundant und der in seinem Stil doch etwas flexiblere und mehr dem Teambasketball zugeneigtere Hayward der bessere Fit.
Aber defensiv dürfte klar sein, welche Option die bessere ist. Nicht nur ist Hayward der bessere Defender im Vergleich zu Irving, auch würde LeBron als Point Guard defensiv im Grunde perfekt ins System passen.
Wenn man sich die Defense aller Teams in diesem Playoffs anguckt, dann fällt v.a. auf: Switching, Switching, Switching - ein Trend, bei dem man die Celtics durchaus als Vorreiter bezeichnen kann, da wir schon seit Jahren (wie ja z.B. auch früher die Heat) das Mantra des "positionless basketball" predigen, was ja auch ein Grund dafür ist, dass Leute wie Brown oder Tatum, aber eben auch Hayward in Stevens' Idealsystem (ein Guard - drei flexible Wings - ein Big Man) derart wichtig sind, da sie eben von 2-4 situativ einigermaßen mühelos verteidigen können (Hayward nicht gegen jedes Matchup und Tatum erst gänzlich, wenn er ein paar Kilo zugelegt hat). Wenn man dann als "Guard" jemanden wie LeBron hat, der für einzelne Possessions eigentlich jeden verteidigen kann, dann stehen mit Horford (der die meisten Perimeter-Matchups handhaben kann) fünf Mann auf dem Feld, die wahrlich nahtlos zwischen fast jedem Matchup wechseln können. (Und mit Smart einen sechten Mann auf der Bank, der das ebenso kann, der für einige Possessions auch mal manchen Center effektiv verteidigen kann. Und mit Ojeleye - großes Fragezeichen - irgendwann einen potenziellen siebten, wenn dieser sich denn genügend entwickelt.) Wie oft hat man diese Playoffs gesehen, wie Boston bei dem Anzeichen eines Screens gleich geswitched hat, und plötzlich war Rozier gegen einen Forward und wurde komplett überpowered. Nun ersetze man in einer derartigen defensiven Situation Rozier mit James, und das Ganze sieht gleich anders aus.
Doch, wie gesagt, alles nur Spekulation, und es gibt natürlich auch Gründe dafür, wieso man lieber Irving als Hayward haben würde. Da spielt auch persönliche Präferenz mit rein, da ich keiner bin, der Kyrie allzu hoch bewertet oder seinen Spielstil genießt, also einen Bias und gewisses Wunschdenken gebe ich offen zu.
Am Ende des Tages liegt es an Ainge, die richtige Lösung zu finden, und wenn es jemanden gibt, der dazu in der Lage ist, und gleichzeitig kaltblütig genug, um alles zu tun, was nötig ist, dann ist es Trader Danny.
Meine Prognose: LeBron unterschreibt in Philadelphia.