Karriereende -> Wie geht/ging es weiter mit den ehemaligen Boxern? Teil 19
Im Jahre 1956 begann er mit dem Boxen. Die ersten boxerischen Schritte machte er in dem damals sehr bekannten Boxgym mit dem Namen Brewster Recreation Center, welches im Black Bottom Distrikt in Detroit lag. Der legendäre Schwergewichtsweltmeister Joe Lewis trainierte dort, zwanzig Jahre zuvor trug die Boxschule schlicht den Namen "Brewster Gym".
Er hängte sich im Training sehr rein und gab sich Mühe. Ein Puncher war er nicht, jedoch hatte ihn die Trainer gut ausgebildet. Seine Ringintelligenz, sein taktisches Verständnis, die Fähigkeit einen Kampf lesen zu können, machten ihn zu einem konkurrenzfähigen und talentierten Boxer im Amateurbereich. Er krönte seine Amateurlaufbahn im Jahre 1963 mit dem Gewinn der "Golden Gloves" im Jahre 1963. Mit 19 Jahren errang er diesen Sieg im Bantamgewicht.
Viele Boxfachleute hätten ihn gerne bei den olympischen Spielen 1964 in Tokio gesehen, um die Vereinigten Staaten von Amerika in der Gewichtsklasse bis 53,5 Kg zu vertreten. Doch es kam alles anderes.......
Das Boxinggym, welches er später leitete sollte noch berühmter und legendärer werden als das Brewster. Er wurde einer der besten und berühmtesten Boxtrainer aller Zeiten und trainierte ungefähr 41 Weltmeister.
Zu seinen Schützlingen gehörten Thomas Hearns, Gerald McClellan, Wilfredo Benitez, Lennox Lewis, Mike McCallum, Evander Holyfield, Wladimir Klitschko und viele andere.....
Aus aktuellen Anlass beschäftigen wir uns in diesem Post mit Emanuel Steward.
Steward fuhr, zur Verblüffung einiger Boxinsider, nicht zu den olympischen Spielen nach Tokio. Seine Familie, aus West Virginia stammend, war nicht mit Reichtümern gesegnet. Manny, der eine Ausbildung zum Elektriker absolviert hatte, suchte sich einen Job in dieser Branche und unterstützte seine Angehörigen finanziell. Nebenbei besuchte er noch das College und erwarb den Abschluss.
Seine ganze Arbeit, das Büffeln für das College, sollte sich hingegen auszahlen. Die Firma Detroit Edison stellte ihn als Elektroniker an. Schließlich war Emanuel Steward für knapp 200 Angestellte verantwortlich.
Dennoch ließ ihn der Boxsport nicht los und arbeitete in seiner Freizeit als Boxtrainer. Ende der sechziger Jahre erkannte er das boxerische Potential seines erheblich jüngeren Bruders und betreute ihn in einem Teil des Kronk Gebäudes, benannt nach dem früheren Gemeinderat John Kronk von Detroit City.
Die Stadt Detroit brachte eine Reihe von Boxern hervor. Diese Talente mussten nur richtig betreut, trainiert werden und Manny nahm sich dieser Herausforderung an und wurde ein ziemlich erfolgreicher Amateurboxtrainer.
"Viele der Kämpfer sind in mehr als bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen.
Sie besaßen nichts, nur ihr boxerisches Talent. Man musste sie von den Verlockungen, Drogen oder Alkohol, abbringen, dafür sorgen, dass sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Ich setzte alle Hebel in Bewegung um die Jungen mit Lebensmittel und Kleidung zu versorgen. Ich versuchte Spenden -
und Sponsorengelder aufzutreiben. Manche hatten nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf. Es war eine schwierige Zeit, aber ich biss mich durch und viele der Jungs zogen mit." Manny war mehr als nur der übliche Trainer.
Er hatte immer und für jeden ein offenes Ohr.
An einem Samstagnachmittag im Jahre 1977 im alten Detroit Presse Club legte Steward ein Konzept vor. Er wollte das Profiboxen wieder in Detroit populär machen und die Stadt in eine Boxmetropole verwandeln. Die Amateurboxer, die von Emanuel Steward jahrelang trainiert wurden, waren bereit um in das Haifischbecken des Profiboxens zu springen. Viele vor und nach Manny wollten und wollen in das Promotergeschäft im Boxen einsteigen, jedoch gab es einen kleinen und feinen Unterschied. Manny trainierte einen jungen Boxer mit dem Namen Thomas Hearns.
Die erste Card fand einen Tag nach Thanksgiving im Jahre 1977 statt. Die beiden Boxer aus dem Kronk Gym, Mickey Goodwin und Thomas Hearns, waren die Headliner. Beide siegten an diesem Abend durch KO. Es waren in dem nicht viele Zuschauer anwesend, knapp 2000, aber es war ein Beginn.
