Tja, schade - ich hätte Richard Freitag auch gewünscht, dass er es nochmal packt und sich mit einem guten Ergebnis verabschiedet - aber es hat sich ja leider in den letzten Jahren angedeutet.
Richard Freitag war neben Severin Freund sicher am ehesten derjenige deutsche Springer, der uns nach den Jahren der Durststrecke wieder Hoffnung gemacht hat, dass es mit dem deutschen Skispringen auch wieder aufwärts gehen könnte. Seinen ersten Weltcupsieg feierte er am 11.12.2011 in Harrachov. Dies war insofern denkwürdig, da sein Vater Holger Freitag an eben diesem Ort sein einziges Weltcupspringen hatte gewinnen können.
Im Jahr 2014 erlebte Richard Freitag bei den Olympischen Spielen in Sotschi eine Enttäuschung: War er zuvor stets fester Bestandteil der deutschen Mannschaft gewesen, so schaffte er es in Sotschi nicht in das Team, das beim Teamspringen antrat. Und so gehörte er nicht zu den Springern, die dort eine Goldmedaille holen konnten.
Ein Jahr später gelang es ihm dafür, eine schwarze Serie der deutschen Adler zu beenden. 12 Jahre lang hatte es für Deutschland bei der Tournee nicht nur keinen Gesamtsieg, sondern auch noch nicht einmal einen Tagessieg gegeben. Doch 2015 in Innsbruck konnte Richard Freitag sich einen Sieg holen.
Besonders prägend war dann aber vor allem die Saison 2017/18. Vor der Tournee war Richard Freitag so gut in Form wie nie zuvor; er führte klar den Gesamtweltcup an und fuhr - man kann es, denke ich, schon so sagen - als Favorit zur Tournee. In jener Saison habe ich es zumindest für gut möglich gehalten, dass der Tourneesieg endlich wieder nach Deutschland gehen würde. Aber wie wir alle wissen, kam es anders: In Oberstdorf und Garmisch gewann Kamil Stoch - aber Richard Freitag war nicht weit dahinter und hatte vor Innsbruck immer noch Chancen auf den Gesamtsieg. Doch ein Sturz ausgerechnet auf der Schanze, auf der er drei Jahre zuvor gewonnen hatte, beendete für ihn die Tournee.
Glücklicherweise verletzte er sich nicht schwer, so dass er nach einer kurzen Pause bei der Skiflug-WM in Oberstdorf wieder antreten konnte. Dort holte er sich eine Bronzemedaille - es sollte die einzige Einzelmedaille seiner Karriere bleiben. Denn so richtig hatte er sich nach diesem Sturz dennoch nicht mehr erholt. Bei Olympia war er nicht mehr so gut in Form wie zu Saisonbeginn, und auch im Gesamtweltcup wurde er von Kamil Stoch überflügelt.
In den folgenden Jahren kam Richard Freitag an diese Leistungen nicht mehr heran - aber er wird uns dennoch als ein Springer in Erinnerung bleiben, der uns viele schöne sportliche Momente geschenkt hat.