Indianapolis Farce


GitcheGumme

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Schumacher gewinnt skandalöses Rennen in den USA

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Reaktion eines Fans auf das heutige Rennen in den USA: Stinkefinger!

(F1Total.com) - Michael Schumacher feierte heute in Indianapolis den 84. Grand-Prix-Sieg seiner glorreichen Karriere - und mit Sicherheit den sportlich wertlosesten: Im Zuge der Michelin-Affäre, über die 'F1Total.com' bereits ausführlich berichtet hat, bogen 14 von 20 Autos nach der Aufwärmrunde an die Box ab - und nur sechs Piloten trugen das Rennen im Heiligtum des amerikanischen Motorsports, in Indianapolis, unter sich aus.

Die sechs Teilnehmer standen auf ihren angestammten Startpositionen, und Schumacher entschied den Start für sich. Das sportliche Geschehen war völlig nebensächlich und es wurde kein einziges Überholmanöver auf der Strecke geboten. Alle Positionen waren relativ rasch bezogen - und so wurde den vielen Zuschauern auf den Tribünen ein einziges Trauerspiel gezeigt. Viele Fans waren verärgert, schrieben bösartige Botschaften auf Plakate und warfen Dosen und Flaschen auf die Fahrbahn, die von Streckenposten in waghalsigen Aktionen entfernt werden mussten.

Bis auf Christijan Albers, der eine Dreistoppstrategie verfolgte und deutlich vor seinem Teamkollegen Patrick Friesacher (beide Minardi-Cosworth) Fünfter wurde, waren alle auf zwei Stopps. Die Strategie sorgte aber für die einzigen Verschiebungen: Beim ersten Stopp von Schumacher wurde ein Hinterreifen überprüft, wodurch der Deutsche einige Sekunden einbüßte und die Führung verlor, doch mit einem längeren zweiten Stint kam er wieder an Barrichello vorbei.

Bei Schumachers Ausfahrt aus der Boxengasse wäre es beinahe noch zu einem Drama für Ferrari gekommen, denn Barrichello wollte außen als Führender in die erste Kurve einbiegen, bremste aber einen Tick zu spät, wollte eine Kollision vermeiden - und musste auf die Wiese ausweichen. Von dem Zeitpunkt an war das Rennen gelaufen - und in der Reihenfolge Schumacher vor Barrichello, Tiago Monteiro, Narain Karthikeyan (beide Jordan-Toyota), Albers und Friesacher ging die Farce von Indianapolis zu Ende.

Das bitter enttäuschte Publikum, welches zum Teil horrende Kosten auf sich nehmen musste, um dieses Trauerspiel geboten zu bekommen, buhte bei der Siegerehrung gnadenlos - und die drei Fahrer auf dem Podium wurden vor der Zeremonie von Streckenbesitzer Tony George persönlich angewiesen, wie sie sich zu verhalten hatten. Lediglich Monteiro erntete etwas Beifall.

Trotz aller sportlichen Wertlosigkeit hatte der Grand Prix der USA doch einen sportlichen Beigeschmack, denn in der Fahrer-WM liegt Michael Schumacher nun mit nur noch 25 Punkten Rückstand auf dem dritten Platz. Für Jordan-Toyota war es ohnehin ein wichtiger Tag, denn das Team sammelte elf WM-Punkte und liegt damit nur noch knapp hinter Sauber-Petronas. Einziger Rennstall noch ohne Punkte ist damit BAR-Honda.

Besonders traurig sind die heutigen Ereignisse natürlich insofern, als sich die Formel 1 seit Jahren in den USA etablieren möchte, doch mit einem Rennen mit sechs Autos hat sich der Grand-Prix-Sport bestimmt keine neuen Freunde gemacht. Welche sportpolitischen Konsequenzen dies haben wird, ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch gar nicht anzusehen. Fest steht aber, dass es trotz des Erfolgs von Michael Schumacher nur Verlierer gibt.
 

nowitzki41

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Das hier hab ich von der Michelin Homepage, ich könnte mich kaputtlachen:


Karlsruhe (14.6.2005) - Seit der Rückkehr der Formel 1 auf den Indianapolis Motor Speedway in der Saison 2000 konnte Michelin in der Heimat des amerikanischen Motorsports - trotz sehr guter Leistungen - bislang noch keinen Sieg einfahren. Diese Serie möchte der französische Reifenhersteller am kommenden Sonntag im fünften Anlauf durchbrechen und damit seine Führungen in der Fahrer- und in der Konstrukteurswertung weiter ausbauen. Nach bislang acht Erfolgen in den bisherigen acht Saisonläufen zählen Michelin und seine Partnerteams auch beim Grand Prix der USA zu den großen Favoriten.


Der Indianapolis Motor Speedway zeichnet sich vor allem durch seine Kombination zweier gegensätzlicher Strecken-Charakteristiska aus: Der Hochgeschwindigkeits-Passage über einen Teil des Oval-Kurses steht ein ausgesprochen winkliges Kurvengeschlängel im Infield gegenüber. Die Fahrer und ihre Ingenieure stehen dabei vor der ausgesprochen schwierigen Aufgabe, den optimalen Set-up-Kompromiss zu finden: Vom sonstigen „Turn 1“ bis zum Ende der Start-Ziel-Geraden arbeiten die Zehnzylinder der Formel 1-Monoposti volle 24 Sekunden lang ununterbrochen unter Vollast - länger als auf jeder anderen Grand Prix-Strecke. Im Sinne einer hohen Endgeschwindigkeit ist dabei eine äußerst flache Stellung der Flügel gefragt. Der daraus resultierende geringe Abtrieb steht allerdings im krassen Gegensatz zu den Anforderungen des Infields, wo es in den langsamen Kurven auf möglichst viel Grip ankommt. „Wenn wir wählen könnten, nähmen wir hohen Abtrieb und gleichzeitig eine hohe Endgeschwindigkeit - aber das ist leider unmöglich“, beschreibt Michelin-Partner und Renault F1-Pilot Fernando Alonso das Dilemma.

