wurde das hier schon diskutiert
immerhin schon 2 Jahre alt ... aber krass viel Mühe die Argumente abzuwegen und das für und wieder zu untermauern.
Am Ende ist es sogar deutlicher als ich es gedacht hätte.
"simply put ... he is the GOAT"
Vielen Dank für das Video, fand ich sehr interessant. Zeigt einfach, wie komplett Jordan wirklich war.
Ich habe mich ja in dieser Diskussion schon seit geraumer Zeit als Jordan-Jünger geoutet. Der ein oder andere User dachte dabei: Keine Überraschung, Kind der 90er, der duldet keine anderen Götter neben sich. Doch das Gegenteil war eigentlich der Fall.
Ich habe schon als kleiner Junge angefangen, Basketball zu spielen. Aber erst mit der Europameisterschaft 1993 (im Alter von 10 Jahren) war ich aktiver Zuschauer, habe also das Dream Team beispielsweise knapp verpasst. Und da die Übertragungen aus der NBA auch noch noch nicht so pralle waren zu dieser Zeit habe ich Michael Jordan eigentlich erst so richtig seit seinem ersten Comeback verfolgt. Natürlich war ich beeindruckt, aber ich habe ihn halt auch erst zum Ende seiner Karriere miterlebt, was schon irgendwie ein kleiner Makel für mich war. Dann, nach Jordans endgültigem Karriereende, kam der Hype um den Highschooler LeBron James.
Zu der Zeit war ich noch Schüler an der Oberstufe, und neben mir gab es noch einen zweiten verrückten NBA-Fan in meinem Jahrgang. Was haben wir uns immer mit den neuesten Neuigkeiten zugeballert ("Hast du das über LeBron gelesen???"), und ich war hyped as f*ck, dass ich den neuen Superstar der NBA von Anfang an mitverfolgen konnte. Schon bevor er in die Liga kam! Auch das, was ich über ihn gelesen habe (2,06m großer PG mit Scoring) hat mich verdammt neugierig gemacht. Alles war bereit, um den ersten "vollständigen" GOAT-Kandidaten bewundern zu dürfen. Gleichzeitig hat MJ mit den 2 Jahren in Washington und seinen recht erfolglosen GM-Versuchen sein Denkmal zu diesem Zeitpunkt ziemlich eingerissen.
Die ersten Jahre waren nicht leicht in Cleveland, der Kader war in dieser Zeit einfach nicht titeltauglich (was auch nicht sonderlich überraschend war, sonst hätten sie ihn kaum draften können). Aber nach ein paar Jahren in der Liga habe ich irgendwie ein komisches Gefühl bekommen, trotz der fehlenden Stars zu dieser Zeit.
LeBron war individuell ein guter Spieler, aber von diesem PG-Hype, diesem "kein bisschen egoistischen" Superstar, war ich dann doch etwas enttäuscht. Seine Stats haben gestimmt, aber die Entwicklung auf dem Feld war aus meiner Sicht irgendwie ins Stocken geraten. Okay, dann ist er halt kein Point Guard... aber ich vermisste die Spielintelligenz. Immer wenn ich ein Cavs-Spiel geschaut habe, dann hatte ich das Gefühl: LeBron hält für 20 Sekunden den Ball, und entweder scored er oder gibt noch eben kurz an einen Mitspieler ab (mal übertrieben zusammengefasst). Richtig bewusst war mir das, als ich vor 15 Jahren ein Spiel der Cavs gegen die Grizzlies gesehen habe.
Die Grizzlies, damals noch mit Pau statt Marc Gasol, waren ein junges Team mit einigen Rookies und dem europäischen Topsieler Juan Carlos Navarro. Und trotz allem Talent waren sie noch sehr unerfolgreich, haben aber - was ich in diesem Spiel beobachten konnte - einen selbstlosen, europäischen Basketball gespielt. Auf der anderen Seite war LeBron. Und obwohl am Ende die Cavs in Overtime gewonnen haben, war ich von der Spielweise der Grizzlies begeistert und gleichzeitig von der Spielweise von Cleveland abgestoßen. Bei denen hieß es nur: Ball zu LeBron und aus dem Weg. Buchstäblich. Vor allem am Ende des Spiels gab es nichts anderes, und das hat mich einfach genervt.