Mickey Goodwin, der 2009 an einem Herzinfarkt verstarb, hatte eine eingermaßen erfogreiche Karriere. Thomas Hearns wurde zum Superstar.
Nach einem kurzrundigen Knockouterfolg von Hearns, sagte Manny zu seinem Schützling, "like a hitman". Dieser Begriff wurde zum Kampfnamen von Thomas.
Die boxerischen Erfolge von Thomas, der selbstverständlich von Emanuel trainiert wurde, brachten die National Network Company auf den Plan. So wurden nun regelmäßig die Fights des Kronk Gym Boxers im Fernsehen übertragen. Die Popularität vom Hitman und von seinem Trainer und Promoter Emanuel wuchs und wuchs. Es war nicht unüblich, dass sich nach den Kämpfen von Hearns junge Prominenz, wie zum Beispiel der Komiker Billy Crystal, bekannt aus "Harry und Sally", in dessen Kabine blicken ließen.
Emanuel Steward zog die Fäden und zog Kämpfe an Land. Kämpfe, die immer größer und bedeutender wurden und auch immer größere Zahltage versprachen. Er erkannte den Wert seiner Boxer und kümmerte sich um sie. Er kochte für seine Boxer. Legendär ist die Geschichte mit Evander Holyfield. Holyfield mochte das Hotelessen nicht besonders und aß deshalb weniger. Kurzerhand nahm Manny den Kochlöffel selbst in die Hand und zauberte gutes, gesundes Essen für seinen Schützling auf den Tisch.
Steward war es wichtig das komplette Boxcamp und Gym unter Kontrolle zu haben. Er regelte den Ernährungsplan seiner Boxer, passte auf, dass sie keinen Blödsinn machten und in irgendwelche Scherereien hineinschlitterten. Nicht zu vergessen stellte er seine Schützlinge hervorragend ein. Manny war wirlich mehr als nur ein Trainer. Er liebte und lebte den Boxsport.
Der erste Weltmeister aus dem Kronk Gym, natürlich von Manny trainiert, war Hilmer Kenty. Im Jahre 1980 besiegte der 25 jährige Leichtgewichtler in der Joe Lewis Arena in Detroit den amtierenden WBA Weltmeister aus Venezuela Ernesto Espana. Der zweite Weltmeister folgte kurze zeit darauf. Es war selbstverständlich Thomas Hearns, der Pipino Cuevas, damals WBA Weltmeister im Weltergewicht, in der zweiten Runde durch TKO in Runde 2 besiegte.
Diese beiden Erfolge brachten den endgültigen Durchbruch, natürlich für die beiden Boxer, aber auch für den Trainer Emanuel Steward und das Kronk Gym.
Jedoch waren nicht alle Boxer aus dem Kronk Gym erfolgreiche Boxer. Der Faustkampf zog viele junge Männer an, die in schwierigen und armen Verhältnissen aufwuchsen. Manch einer dachte es wäre ein leichtes Spiel ein paar anständige Dollars mit dem Boxen zu verdienen. Aber Manny wies keinen Boxer ab, jeder der trainieren und das Boxen erlernen wollte war im Kronk Gym willkommen. So trainierten bis zum Schluß 10 jährige Boxnovizen Seite an Seite
mit Weltranglistenboxern. Nur vor ganz wichtigen Kämpfen, wenn es um den Feinschliff seiner Schützlinge ging, zog Manny mit seinen Boxern in ein anderes
Trainingscamp, nach Big Bear in Kalifornien, um.
Das Kronkgym wurde über die Jahre immer populärer. Manny sorgte dafür, dass
Merchandisingartikel, wie Boxhandschuhe, T- Shirts und ähnliche Utensilien auf denen das Kronk Logo prangte, verkauft wurden.
Einmal verlor ein junger Schützling von Emanuel Steward nach einem harten Kampf klar nach Punkten. Der Fight ging über 10 Runden und der Boxer des Kronk Gym war ziemlich verprügelt worden. Manny kümmerte sich nach der Niederlage um seinen Boxer, als plötzlich die Tür des Umkleideraums aufflog und ein erboster Mann in die Kabine stürmte. Dieser machte Manny böse Vorhaltungen. Zehn Minuten lang beschimpfte dieser Mann Steward und drohte ihm mit einer Anzeige. Manny hörte ruhig zu und als die Schimpftirage endlich ein Ende gefunden hatte, verließ der Mann die Umkleide. Es stellte sich heraus, dass es der Vater des besiegten Boxers war.