Bei den zurückliegenden Ausgaben des USA-Grand Prix neigten die Teams überwiegend dazu, ihre Abstimmung auf den kurvenreichen Abschnitt des Indianapolis Motor Speedway hin auszurichten. „Dabei darfst du es aber nicht übertreiben“, relativiert der WM-Führende Alonso. „Deine Abstimmung sollte die bei aller Konzentration auf das Kurvengeschlängel trotzdem erlauben, auf der Geraden schnell genug zu sein, um aus dem Windschatten heraus Gegner überholen, gleichzeitig aber auch Attacken deiner Kontrahenten parieren zu können.“


Der Große Preis der USA aus der Sicht von Michelin
Im Rahmen des Set-up-Puzzles kommt auf dem „Brickyard“ von Indianapolis auch den Reifen eine besondere Bedeutung zu: In der Hochgeschwindigkeits-Passage durch die überhöhte Kurve sowie in der Bremszone am Ende der Start-Ziel-Geraden ist eine eher steife Reifenkonstruktion für höhere Geschwindigkeiten und Richtungsstabilität gefragt
. Die im Infield benötigten Tugenden Grip und Traktion lassen sich hingegen am besten mit einer eher weichen Laufflächenmischung in Kombination mit einer weichen Flanke realisieren. „Es ist wichtig, einen Reifen zu haben, der die hohen Belastungen in der Steilwand aushält und gleichzeitig bei geringen Geschwindigkeiten ausreichend Grip bietet“, fasst Sam Michael, Technischer Direktor des BMW WilliamsF1-Teams, zusammen. „Die Reifen für diesen Grand Prix wurden vor zwei Wochen in Europa ausgewählt, nachdem wir im Rahmen unseres Testprogramms mit Michelin an der Mischung gearbeitet haben. In puncto Rennstrategie rechne ich in Indianapolis mit zwei Stopps. Aber wir müssen abwarten, wie sich das Mehrgewicht durch den Kraftstoff auf den Reifenverschleiß auswirkt."

In puncto Reifenverschleiß sieht Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier keinerlei Probleme auf die französischen Pneus zukommen, auch wenn sie durch das geringe Abtriebs-Niveau der Formel 1-Boliden einen größeren Anteil an Grip liefern müssen. „Die überhöhte Kurve stellt trotz der Last und den hohen Geschwindigkeiten bei weitem nicht so hohe Anforderungen an die Reifen, wie viele vielleicht glauben“, erklärt der Franzose. Auf dem rutschigen Streckenbelag des Infields müssen die Teams und Fahrer darauf achten, dass die Traktionskontrolle ein übermäßiges Durchdrehen der Hinterräder wirkungsvoll unterdrückt.


Das erwarten die Michelin-Partner
Nachdem das Renault F1-Team beim Grand Prix von Kanada am vergangenen Wochenende erstmals in dieser Saison ohne WM-Punkte blieb, brennen die Gelb-Blauen darauf, wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden: „Du kannst im Motorsport nun einmal nicht in jedem Rennen vorne sein“, sagt Renault F1-Geschäftsführer Flavio Briatore. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das gesamte Team in Montreal hervorragend gearbeitet hat und sich beide Renault R25 als sehr schnell erwiesen. Diese positiven Aspekte müssen wir mitnehmen. Dann werden wir in Indianapolis wieder zurückschlagen.“


Mit der durch Kimi Räikkönens Sieg gekrönten überzeugenden Vorstellung beim Kanada-Grand Prix im Gepäck tritt McLaren-Mercedes die Reise nach Indianapolis an: „Die Strecke in Indianapolis sollte unserem McLaren MP 4/20 noch besser liegen als der Kurs in Montreal“, zeigt sich der WM-Zweite Räikkönen überzeugt. „Dort sollte es für uns also noch besser laufen als am vergangenen Wochenende.“ Das hofft auch Juan Pablo Montoya: „Ich möchte meine Disqualifikation möglichst schnell vergessen. Dabei sollte mir die Vorfreude auf den Grand Prix der USA helfen, denn ich liebe den Indianapolis Motor Speedway - nicht zuletzt, weil ich hier in der Saison 2000 das berühmte 500-Meilen-Rennen gewann.“

Auch BMW WilliamsF1 geht davon aus, dass ihnen der „Brickyard“ in Indianapolis besser entgegenkommt als der Circuit Gilles Villeneuve: „Ich glaube, dass wir dort stärker sein können als in Montreal“, bestätigt Nick Heidfeld, der am vergangenen Wochenende vorzeitig mit Motorschaden ausfiel. Sein Teamkollege Mark Webber erwartet einen spannenden Rennverlauf. „Am Ende der langen Geraden ergeben sich oft gute Überholmöglichkeiten“, so der Australier. „Die Zuschauer dürfen sich auf viel Action freuen.“

Am Ende eines derartig abwechslungsreichen Rennverlaufs sollen für Toyota Podestplätze stehen: „Wir verfügen über die nötigen Voraussetzungen, um in Indy schnell zu sein“, so Ralf Schumacher. „Unser Motor ist ausreichend leistungsstark für die lange Gerade und das Aerodynamik-Paket sollte im Infield gut funktionieren.“ Jarno Trulli ergänzt: „Toyota sah in Indianapolis in den vergangenen Jahren immer gut aus. Warum sollte dieses Jahr nicht erneut ein gutes Resultat möglich sein?“

