Der Punkt ist, dass keinem der beiden die verlorenen Serien auf Dauer die Karriere-Bilanz verhageln werden (außer es stellt bereits den Höhepunkt der Karriere da). Man sieht es doch wunderbar an den Jordan-Fans hier: die anfänglichen Pleitejahre Jordans scheinen in ihrer Vorstellung gar nicht zu existieren. Das wird bei James ähnlich verlaufen können.
Der Zug ist sicher noch nicht ganz abgefahren, aber LeBron wird sich jetzt unglaublich anstrengen müssen, um seine No-Show in den Finals 2011 und die dadurch auch nochmal im gleichen Zusammenhang in Erinnerung kommenden entscheidenden Spiele gegen die Celtics 2010 wieder ausgleichen zu können.
Was kann man denn dagegen Jordan am ehesten bezüglich der "Pleitejahre" vorwerfen? Dass er es bis inklusive 1990 ohne sehr gutes Team um sich herum nicht schaffte? Nehmen wir der Einfachheit wegen mal die "Accolades" als Anzeichen dafür: Pippen war 1990 erstmals All-Star (und das ist vor den Titeln auch die einzige Auszeichnung für ihn gewesen), und Grant und Oakley galten zu keinem Zeitpunkt als Top 15-Spieler der Liga. Und gegen wen ist er ausgeschieden? Gegen eine Mannschaft, in der sich einige Spieler von bewiesenem All-Star-Format befanden: Isiah, Laimbeer war bereits All-Star gewesen, Dantley/Aguirre waren All-Stars, Dumars, Rodman und Mahorn All-Defensive Teamer...
Ja, damals wurde er deswegen tatsächlich schon als Loser abgestempelt, und hier ist LeBron das gleiche Beispiel dieser unfairen Behandlung, denn ein Spieler allein wird ein schlechteres Team über eine best-of-7-Serie sicherlich nur selten zum Erfolg gegen ein deutlich besseres führen.
Da hört es aber mit den Parallelen fast schon wieder auf, denn niemand hat 1989 oder 1990 bei Jordan je angezweifelt, dass er sich bemüht. Es waren ja gerade die Serien gegen die Pistons, als er trotzdem in den Spielen 30 und einige Male 40+ Punkte auflegen konnte und 1989 und 1990 eben nicht völlig abgeschlachtet wurde (wie gesagt: Alle anderen Teams in den Jahren haben gegen die Pistons noch weniger erreicht: 1989 waren die Bulls die einzigen, die Detroit überhaupt in den Playoffs Niederlagen zufügen konnten, und 1990 holten sie einen Sieg mehr gegen die Pistons als deren 3 anderen Gegner zusammen...), dass man nüchtern zur Erkenntnis kommen muss, dass schlichtweg sein Team nicht gut genug war. Das jetzt alles auf seinen Spielstil zu schieben, ist da zu billig, denn es macht nur einen Teil aus. Wichtig(er) war noch, dass Pippen und Grant erst reifen und das Team an Erfahrung gewinnen musste.
Und hier kommt dann LeBrons Verhalten 2010 in den letzten drei Spielen gegen die Celtics und in den Finals 2011 zum Tragen: Man hatte nie das Gefühl, dass er alles gab und letztlich einfach nur an einem besseren Team scheiterte (nein, die Zweifel bestanden immer noch bis zuletzt eher bei den Mavs, denn den Heat-Big Three traute man viel eher zu, dass sie jederzeit zusammen jedes Spiel drehen können), sondern dass er es nicht mal versuchte, und das ist um etliches schlimmer als jeder "Egozocker"-Stempel. Jeder konnte sehen, dass es bei den Heat nicht läuft, und anstatt dann dem Führungs- und Superstaranspruch gerecht zu werden, wirft er den Ball möglichst schnell weg und zeigt seinem ganzen Team, dass er nicht will / sich nicht in der Lage sieht, ihnen mit Ballbesitz helfen zu können. Das hat man von vielen anderen Spielern und insbesondere Jordan nie gesehen, weder als sie 26 waren noch in ihrem 7. oder 8. NBA-Jahr. Dies wirft ein sehr schlechtes Licht auf LeBrons Ruf, das er ganz gewiss nicht so schnell vergessen machen werden kann.
Und da sind wir dann am Punkt, an dem möglicherweise LeBron selbst im reinen Altersvergleich schon langsam gegen Jordan (Überglorifizierung seiner Karriere bis 1991 wegen der späteren Titel hin oder her) abzufallen droht.
Komisch dass sich jetzt die Diskussion um meine Wortwahl dreht. Mir fiel in dem Moment kein passender deutscher Begriff ein, und ohnehin war das Posting bewusst überspitzt formuliert.
Gut gemeinter Tipp: Gerade deine Übertreibungen sorgen ständig für Nebenkriegsschauplätze, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Zumal Ironie und Überspitzungen in schriftlicher Form im Internet nicht per se einfach zu erkennen sind, denn für jede noch so bescheuerte Ansicht finden sich einige Deppen, die sie genau so wortwörtlich vertreten.