"Ich wusste gar nicht, dass er einen Vater hatte. Er kam ins Gym, wollte trainieren und sagte er wäre Waise. Nach einiger Zeit war er so weit um seine ersten Kämpfe zu absolvieren und schlug sich ordentlich. Am Tag seiner sportlichen Niederlage war dann sein Vater im Publikum und war selbstverständlich wütend. Aber gerade dieser Typ, der sich zwei Jahre nicht um seinen Sohn gekümmert hatte, machte mir Vorwürfe. Naja was soll es..."
Manny und sein Kronk Gym waren im Boxgeschäft zu einer großen Nummer geworden. Viele Boxer wollten von Steward gecoacht werden und suchten seinen Rat. Der Mittelgewichtler Gerald McClellan wurde von auch einer seiner Boxer. McClellan wurde mit Steward Weltmeister im Mittelgewicht und war im Boxgeschäft als einer der härtesten Knockouter gefürchtet. Allerdings wollte der G-Man eigene Wege gehen und trennte sich von Manny. Steward sorgte immer dafür, dass der gefürchtete Puncher auch stets einen Plan B bereit hatte falls miot dem schnellen Knockout nicht klappen sollte. Bestes Beispiel dafür war McClellan's Sieg über Julian Jackson im Jahre 1993, Manny sorgte dafür, dass Gerald sich an die Taktik hielt, Defensive wurde bei Steward sehr groß geschrieben, und zu guter Letzt gewann der G-Man in Runde 5 durch TKO. Wer Kämpfe von McClellan gesehen hat weiß, dass dies durchaus eine anständige Leistung war diesen Mann im Zaum zu halten.
Ohne Manny und ohne einen Plan B forderte McClellan im Jahre 1995 den britischen WBC Weltmeister im Supermittelgewicht, Nigel Benn, heraus. Das traurige Ende ist bekannt....
Nicht wenige Boxexperten waren und sind der Meinung, dass es zu diesem tragischen Ereignis nicht gekommen wäre, wenn Manny den G-Man betreut hätte. Aber hätte, sollte, könnte......leider ist diese traurige Geschichte irreversibel.
In den 90er Jahren, Mannys Ruf als guter, erfolgreicher Coach war schon gefestigt, wurde er noch populärer als einige seiner Schützlinge überraschende Siege erboxten. 1993 gewann Evander Holyfield, unter Stewards Leitung, das Rematch gegen Riddick Bowe und ein Jahr darauf entthronte Oliver McCall durch einen KO Sieg in Runde 2 den amtierenden WBC Champ Lennox Lewis.
Lennox Lewis klopfte nach seiner Niederlage an die Türe des Kronk Gym. Er verpflichtet Manny als Coach - und Lennox wurde zu einem der besten Schwergewichtsboxer der letzten 15 Jahre.
Steward legte großen Wert auf die Defensive, verbesserte Lewis Stil und gab ihm eine neue taktische Marschroute mit auf den Weg.
Nachdem Lewis seine Karriere beendet hatte bat der jüngere der Klitschko Brüder, Wladimir Manny um Hilfe.Nach zwei verheerenden KO Niederlagen war Wladimir's Karriere als Boxer am Scheideweg. Steward nahm sich seiner an und machte auch den jüngeren Wladimir wieder zum Schwergewichtsweltmeister.
Emanuel Steward wurde durch seine Arbeit mit Lennox Lewis und später mit Wladimir Klitschko auch dem "Samstagsabendsboxpublikum" wohl bekannt.
Emanuel Steward coachte so viele Weltmeister, er war einer der besten und erfolgreichsten Trainer des Boxsports. Vor allem war er ein großzügiger, warmherziger und freundlicher Mensch. Er hatte niemals auf Pressekonferenzen ein böses Wort über die Kontrahenten seiner Boxer verloren. Steward war respektvoll seine Tür und sein Gym stand jedermann offen.
Legendär sind seine Ansprachen an Jermaine Taylor während der zehnten und elften Runde des Kampfes gegen Cory Spinks. Steward war für mich persönlich ein klasse Boxkommentator. Es machte Spaß ihm zu zuhören und war für mich lehrreich.
Am 25.Oktober 2012 verstarb Emanuel Steward in einem Detroiter Krankenhaus an Divertikulitis. Er wurde 68 Jare alt. Diese Nachricht schockte alle Boxfans rund um den Globus.
Thomas Hearns, einer seiner ersten und erfolgreichsten Schützlinge, war sehr berührt als er von dem Tod seines ehemaligen Trainers und jetzigen Freundes erfuhr. "Manny änderte unser Leben. Er brachte uns auch Dinge bei, die außerhalb des Boxrings wichtig sind. Emanuel war mehr als ein Coach."
Dieses Post ist Emanuel Steward, seiner Familie, seinen Freunden, seinen Boxern, seinen Fans gewidmet
Wir danken für den Blick durch das Schlüsselloch des Lebens von Emanuel Steward - ein Boxer, ein Coach, ein Mensch
Fortsetzung folgt....................