Endgültig gebrochen habe ich mit LeBron, als er dann "The Decision" machte. Nicht weil er aus Cleveland wegging, das konnte ich nach 7 Jahren dort noch einigermaßen nachvollziehen. Aber dieser Zusammenschluss mit 2 anderen Superstars, dieses unnötige Zelebrieren, dieses "Not 1, not 2, not 3..." war einfach mies. Und dann kam da noch am Ende seiner ersten Saison DER Chokejob schlechthin, als 3 Superstars nicht dazu in der Lage waren, Dirk und seine Rollenspieler zu besiegen.
Favorit waren sie jedenfalls, und gleichzeitig erinnere ich mich an keine Playoffs-Niederlage von Michael Jordan (auch nicht im Nachhinein), in der die Bulls trotz Favoritenstatus raus sind. MJ hatte seine Gegenspieler im Osten die ihm einen Playoff-Erfolg deutlich erschwert haben, aber nach 7 Jahren ist er vorbeigezogen und hat seitdem nur noch eine einzige Playoffserie verloren, und die nach fast 2 Jahren ohne professionellen Basketball gegen die an Nr.1 gesetzten Orlando Magic. Davor und danach gab es 2 Three-peats, was insgesamt nur 5 mal in der NBA vorkam.
LeBron hat also gegen Dirk verloren, und anstatt in der Crunchtime ordentlich zu performen hat er lieber Dirk mit seiner Erkrankung verarscht (er war sich halt seines ersten Titels zu sicher). Danach noch nicht mal die Eier in der Hose, es zuzugeben. Aber zurück zum Sportlichen.
Was mir seit seiner Zeit im Miami aufgefallen ist, dass es für LeBron nicht einfach ist, seine Spielweise mit anderen Stars abzustimmen. Oder besser gesagt: Für seine Co-Stars ist es nicht einfach. LeBron spielt seinen Stiefel, und er stellt sich nicht für andere um. Er braucht seine Spot-Up-Shooter und kümmert sich mit seiner angeblichen Spielintelligenz nicht so sehr darum, wie er seine Mitspieler ideal einsetzen kann (ganz egal wie gut diese sind). Das ist das eine.
Das andere: Seit Miami hat LeBron für mich irgendwie was von einem Heuschreckenschwarm. Geht zum einen Team und frisst es auf (Miami), dann geht er zurück zum alten Team und frisst es auf (Cleveland), dann geht er zum nächsten Team und macht genau dasselbe. Wenn Talente da sind werden sie für alte oder alternde Spieler weggeschickt, damit LeBron seinen nächsten Ring bekommen kann. Das, was in seiner ersten Zeit in Cleveland noch nachvollziehbar war (seine Frustration über die fehlende Entwicklung des Kaders) hat er überkorrigiert und nimmt mMn zu viel Einfluss auf die Kaderausrichtung. Er jagt seinem GOAT-Anspruch hinterher und wird es doch nie sein, dazu hat seine Legacy zu viele Lücken.
In dem weiter oben geposteten Video wird auch einfach klar, dass Jordan der komplettere Spieler war, Offense und Defense gleichermaßen. Seine Stats sind auch ohne den Fakt, dass er in weiten Teilen in einer langsameren Ära mit weniger Posessions spielte, beeindruckend. Sein Siegeswille, sein Einsatz, sein Winner-Gen und seine Clutch-Performances ist halt etwas anderes als bei LeBron. Und Jordan hat sich niemals in der Defensive ausgeruht.
Gleichzeitig - und das will ich hier deutlich betonen - war und ist Michael Jordan ein Arsch. Als Mensch sicherlich nicht sympathischer als LeBron James, und als mich meine Freundin beim Anschauen der "Last Dance" Doku fragte, ob ich ein Treffen mit ihm einem Date mit ihr vorziehen würde, habe ich nicht nur aus taktischen Gründen "Auf gar keinen Fall!" gesagt. Außerhalb des Spielfeldes würde ich kein Wort mit ihm wechseln wollen, aber AUF dem Spielfeld war er für mich der Greatest Of All Time.
Dieser Text ist eine vollkommen subjektive Beschreibung meiner Meinung, ich habe weder Stats noch sonst was dazu recherchiert. Ich wollte nur meine Sichtweise ausführen und außerdem darlegen, dass ich definitiv nicht von Anfang an ein LeBron-Hasser war, um MJ's Legacy zu schützen. Aber es ist wie es ist.