Red Bull Racing setzt beim Grand Prix der USA erstmals eine neue Entwicklungsstufe des Cosworth-Zehnzylinders ein: Mit der neu gewonnenen Kraft hofft das österreichische Team, erneut in die Top-Acht fahren zu können. „WM-Punkte sind für uns sehr wichtig, um unsere sehr gute Position in der Konstrukteurswertung weiter aufrecht zu erhalten“, so David Coulthard. „Wir haben nicht zuletzt in Monaco und auf dem Nürburgring eindrucksvoll unterstrichen, dass Red Bull Racing in der Lage ist, weit vorne mitzufahren.“

Nach dem vierten Rang von Felipe Massa in Montreal hat auch das Sauber-Team Gefallen an vorderen Platzierungen gefunden: „Dieses Ergebnis hat gezeigt, was man mit Teamwork und Entschlossenheit erreichen können“, freut sich der Brasilianer. „Jacques Villeneuve und ich mögen die Strecke in Indianapolis. Auch unser Sauber C25 sollte dort gut funktionieren.“

BAR-Honda möchte am kommenden Wochenende nicht nur endlich die ersten Punkte der Saison einfahren - das britisch-japanische Team rechnet sich sogar Chancen auf die oberste Stufe des Siegerpodests aus. „Ich denke, wir können um den Sieg fahren“, zeigt sich Teamchef Nick Fry kämpferisch. „Unser Auto ist schnell, wir mögen die Strecke und fuhren im Vorjahr ein gutes Ergebnis ein. Wir wollen die großen Punkte, nicht die kleinen Fische.“
 

Professor Moriarty

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Natürlich ist im eigentlichen Sinne Michelin Schuld, aber die Unfähigkeit einen Kompromiss zu finden, ist umso trauriger, denn eines hat der Indianapolis Grand-Prix wieder einmal bewiesen: Bürokratie und Politik steht über dem Sport!
Ferrari beharrt mal wieder auf das gute Recht und verlangt einen Persilschein, den man auch ausstellen kann, aber die Entscheidung als einziges Team eine Schikane abzulehnen, zeugt von der Bereitschaft auch ohne Wettkampf gewinnen zu wollen. Schumacher kann sich als Opfer fühlen, aber er sollte wenigstens nicht mit fadenscheinigen Rechtfertigungen (auch unter Wettkampfbedingungen hätte man an ernstes Wort mitgeredet) argumentieren – na und! Jeder weiß, wie dramatisch ein Ausfall in Hinblick auf das Punktesystem ist. Zur FIA fällt mich gar nichts ein; Bürokratie in reinster Form!
Paul Stoddart hat viel Wahres gesagt, auch wenn ich mir mehr Konsequenz gewünscht hätte. Ferrari sollte man für derartige Definitionen von sportlichen Wettbewerben gänzlich isolieren, aber auch für Jordan und Minardi waren die Punkte eben wichtig :rolleyes:.
Wenigstens widersetzt sich Barrichello teameigener Machtstrukturen!
Genial war ausnahmsweise auch Ralf Schumacher, als er den RTL-„Experten“, die plakativ auf Michelin rumtrampelten, ordentlich den Kopf gewaschen hat!
 

karmakaze

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GitcheGumme schrieb:
"Den Kurs zu ändern und damit einigen Teams, die ein Leistungsproblem haben, weil sie keine passende Ausrüstung mitbrachten, einen Vorteil zu geben, wäre ein Regelbruch und auch unfair gegenüber den Teams, die mit korrekten Reifen nach Indianapolis kamen."
Das halte ich für Quatsch. Die Michelin-Teams müssen schon darauf vertrauen, dass ihnen ihr Reifenhersteller einen sicheren Reifen dahinstellt. Die ganze Saison wird rumgeheult wie dumm die Leute bei Bridgestone sein sollen, nur weil Schumacher nicht gewinnt, aber sobald der andere Reifenhersteller (der ja ganz klar die Schuld auf sich nimmt) Probleme bekommt, wird auf deren Kunden, den Konkurrenz-Teams zu Ferrari, rumgetrampelt.
Man baut es sich halt zusammen, wie man es braucht, typische BILD-Logik...
 

GitcheGumme

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nowitzki41 schrieb:
„Die überhöhte Kurve stellt trotz der Last und den hohen Geschwindigkeiten bei weitem nicht so hohe Anforderungen an die Reifen, wie viele vielleicht glauben“, erklärt der Franzose.

Den Satz hast noch völig außer Acht gelassen. :laugh2: :laugh2: :laugh2:
 

GitcheGumme

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red shadow schrieb:
aber die Entscheidung als einziges Team eine Schikane abzulehnen, zeugt von der Bereitschaft auch ohne Wettkampf gewinnen zu wollen.

Du solltest mal den 4. Post über deinen lesen!

Genial war ausnahmsweise auch Ralf Schumacher, als er den RTL-„Experten“, die plakativ auf Michelin rumtrampelten, ordentlich den Kopf gewaschen hat!

Wie ich schon sagte. :thumb:
 

karmakaze

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GitcheGumme schrieb:
Dann ist die FIA also mit der BILD gleichzusetzen? :licht:
Die FIA hat sich entsprechend ihrer Regeln verhalten, auch wenn ich mir etwas mehr Flexibilität gewünscht hätte. Früher war man auch flexibler, wenn man zB trotz 107%-Regel Fahrer noch zugelassen hat. Wo ist diese Flexibilität geblieben? Muss man jedesmal auf die Regeln pochen?
 
