Das stimmt. Jordan galt als ungewöhnlich talentiert, aber das er so gut wird, hat weder Dean Smith noch irgendwer anders im Jahr 1984 gedacht.
Bob Costas sagt mal, Jordan sei ein "supremely talented over-achiever." Das trifft's in etwa. Jordan war physisch talentierter als die meisten anderen Spieler der NBA, aber zudem holte er seinen Möglichkeiten mehr raus als es jeder andere Spieler getan hätte (siehe Shaq).
Ich denke bei der Talentumsetzung spielen vor allem mentale Faktoren eine große Rolle. Spieler, die den absoluten Willen haben besser zu werden und zu gewinnen, neigen eher dazu, ihr Talent voll auszuschöpfen.
Beispiele dafür gibt es genug. Jordan wollte unbedingt besser werden und gewinnen, jetzt gehört er definitiv zu den besten Spielern aller Zeiten.
Kobe Bryant sehe ich heute als einzigen Spieler, der in dieser Beziehung mit MJ in einer Liga spielt. Seinen Siegeswillen muss man eigentlich nicht belegen, weil das bekannt sein sollte, aber ich mach es mal mit der wohl großartigsten Performances der letzten Jahre: Kobe's 81 gegen Toronto.
Das war kein Spiel, wo er einfach mal nebenbei gepunktet hat und das Team sowieso gewonnen hat. Mir scheint es hier manchmal als würde man vergessen, dass die Lakers hintenlagen. Das Großartige an Kobe Bryant ist daher für mich nicht die Anzahl der Punkte, sondern dieser absolute Wille. Sieht man sich Kobe nun an, muss man objektiv anerkennen, dass er sein Talent größtenteils umgesetzt hat. Für mich ist er nie ein Jahrhunderttalent a la James gewesen, aber ich sage ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass LeBron jemals in Sachen Talentumsetzung mithalten kann.
Tim Duncan kann man auch als positives Beispiel nennen. Unglaublich wieviel man erreichen kann, wenn man allein die Fundamentals drauf hat.
Negativbeispiele für Talentumsetzung ohne Siegeswillen gibt es ebenfalls genug. Man sieht Isaiah Rider und man sollte eigentlich alles wissen.
Eddie Griffin galt auch mal als großes Talent.
David Robinson gilt zwar als einer der besten Center aller Zeiten, aber vergleicht man ihn mit Olajuwon wird schnell klar, dass er da bedingungslos unterlegen ist. Robinson hatte mMn die besseren physischen Voraussetzungen aber echten Willen, gleichwertige Gegenspieler zu dominieren hat er nie gezeigt. Hätte der Admiral einen größeren Siegeswillen gehabt und die Spurs besonders 1995 einen echten Playoff-Coach gehabt, hätte er heute mehr Ringe und würde unter den Top3 Centern aller Zeiten stehen. Meine Meinung.
Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber ich kann es eigentlich absolut nicht ab, wenn jemand sein Talent nicht umsetzt und echten Siegeswillen zeigt. Ich spiele Basketball, ich liebe Basketball, ich habe nicht viel Talent, aber ich versuche trotzdem die ganze Zeit neue Sachen dazuzulernen, etwas zu verbessern und zu gewinnen. Deswegen mag ich auch Hustler und Rollenspieler so sehr. Diese Spieler haben zwar meistens weniger Talent, sind jedoch trotzdem enorm wertvoll für ein Team. Genauso denke ich, sehen das auch viele andere Basketballfans und Leute, die das Spiel verstehen.
Meiner Meinung nach solltet ihr also der Talentumsetzung mehr Beachtung schenken, gerade wenn ihr über Spieler wie Barkley oder Jordan diskutiert, die eigentlich ihr unglaublicher Wille zu solchen Spielern gemacht haben und weniger ihr Talent.