Das Grundproblem ist ja, dass es keinen allgemein gültigen Maßstab gibt. Eigentlich müsste man sich eh fragen nach welchen Kriterien man überhaupt Filme bewertet. Wie bewerte ich einen Film, der vielleicht sau gut gemacht ist, den ich aber nur alle paar Jahre mal sehen will? Oder ich hab einen Lieblingsfilm, den ich ständig gucken könnte, aber mir ist eigentlich klar, dass er "technisch" nicht höchstens Niveau hat.
Nehme ich z.B. mal "Ratatouille", den Giftpilz mit 10 /10 bewertet hat: In meinen Augen ein "netter Film"...
Wieso siehst du das als Problem? Gefallen ist am Ende immer subjektiv, und die allermeisten werden Filme nach dem ganz eigenen Maßstab bewerten, was ihnen selbst am wichtigsten ist. Bei mir ist das einfach, wie sehr ich mich von einem Film unterhalten fühle. Selbstverständlich ohne jede Garantie, dass das zwangsläufig bei jemand anderem ebenso ist, weswegen ich auch umgekehrt gar nichts auf die Meinung eines einzelnen Filmkritikers gebe (es sei denn, ich weiß genau, dass der einen sehr ähnlichen Geschmack hat wie ich), sondern wenn schon eher auf die der Masse.
Kommt da ein Film bei der recht gut an, besteht tatsächlich auch eine höhere Chance, dass der etwas für mich sein könnte, und ich habe meiner Erinnerung nach auch noch keinen Film gefunden, der von vielen im Schnitt richtig mies bewertet wurde (sagen wir mal ~3/10), und den ich dann trotzdem gut gefunden hätte (mehr als 6/10). Umgekehrt aber sehr wohl, wenn ich nur alleine an Filme wie "Chicago" denke (Massenschnitt 7,2/10, bei ausgewählten Kritikern gar 82/100, 7,9 bei Rotten Tomatoes, oscarnominiert und -ausgezeichnet): Ich
hasse die Musik aus dem Film, finde fast immer gesungene anstatt von gesprochenen Dialogen supernervig, und die Handlung ist in der Darstellungsform für mich komplett langweilig. Da sitze ich dann allenfalls entgeistert und zunehmend immer angepisster vor der Leinwand bzw. dem Bildschirm, während es mir immer schwerer fällt, über "Fehler" hinwegzusehen. Zum Beispiel der überhektische Schnitt (ich achte normalerweise überhaupt nicht auf technische Details, aber merke dann doch oft, dass ich große Totalaufnahmen meistens dann doch sehr mag, eine schnelle Szenenabfolge dagegen meistens gar nicht - am schlimmsten noch mit Shaky Cam, die irgendwelche Action vortäuschen soll, wo kaum welche ist), der eh nur dazu da ist, um den Tanz positiver aussehen zu lassen als er ist. Lachhaft - mit der Technik kann man auch aus mir einen Fred Astaire machen, also wieso wurde da das Rumgehopse von Zeta-Jones und Zellweger so gelobt? Ist mir ein echtes Rätsel.
Ich schweife ab, aber es sollte jetzt eh nur ein Beispiel dafür sein, dass die Meinung anderer niemals verbindlich für einen selbst sein muss.
Warum ich "Ratatouille" so bewertet habe? Das kann ich nicht mal richtig begründen. Ich möchte da auch gar nicht sezieren, warum mir der Film so gefallen hatte, wobei ich sowieso nicht ausschließen würde, dass er irgendwann bei einem erneuten Sehen vielleicht dann doch nur noch eine 8/10 oder 9/10 sein könnte, und prompt lägen wir gar nicht mehr auseinander. Am leichtesten fällt mir eine Begründung dann eher noch bei der "Nackten Kanone" (wohl der Film, bei dem ich mit am meisten lachen musste) oder gar "Star Wars", bei dem ich damals als Kind völlig geflasht war, als mein Vater ihn mal aus der Videothek mitbrachte - der erste Film, den ich sofort nochmal sehen wollte, und selbst jetzt Ewigkeiten später mag ich die Teile IV und V nach dem x-ten Sehen immer noch sehr. Oder ich könnte mir auch vorstellen, dass ich bei einem erneuten Sehen von "Hotel Ruanda" der Meinung sein könnte, dass der doch ein Zehner sein müsste (denn ergriffen hat er mich wohl ebenso wie "Der Pianist").
Vielleicht ist es da einfacher, nicht über Nuancen zu diskutieren, sondern besser über grobe Tendenzen: Ich mache eh gar keine so großen Unterschiede zwischen 8/10 und 10/10 (das sind letztlich allesamt Filme, die ich klasse fand), während der nächste "Block" aus 6/10 und 7/10 besteht (fand ich durchaus sehenswert bzw. empfand ich als netten Zeitvertreib), dann die 4/10 und 5/10 zusammen (hätten besser unterhalten können, aber sie scheiterten daran aus den unterschiedlichsten Gründen), und dann eben alles von 3/10 bis weniger, was dann für mich richtig miese Filme sind.
Schwieriger wird es entsprechend, wenn jemand einen völlig anderen Punktemaßstab nimmt als ich. Sei es jetzt, dass wie bei MadFerIt 7/10 den Durchschnitt darstellt (statt 6/10 wie bei mir), oder - wie es auch oft vorkommt - dass jemand die Zehnerskala kaum ausschöpft und quasi nur Daumen hoch (dann meistens direkt die 10/10), Daumen zur Seite (6/10) und Daumen runter (1/10) benutzt. Aber wenn ich das IMDb-System halbwegs richtig verstehe, berechnen die dort eh nicht nur die Wertung anhand der gesammelten Punktzahl durch die Anzahl der Kritiker, sondern gewichten. Und da bin ich mit dem Endergebnis meistens recht zufrieden. Wenn man sich etwas damit auskennt, wie die dortigen Usermassen werten, ist das sehr aussagekräftig. Zum Beispiel: Auf cool gemachte Actionfilme kommen dort im Schnitt deutlich besser an als bei mir, Horror und Musicals fallen ebenfalls meistens besser aus als bei mir (die Genres, die mir am wenigsten liegen), und Serien sind selten richtig repräsentativ bewertet, weil bei ihnen allzuschnell nur noch die Fans übrig bleiben. So ist es gar nicht selten, dass eine früh abgesetzte Serie, die kein ausreichendes Publikum fand, Durchschnittswertungen von 6,5/10 und besser hat - absurd, wenn man sich das richtig überlegt. Aber diejenigen, denen die Serie nicht gefiel, schalten ja erst gar nicht mehr ein, und für so wichtig, sie trotzdem zu bewerten, halten sie die auch nicht.