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Mr. Orange

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Das große Problem, dieses Debakel von außen zu beurteilen ist, dass man natürlich nicht genau weiß, was hinter den Kulissen abgelaufen ist.

Prinzipiell ist das, was Michelin passiert ist, natürlich ein superpeinlicher, kapitaler Fehler, aber auch kein komplett einmaliger Fall. Gerade in der NASCAR, wo hauptsächlich auf Ovalen gefahren wird, ist es Goodyear zweimal passiert, dass sie im Konkurrenzkampf zu weit an die Grenze gegangen ist. In diesen Fällen wurde es so gelöst, dass die Goodyear-Teams für das eine Rennen die Konkurrenzmarke Hoosier fuhren. (Auch so hätte z.B. eine Lösung aussehen können, wobei es in der F1 natürlich schwer vorstellbar ist, dass die Michelin-Teams fürs Rennen einfach mal ohne Tests und Abstimmung andere Reifen aufziehen.)

Das nächste Problem war natürlich, dass die F1-Regeln diesen seltenen Fall absolut nicht vorsehen. Die FIA geht davon aus, dass die Reifenhersteller für jedes Team 2 Reifentypen an die Strecke bringen und dass wenigstens einer davon sicher genug sein muss. Das ist natürlich im Prinzip vollkommen richtig, war aber hier nunmal durch Michelins Fehler nicht der Fall.
Andererseits hat es in der F1 immer Fälle gegeben, in denen unerwartete Umstände eingetreten sind und in denen man sich kurzfristig auf eine pragmatische Lösung einigen musste.

Eine Kompromisslösung hätte in diesem Fall sinnvoller Weise beinhalten müssen:
- dass schon allein im Sinne der Zuschauer ein Rennen mit genügend Teilnehmern stattfindet,
- dass das Rennen auf (in den Grenzen des Rennsports) sichere Weise stattfinden kann, also ohne akute Gefahr von Reifenschäden in der Steilwandkurve,
- dass es für die Michelin-Teams, eine irgendwie geartete Strfe oder Benachteiligung gibt, weil es logischerweise nicht sein kann, dass sie vom Fehler ihres Reifenherstellers auch noch Vorteil ziehen.

Dafür waren, soweit bekannt, 2 Möglichkeiten im Raum: entweder entgegen dem Reglement am Start andere Reifen aufzuziehen als im Qualifying (es handelte sich um ältere Reifentypen vom Barcelona-GP oder die Steilwandkurve mit einer Schikane zu entschärfen. Möglich wäre vermutlich beides gewesen, wobei es sicher auch in beiden Fällen die Möglichkeit gegeben hätte, für die Michelin-Teams eine angemessene "Strafe" einzubauen.
Z.B. hätte man bei der Reifenwechsellösung beschließen können, dass die Michelin-Teams zum Aufziehen der anderen Reifen einen extra Boxenstopp einlegen müssen (das wäre dann ein Vorteil für Bridgestone gewesen). Oder dass sie pauschal mit einer Zeitstrafe belegt werden. Oder dass ihnen die WM-Punkte aberkannt werden. Oder oder oder...

Möglichkeiten kann man sich genug ausdenken, nur hätten sich die Teams und die FIA (Ecclestone hatte da wohl weniger Einfluss) auf etwas einigen müssen. Und hier liegt in der Formel 1 z.Zt. das Problem, denn es gibt 3 große Konfliktlinien:
- die großen Autohersteller gegen Ecclestone wegen der Verteilung der TV-Einnahmen;
- ein Teil der Teams und Hersteller gegen die FIA, weil sie mit einigen der letztjährigen Reglementänderungen (insbesondere die kleineren Motoren für 2006) nicht einverstanden sind und weil sie an einer alternativen Rennserie arbeiten;
- irgendwie Ferrari gegen den Rest der Teams, z.B. weil sich Ferrari nicht an das Testabkommen hält und weil auch sonst im Raum steht, dass Ferrari von der FIA eine Sonderbehandlung bekommt (IMO ein falscher Verdacht).

Wie in diesem Fall konkret die Verhandlungen waren, ist von außen wie gesagt nicht verfolgbar. Mein Eindruck ist, dass die FIA, nachdem ihre Autorität verbal öfter in Frage gestellt wurde, nachdem Minardi zu Saisonbeginn auf durchsichtige Art eine Sonderregelung erzwingen wollte und nach dem Benzinskandal von BAR z.Zt. eine rigide Linie fährt, was in diesem Fall eine Einigung nicht ganz erleichtert hat. Andererseits habe ich den Eindruck, dass sich die Michelin-Teams sehr stark auf die Schikanen-Alternativer versteift haben, was ich auch nicht recht verstehe.

Die von der FIA vor dem Rennen veröffentlichte Stellungnahme enthielt im wesentlichen folgendes:
- Eine kurzfristige Streckenänderung käme nicht in Frage.
- Die Michelin-Teams könnten in der Steilwandkurve einfach langsamer fahren (zugegeben ziemlich realitätsfremd);
- Die Michelin-Teams könnten andere Reifen aufziehen als im Qualifiying, was dann aber ein Regelverstoß sei und eine Strafe nach sich ziehen würde. Die Strafe wurde aber nicht näher bestimmt, wobei präzisiert wurde, dass es vermutlich nicht der Rennausschluss sein würde, dass sie aber abschreckend genug sein müsse, damit die Teams in Zukunft nicht auf den Gedanken kommen, Qualifikationsreifen zu verwenden.
- Alternativ könnten die Michelin-Teams alle paar Runden den belasteten linken Hinterreifen wechseln, ja sie müssten es aus Sicherheitsgründen sogar, wenn sie die unsicheren Reifen verwenden.

