Denn aus der Machtposition im Welttennis, sogar der Führungsposition wurde ganz und gar nichts für die inzwischen 24-jährige Kanadierin, stattdessen erlebten Fans und Experten einen schleichenden, unaufhaltsamen Niedergang.
Bis zu jenem Moment am Mittwoch auf einem Außenplatz der Pariser Turnieranlage Roland Garros, in dem Bouchard ihr French Open-Qualifikationsmatch gegen die Slowenin Dalila Jakupovic aufgab - vermeintlich wegen einer Verletzung, aber wer weiß das schon so genau bei dem "gefallenen Engel" (
New York Daily News), bei der auf Platz 167 der Weltrangliste abgestürzten Athletin.
Swimsuit-Aufnahmen als Highlight 2018
Längst hat Bouchards gescheiterte Karriere die Spottdrosseln und Zyniker auf den Plan gerufen. Bouchards größter Erfolg in diesem Jahr, so machten sich Tennis-Betrachter auf Twitter lustig, sei die
neuerliche Aufnahme in die berühmte Swimsuit Edition des US-Magazins Sports Illustrated gewesen.
Auch Vergleiche mit der russischen Schönheit Anna Kournikova lagen vielen nicht fern: Bouchard sei so etwas wie "Kournikova 2.0", hieß es, ihr Beruf sei wohl eher "Model" als "Tennisspielerin." Richtig ist in jedem Fall: Bouchard ist nicht nur Zielscheibe giftiger Kritik in der virtuellen Welt, sondern auch ein modernes Internet-Phänomen.
Auf Instagram folgen der Kanadierin mehr als 1,7 Millionen Menschen, weit mehr als der aktuellen Weltranglisten-Ersten Simona Halep oder auch der zweimaligen deutschen Grand Slam-Siegerin Angelique Kerber. Nur Serena Williams und Maria Sharapova haben deutlich mehr Follower als Bouchard, die ziemlich unverhüllt auf laszive Motive setzt - Sex sells, selbst wenn es auf dem Tennisplatz nicht mehr stimmt.
Während Bouchard in den sozialen Medien weiter mühelos in den Top Ten mitspielt, sogar geschlechterübergreifend, herrscht am eigentlichen Arbeits-Platz seit längerer Zeit Tristesse. Fast scheint der Siegeslauf, den Bouchard im Frühling 2014 erlebte, ein wenig unwirklich: Sieg bei der Premiere des Nürnberger Turniers, Halbfinale bei den French Open, Finale in Wimbledon, Sprung auf Platz 5 der Tennischarts - es war ihr Moment, ihre große, aber flüchtige Zeit des sportlichen Ruhms.
Schlagzeilen machte sie später vor allem abseits der Courts, als Internet-Größe "zwischen Sein und Schein" (
The Guardian) und dann auch als Hauptperson eines spektakulären Prozesses, den sie gegen den US-amerikanischen Tennisverband USTA führte.
Bei den US Open 2015 war die Kanadierin in einer Umkleidekabine ausgerutscht und hatte sich dabei auch eine Gehirnerschütterung zugezogen. Die millionenschwere Klageforderung gegen die USTA begründete Bouchard auch damit, sie sei seitdem in eine Abwärtsspirale geraten, habe sich nie wirklich erholt von dem Zwischenfall. Viele in der Tennisbranche betrachteten Bouchards Vorgehen, den Prozess überhaupt als zweifelhaft, aber im Februar 2018 bekam sie größtenteils recht - und eine millionenschwere Entschädigungssumme zugesprochen.