Um die Diskussion sinnvoll zu führen muss man auch definieren, was man unter GOAT versteht. Dann ist es leichter zu argumentieren. Denn so haben wir ein buntes Potpurri an Argumenten, die willkürlich pro oder contra die eigene Argumentationslinie verwendet werden.
Ich denke, dass Jordans Wahrnehmung von mehreren Faktoren abhängt – abgesehen von seinem grossartigen Basketball. Er war der Posterboy der NBA als sie eine grössere internationale Aufmerksamkeit erhalten hat. Wie viele Leute hatten in den USA einen Fernseher als Bob Cousy und Co. aktiv waren? Wie viele Spiele konnte man zu Wilt Chamberlains Zeit in den USA sehen? Wie viele Leute in Europa haben die NBA aktiv verfolgt als Magic und Bird aktuell waren? Jordan war zur rechten Zeit am rechten Ort.
Er hatte aber den Vorteil, dass es damal eine grosse mediale Aufmerksamkeit gab, aber keine Reizüberflutung. Kein Internet, keine Sozialen Medien. Bei Jordan war es für ihn und die NBA leichter die Aufmerksamkeit nach aussen zu steuern, als bei Lebron. Jordan war nicht unbedingt ein leichterer Charakter als James und James ist ebenso ehrgeizig und ein Arbeitstier wie Jordan. Aber bei letzterem sind tendenziell eher Sachen wie das "Flu-Game" im kollektiven Gedächtnis, während es bei Lebron "The Decision" etc. sind. Das bedeutet aber nicht, dass Jordan heroischer war und ist. James kann halt heute nicht mal pupsen, ohne dass es gleich auf Facebook, Twitter, Instagram etc. landet.
Was ich damit sagen will, ist dass viele äussere Faktoren beeinflussen wie man einen Spieler wahrnimmt und man sich anhand dessen dann die Argumentation zusammenlegt. Ich bin z.B. ein Kind der 90er und habe deshalb lang keine Argumentation zulassen wollen, die meinen Kindheitsheld Jordan attackiert und an seinem Status als GOAT kratzt. Mittlerweile sehe ich das anders. Es gibt durchaus plausible Argumente pro James. Es kommt halt darauf an wie man gewichtet. Und je nach Präferenz gewichtet man vermutlich anders. Ein Hardcore-Kobe-Fan wird vermutlich das 81-Punkte-Spiel in die Runde werfen und "Case closed" sagen, da das ja weder James noch Jordan geschafft haben. Leute die eher zu Jordan tendieren legen es Pro-Jordan aus, dass er im Gegensatz zu James quasi immer bei den Bulls war und sich mit den Wizards zumindest keinen Contender für sein Comeback ausgesucht hat. Fans von James sind dafür eher der Meinung, dass Lebron bei Cavs 1, den Heat und Cavs 2 bzw. jetzt bei den Lakers in verschiedenen Situationen und Teams immer Topleistungen bringen konnte.
Keines dieser Argumente ist falsch. Es gibt kein Naturgesetz, dass besagt, dass derjenige besser ist, der nie wechseln musste für einen Titel oder derjenige, der mehrere Teams zum Titel oder zumindest in die Finals führen konnte.
Diesbezüglich finde ich es durchaus spannend die Argumente beider Seiten zu lesen. Auch bender führt sehr gute Beispiele an. Nur ist der Stil der Diskussion bei ihm ein wenig von oben herab. Auf der anderen Seite gibt es User, die sich nicht gern als blöd hinstellen lassen und im gleichen Stil antworten. Das schadet der Diskussion. Die eine wahre absolute Antwort werden wir vermutlich nie finden oder die Gegenseite überzeugen, dass ihre Meinung falsch ist. Spannend ist die Diskussion dennoch. Nur gerne etwas höflicher.