Dieses Statement ist sicher im Rahmen der Regeln korrekt, wirkt aber auch nicht gerade sehr pragmatisch und konstruktiv. Man hätte ja z.B. für den Fall, dass andere Reifen benützt werden, von Vornherein eine Sanktion aushandeln können, die so gestaltet gewesen wäre, dass das Rennen noch hätte stattfinden können.
Wer letzlich wie eine Lösung sabotiert hat, das ist die große Frage.

Es ist allerdings auch durchgesickert, dass 9 Teams (alle außer Ferrari) vor dem Start kategorisch den Einbau einer Schikane verlangt haben und gedroht haben, sonst nicht zu starten. Diese Erpressung ist auch sehr fragwürdig. Dass Minardi und Jordan überhaupt am Rennen teilnahmen, hat scheinbar daran gelegen, dass Jordan hier den Streikbrecher gespielt hat.

Was immer im einzelnen gelaufen ist, ein Problem weniger hat die Formel 1 jetzt: um die Akzeptanz in den USA braucht sie sich in den nächsten 10 Jahren keine Gedanken mehr machen. Die dürfte seit gestern gleich null sein.
 

Deffid

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BTW: Es hat am Aufbau der Reifen gelegen, nicht an der Gummimischung!! :belehr: (Hat man auch erklärt, vor dem Rennen...)
Das hat nämlich auch Michelin gewusst, was bedeutet, das die neuen Reifen wohl gehalten hätten...

UND die Veränderung der Oberfläche hat kurzfristig stattgefunden, was bedeutet, das Michelin sich nicht direkt darauf einstellen konnte. Es war also nur Glück für Bridgestone das der Aufbau der Reifen gegen diese Rillen "imun" war. Beim Michelin Reifen haben sie (Die Rillen) die Schulter des Reifens weggeschmirgelt! :belehr:
 

Romo

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Es ist Alles gesagt, ich schließe mich diesen Meinungen an!
Patrick
Ich verstehe nicht wieso man die Stelle Steilkurve nicht einfach mit selbst auferlegtem Tempolimit fährt, wenn eine Schikane so einen Unterschied macht. Wenn der Renault die Stelle mit 200 fährt ist er wahrscheinlich jede Runde insgesamt immer noch schneller als der Minardi.

Headache
Tja, da hat Michelin wohl eindeutig gepatzt!
Allein Michelin hat Schuld an diesem Desaster. Wenn sie selbst sagen die Reifen halten nur 10 Runde durch dann kann man nicht erwarten dass die Teams starten. Auf der anderen Seite ist es aber auch mehr als verständlich, dass Ferrari und die FIA der Schikane nicht zugestimmt haben. Erstens wäre der Grand Prix nicht mehr wettbewerbsgerecht und hätte sowieso ausser Wertung laufen müssen und zweitens (aus Ferrari-Sicht), warum sollte man als Team den Kurs verändern lassen ,nur weil Konkurrenz-Teams kein anständiges Material zur Verfügung haben? Absolut verständlich und kein Grund Ferrari als Buh-Männer darzustellen.

Keiner hat sich beschwert das die "Michelin-Teams" anfang der Saison Punkte eingefahren haben weil Bridgestone schlechte (wenn auch nicht gefährliche) Reifen geliefert haben.
Dass Michelin jetzt so krass daneben liegt gibt dem Ganzen zwar eine eigene Dramatik, aber letztendlich handelt es sich um Reifen die nicht Konkurenzfähig sind. Etwas langsamer und die Reifen hätten gehalten.

Schumacher z.B. konnte mit den Reifen der ersten Rennen dieser Saison auch nicht volle Pulle fahren sonst wären sie ihm auch um die Ohren geflogen.
Siehe Barcelona
Schumacher konnte sich sein Pech nicht erklären. "Der Ferrari wurde unruhig, plötzlich war der Reifendruck weg und das Auto nicht mehr fahrbar.
...
Das Dilemma für den siebenmaligen Champion begann in Runde 44. Erst musste er unplanmäßig an die Box, um seinen platten linken Hinterreifen wechseln zu lassen. Nachdem er nur eine weitere Runde gefahren war, ging auch der linke Vorderreifen des Ferrari kaputt.
Rubens fuhr langsamer und wurde dafür überrundet.
Auch in den anderen Rennen musste er am Ende (wenn er noch mitfuhr) langsamer fahren damit die Reifen halten.

Somit zwar Pech dass 7 von 10 Teams Michelin fahren, aber letztendlich kann man nicht irgendwelche Maßnahmen treffen um den Michelin-Teams einen Vorteil zu verschaffen!
 

KGZ49

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Michelin läßt es sich wohl einiges kosten das nicht auch ihre Teams massive Kritik am Reifenhersteller rüberkommt.
Dieses Geschwafel von Sicherheit für Fahrer usw. (zb. Haug) ist einfach nur peinlich ,dieselbe Sicherheit zählt ansonsten sehr wenig.
Ich möchte nicht wissen was ua. hier abging wenn Bridgestone/Ferrari/MS in der nahen Vergangenheit etwas derartiges (Schikane) verlangt hätte um KONKURRENZFÄHIG zu sein, weil die Reifen von Micheline um einiges besser waren :crazy:
 

Roberts

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Für mich ist das Ganze eher ein Symbol dafür, dass die Formel 1 ein großer Regelwitz ist. Was hat dieser Zirkus noch mit Sport zu tun?

1. Michelin hat bei der Reifenvorauswahl/-Konstruktion Mist gebaut und trägt die Hauptschuld an diesem Desaster.

2. Die Forderung/Bitte an die Bridgestone-Teams, zusätzliche Schikanen zu akzeptieren, ist ein Witz. Vor diesem Rennen (und wahrscheinlich wieder danach) fahren die Bridgestone-Teams alleine schon durch die Reifen bedingt hinterher. Wieso hat man Ihnen nicht die ein oder andere Schikane oder das ein oder andere Tempolimit eingeräumt, damit die Reifen halten? Alleine dieses Ansinnen ist Bullshit, wer Fehler macht, muss dafür auch gerade stehen.

3. Zweiter Schuldiger ist die FIA, insbesondere die Verantwortlichen für die Regeln. Seit Jahrzehnten wird an den Regeln heraumgedoktert. Wagen werden künstlich eingebremst, Qualifikationsmodi so verändert, dass große Langweile aufkommt und nicht mehr reale Leistungskraft zählt und das mit der Begründung, dass genaue Gegenteil erreichen zu wollen. Dinge, die gut sind, wie der alte Qualifikationsmodus werden zugunsten einer neuen Regelung verändert, bei der nur noch gähnen aufkommt. Was sollen Boxenstop ohne Reifenwechsel? Kosten sparen, wie die Motorhaltbarkeitsregel? Ebenfalls Schwachsinn. Wer nicht genug Geld für eine Formel1-Saison hat, soll sein Team zurückziehen. Ich bin für verlässliche, faire Regeln, die es den Teams unter allen Sicherheitsauflagen erlaubt, dass technisch Machbare zu demonstrieren. Wenn ein Team dann die anderen dominiert, dann ist dies eben so. Künstliche gleichmachende Regeln führen u.a. zu solch einem Mumpitz wie diese Farce am Wochenende.

Roberts
 

Mr. Orange

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@ Roberts

Ich denke du hast eine etwas vereinfachende Sicht der Dinge.

Sicher steht es außer Zweifel, dass Michelin Hauptverantwortlicher des Desasters ist. Es gibt sicher "mildernde Umstände", weil die Streckenbetreiber den Belag in der Steilwandkurve sehr kurzfristig neu aufgetragen haben, aber dass ist letzlich keine Entschuldigung.
Nur kann es bei dieser Feststellung nicht bleiben. Die Formel 1 ist - wie der übrige Sport - in erster Linie auch Teil der Unterhaltungsindustrie. Und hier gilt nunmal die Maxime, dass man alles tun muss, um wenigstens die Show zu retten. 130.000 zahlende Fans entrichten 100 $ pro Nase nicht fürs Rechthaben irgendeiner Seite oder für korrekte Regelauslegung durch die FIA! Die Michlin-Teams hatten ja die Lösung angeboten, dass sie bei diesem Lauf keine WM-Punkte bekommen würden, wenn mit Schikane gefahren würde. Sicher wäre auch das kein vollwertiger Ersatz für ein normales Rennen gewesen, aber es wäre doch eben besser gewesen, als die Verarschung von 130.000 Zuschauern in Indianapolis. Vielleicht hätte es auch noch bessere Möglichkeiten gegeben, als die Schikane.

Aber das geschehene ist - gerade auch aus amerikanischer Sicht - der Gipfel der Unprofessinalität. Wie ich schon geschrieben habe, hat die NASCAR-Serie schon mehrfach ein analoges Reifenproblem gehabt. Sie haben immer eine Lösung gefunden, um das Rennen zu retten. So wie es gelaufen ist, lachen sich die Amis einfach über die Formel 1 tot - zu recht!


Zu deinen Ausführungen über die Regeln könnte man vieles sagen. Wenn du dich im Motorsport so gut auskennen würdest, wie im Boxen ;) , wüsstest du wahrscheinlich, dass die FIA die Regeln nicht einfach so ändern kann, wie sie es vielleicht möchte. Die Bedingungen unter denen Regeländerungen möglich sind, wurden weitgehend in einem Vertrag von 1997 zwischen den Teams, der FOM und der FIA vereinbart, dem sogenannten Concorde-Abkommen, der übrigens zu weiten Teilen nicht der Öffentlichkeit bekannt ist. Der Sinn dieses Abkommens ist es, den Teams, die ja große Geldmittel investieren, eine gewisse Regelstabilität zu garantieren. Das hat allerdings dazu geführt, dass Regeländrungen über weite Strecken Verhandlungssache geworden sind oder dass die FIA nur Teile der Regeländerungen durchsetzen kann, oder dass Änderungen, die sich als falsch erwiesen haben, nicht einfach zurückgenommen werden können, weil bestimmte Teams dagegen ihr Veto einlegen (Beispiel Qualifying-Modus!!). Sicherlich sind die Regeln in ihrem jetzigen Zustand nicht aus einem Guss und teilweise kritikwürdig, ich bin aber sicher, dass es ohne die kontinuierlichen Regeländerungen durch die FIA schon längst wieder Tote in der Formel 1 gegeben hätte. Leider gibt es keinen "unschuldigen" Spitzensport. Im Boxsport gibt es das Durcheinander der Verbände, die Machenschaften der Promotoren usw., im Motorsport sind es die Wirtschafts- und Machtinteressen der beteiligten Konzerne und Geschäftsleute, die Egos bestimmter Funktionäre, Teamchefs, Sponsoren etc. Leider, leider.

Deine Vorstellung, dass die Teams ohne Einschränkung das technisch machbare demonstrieren sollten, halte ich für blauäugig. Eine Formel 1-Saison kostet die großen Teams z.Zt. 250-350 Mio. $/Jahr! Ohne die Verbote einiger exotischer Materialien, von speziellen Trainingsmotoren, von speziellen Qualifikationsreifen usw. (hat es früher alles gegeben), wären sie noch höher. Die Gefahr, dass die F1 irgendwann zusammenbricht, weil sich viele Teams die Kosten nicht mehr leisten können, ist riesengroß. Es gibt schon seit Jahren ein Wegsterben der kleinen Teams. Was passiert, wenn man die Technik nicht rechtzeitig einschränkt, hat sich in den 90ern bei der alten DTM/ITC gezeigt, wo die Teams partout nicht auf Allradantrieb, Traktionskontrollen u.v.m. verzichten wollten. Von einem Tag auf den anderen haben zwei Hersteller beschlossen, dass es ihnen zu teuer geworden war. Da war dann erstmal aus die Maus. Den Status der alten DTM hat die neugegründete bis heute nicht erreicht.
 

Fro

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Auf f1total.com sind ja sehr viele interessante Artikel drin... Da ist jetzt richtig Feuer unterm Dach, Tony George hat den Fans schon die Adresse von der FIA bzw. Max Mosley gegeben und Schadenersatzklagen sind wohl auch schon in die Wege geleitet worden. :D
Hab mir das alles diese Nacht noch um 2 Uhr angeschaut und muss sagen, daß mir da echt die Worte für fehlen. Ein Rennen, wo gerade mal 30% des Feldes am Start ist ist absolut lächerlich und für mich absolut unverständlich, wie man da eine solche Kaffeefahrt über die Bühne gehen lassen kann. :wall:
 

Roberts

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Mr. Orange schrieb:
@ Roberts

Ich denke du hast eine etwas vereinfachende Sicht der Dinge.

Habe ich nicht, ich habe die Sache nur einfach dargestellt. M. E. auch folgerichtig, denn eigentlich muss es gar nicht interessieren, was warum wie beschlossen wurde, wer in welchen Gremien mit welcher Intension was auch immer gesagt hat etc. - entscheidend ist, was beim Zuschauer ankommt.

Mr. Orange schrieb:
Die Formel 1 ist - wie der übrige Sport - in erster Linie auch Teil der Unterhaltungsindustrie. Und hier gilt nunmal die Maxime, dass man alles tun muss, um wenigstens die Show zu retten. 130.000 zahlende Fans entrichten 100 $ pro Nase nicht fürs Rechthaben irgendeiner Seite oder für korrekte Regelauslegung durch die FIA!

Ja und Nein. Die Formel 1 ist in der Tat eher Show und damit Teil der Unterhaltungsindustrie. Wenn man Rennen fahren als eine Art Wettbewerb versteht, dann sollte für alle Teams die gleichen Regeln gelten. Wenn man die Vorschlag der Michelin-Reifen nutzenden Teams nimmt, dann ist dies genauso Zuschauerverarschung wie dieses Sechs-Wagen-Rennen. Wttbewerb findet auch dann nicht statt und Rennen ohne Wettbewerb ist gar nichts. Soll sich der Zuschauer bei einer solchen Art von Schaulaufen und Kaffeefahrt nicht verarscht vorkommen?

Mr. Orange schrieb:
Wenn du dich im Motorsport so gut auskennen würdest, wie im Boxen ;) , wüsstest du wahrscheinlich, dass die FIA die Regeln nicht einfach so ändern kann, wie sie es vielleicht möchte. Die Bedingungen unter denen Regeländerungen möglich sind, wurden weitgehend in einem Vertrag von 1997 zwischen den Teams, der FOM und der FIA vereinbart, dem sogenannten Concorde-Abkommen, der übrigens zu weiten Teilen nicht der Öffentlichkeit bekannt ist. Der Sinn dieses Abkommens ist es, den Teams, die ja große Geldmittel investieren, eine gewisse Regelstabilität zu garantieren. Das hat allerdings dazu geführt, dass Regeländrungen über weite Strecken Verhandlungssache geworden sind oder dass die FIA nur Teile der Regeländerungen durchsetzen kann, oder dass Änderungen, die sich als falsch erwiesen haben, nicht einfach zurückgenommen werden können, weil bestimmte Teams dagegen ihr Veto einlegen (Beispiel Qualifying-Modus!!).

Nein, das ist mir alles bekannt. Es ist bloß für das Ergebnis unwichtig. Ich bin gegen jede Verkomplizierung einer historisch gewachsenen, eigentlich einfachen, Sache. Das Reglement sollte die Bedingungen umfassen, nach denen die Teilnehmer der Show agieren. Erstes Kriterium muss die Sicherheit aller Beteiligten sein. Zweites Kriterium muss die Attraktivität für die Zuschauer sein. Der Qualifikationsmodus hat sehr wenig mit Sicherheit zu tun, betrifft aber im Kern das Zuschauerinteresse. Eine einstündige Qualifikation, in der jeder über eine festgelegte Rundenzahl mit festgelegter Reifensatzzahl versuchen kann, die schnellste Zeit zu fahren, war unzweifelhaft spannender.

Das künstliche Einbremsen der Rennwagen mit Rillenreifen, Flügelformen, Unterbodenformen, Streckenverläufe ohne echte Überholmöglichen etc. widersprechen dem Sinn eines Rennens.

Mr. Orange schrieb:
Sicherlich sind die Regeln in ihrem jetzigen Zustand nicht aus einem Guss und teilweise kritikwürdig, ich bin aber sicher, dass es ohne die kontinuierlichen Regeländerungen durch die FIA schon längst wieder Tote in der Formel 1 gegeben hätte.

Regeln, die rein der Sicherheit dienen und die auf der Erfahrung vergangener Jahre basieren sind sicherlich notwendig und richtig. Du wirst aber kaum umhin können, zu bestätigen, dass alle Maßnahmen zu Steigerung der Attraktivität und zur Kostenersparnis ein Schuss in den Ofen waren. Auch Motor- und Reifenregelungen, die Kosten sparen sollen (Nur noch ein Motor, nur eine bestimmte Anzahl Reifen etc.), sorgen eher für ein Sicherheitsrisiko. Wie brauchen nicht jedes Jahr Regelanpassungen.

Roberts
 

Mr. Orange

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Ja und Nein. Die Formel 1 ist in der Tat eher Show und damit Teil der Unterhaltungsindustrie. Wenn man Rennen fahren als eine Art Wettbewerb versteht, dann sollte für alle Teams die gleichen Regeln gelten. Wenn man die Vorschlag der Michelin-Reifen nutzenden Teams nimmt, dann ist dies genauso Zuschauerverarschung wie dieses Sechs-Wagen-Rennen. Wttbewerb findet auch dann nicht statt und Rennen ohne Wettbewerb ist gar nichts. Soll sich der Zuschauer bei einer solchen Art von Schaulaufen und Kaffeefahrt nicht verarscht vorkommen?

IFür 130.000 Zuschauer an der Strecke hätte es einen ziemlich großen Unterschied gemacht, wenn 20 statt 6 Autos gefahren wären, selbst wenn es nur ein "Schaurennen" gewesen wäre. Preisgeld, der Ehrgeiz der Hersteller und Fahrer hätten immer noch für ein ordentliches Rennen gesorgt. Früher hat es viele Grand Prix-Rennen gegeben, die nicht zur WM zählten. Vielleicht hätte man sich auch auf einen Modus einigen können, der die Michelin-Teams bestraft ohne sie ganz von den Punkten auszuschließen. Der technische Fehler von Michelin war natürlich peinlich, aber technische Fehler passieren hin und wieder. Unverzeihlich ist, wenn man nicht im Stande ist, das zu retten was noch zu retten ist. Wer im Ausnahmefall keine Kompromisse schließen kann, geht unter. Absolute sportliche Gerechtigkeit gibt es dann vielleicht im Himmel.

Ich bin gegen jede Verkomplizierung einer historisch gewachsenen, eigentlich einfachen, Sache.

Wann ist Grand Prix-Sport je eine einfache Sache gewesen? Schon allein der technische Fortschritt hat immer wieder sprunghafte Regeländerungen erfordert. Eine historisch gewachsene einfache Sache sind die NASCAR-Rennen. Hier sind die Regelungen noch viel strikter als in der Formel 1. Die Formel 1 ist manchmal auch deswegen so widersprüchlich, weil es immer wieder die Gratwanderung gibt, die Technik nicht zu stark einzuschränken.

Zweites Kriterium muss die Attraktivität für die Zuschauer sein. Der Qualifikationsmodus hat sehr wenig mit Sicherheit zu tun, betrifft aber im Kern das Zuschauerinteresse. Eine einstündige Qualifikation, in der jeder über eine festgelegte Rundenzahl mit festgelegter Reifensatzzahl versuchen kann, die schnellste Zeit zu fahren, war unzweifelhaft spannender.

Stimme im Prinzip zu. Das Qualifying ist verkorkst. Aber was ist das eigentliche Problem? Das man ein Experiment macht, oder dass die Strukturen es nicht erlauben, ein gescheitertes Experiment rückgängig zu machen?

Das künstliche Einbremsen der Rennwagen mit Rillenreifen, Flügelformen, Unterbodenformen, Streckenverläufe ohne echte Überholmöglichen etc. widersprechen dem Sinn eines Rennens.

Auf künstliches Einbremsen kann man zum Teil gar nicht verzichten. Wer noch die Wing-Car-Ära erlebt hat, weiß, dass es ohne eine Reglementierung des Unterbodens nicht geht. Sonst kann man die Fahrer irgendwann aufgrund der Fliehkräfte hirntot aus dem Auto holen. Über die einzelnen Regeln kann man sich natürlich streiten. Ich mag die Rillenreifen auch nicht. Mir wäre es lieber, die Aerodynamik würde noch deutlicher beschnitten und der mechanische Grip würde durch Slicks wieder verbessert. Da bin ich wohl nicht der einzige.

Du wirst aber kaum umhin können, zu bestätigen, dass alle Maßnahmen zu Steigerung der Attraktivität und zur Kostenersparnis ein Schuss in den Ofen waren. Auch Motor- und Reifenregelungen, die Kosten sparen sollen (Nur noch ein Motor, nur eine bestimmte Anzahl Reifen etc.), sorgen eher für ein Sicherheitsrisiko. Wie brauchen nicht jedes Jahr Regelanpassungen.

Nein, so pauschal sehe ich das nicht. Die Motorenregeln sind eines der wenigen Mittel zur Kostendämpfung, die wirklich wirken und sie haben die Rennen bestimmt nicht langweiliger gemacht. Viele Limitierungen, die in den letzten Jahren gekommen sind, hat der Zuschauer gar nicht bemerkt. Über das neue Verbot der routinemäßigen Reifenwechsel kann man sich streiten. Ich finde, dass sie die Rennen spannender gemacht hat. Das
Michelin-Problem in Indianapolis ist übrigens nicht an diese Regel gebunden. Eine Limitierung der verfügbaren Reifentypen pro Wochenende gibt es schon ziemlich lange (v.a. um den Wahnsinn mit den Qualifying-Reifen zu beenden). Müsste das für dich nicht auch schon eine historisch gewachsene Sache sein?
 
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