Wie immer bei der Vuelta, dann letztlich doch einige sehr namhafte Fahrer am Start und die große Frage, welche Form haben die Tour-Starter konservieren können und wie schauen die Ambitionen der vermeintlichen Kapitäne aus?
Auch hat die Vergangenheit gezeigt, dass aufgrund der Fahrweise der Vuelta man nun nicht unbedingt ein Team benötigt wird, wo 7 Fahrer für einen Kapitän fahren, selbst Helfer aus Top-Mannschaften bekommen immer wieder Ihre Freiheiten.
Auf Basis der vorläufigen Startliste wage ich mal eine kleine Prognose für Fahrer mit vermeintlichen GC-Kapitänen:
AG2R bringt Ben O'Connor und Felix Gall an den Start, O'Connor dürfte hier Kapitän sein und versuchen sein TOP 5 Ergebnis vom Giro zu bestätigen und sich ordentlich zu verabschieden. Er fährt dieses Jahr den Giro-Vuelta Pfad, dürfte also ausgeruht an den Start gehen.
Gall wird denke ich auf Etappenjagd gehen und ggf. die Vuelta als WM-Vorbereitung sehen.
Bahrain wird auf Tiberi setzen, menschlich aus bekannten Gründen sehr fragwürdiger Typ, aber war beim Giro mit Platz 5 eine Überraschung.
Jack Haig ist auch im Kader, war 2021 immerhin schon mal dritter der Vuelta, dürfte dann die Option 1b sein.
RB-Bora wird wohl kaum wieder auf die alleinige Karte Roglic setzen, die Frage wird sein wie findet er rein in die Vuelta, ohne dabei die vermeintlichen Co-Kapitäne DF Martinez/Vlasov und evtl. Lipowitz zu opfern. Zudem ist auch noch längst nicht klar ob Roglic, überhaupt die Vuelta mit Ambition auf Klassement fährt oder als Vorbereitung auf die WM & Herbstklassiker. Aber die Aussicht mit einem weiteren Sieg zum geteilten Rekordsieger mit Heras ist natürlich auch Motivation genug für Roglic.
Cofidis mit Guillaume Martin, sehe ihn hier maximal am Ende der TOP 10, wenn er auf Klassement fährt.
EF-EasyPost mit der Südamerikanischen Doppelspitze Carapaz/Uran. Uran's letzte GrandTour, vielleicht gewinnt er nochmals eine Etappe. Carapaz, wenn er die Beine aus der letzten TourWoche hat, sicherlich ein nicht zu unterschätzender Mitfavorit beim Kampf um den Gesamtsieg.
Groupama-FDJ mit Gaudu, dieser hatte eine völlig enttäuschende Tour, will sicher wieder Wiedergutmachung betreiben. Wenn in Form ein Fahrer für Platz 7-10.
Ineos bringt als vermeintlichen Kapitän Carlos Rodriguez an den Start, er wirkte bei der Tour trotz Platz 7 sehr blass und war wenig auffällig, sind die Beine und Ambitionen da definitiv ein Kandidat für die Top 5, in Topform gar auch fürs Podium. Egan Bernal dürfte eher auf Etappenjagd gehen und sich weiter im Peloton konsolidieren, nach seinem schlimmen Sturz aus 2022.
Visma-LAB wird wohl auf die Karte Sepp Kuss setzen, nachdem dieser wegen Corona nicht die Tour fahren konnte. Die Beine scheinen schon einmal zu stimmen, er gewann unlängst die Vuelta a Burgos. Ohne Tour in den Beinen und mit passender Form sehe ich Ihn definitiv als Mitfavoriten um den Gesamtsieg. Cian Uijdebroeks als vermeintlicher 1b Kapitän, dürfte wohl wieder ein Platz in den TOP 10 anpeilen, nach krankheitsbedingtem Ausstieg beim Giro, waren aber die Resultate in den letzten Rennen, aber nicht ganz so optimal.
Ansonsten steht auch noch WVA am Start, die Form bei Olympia sah gut aus, war ein nicht unerheblicher Faktor bei Evenepoels Triumph. Da so gut wie kein namhafter Sprinter am Start steht, dürfte er hier sowohl bei Sprint-, als auch hügeligen Etappen, mächtig auf Etappenjagd gehen um sich bestmöglich auf die WM vorzubereiten.
LIDL-Trek mit Doppelspitze Skjelmose & Ciccone. Ciccone fuhr eine starke Tour, Skjelmose dieses Jahr noch keine GrandTour, aber mit starken Ergebnissen bei Tour de Suisse und Baskenland-Rundfahrt. Der Däne könnte durchaus ein Kandidat für die TOP 10 sein, Ciccone vermutlich eher auf Etappenjagd.
Movistar hat Enric Mas und Nairo Quintana im Aufgebot. Da Enric Mas eine nicht so tolle Tour gefahren ist und er in den letzten Jahren eigentlich immer den Fokus auf der Vuelta hatte, dürfte es dieses Jahr kaum anders sein, sind die Beine gut, ebenfalls ein Kandidat für Top 3-5.
Quintana's Zeit als Klassement-Fahrer scheint vorbei zu sein, Ihn wird man in den Bergen in den Ausreißergruppen sehen.
Bei Soudal-Quickstep steht Mikel Landa am Start. Er fuhr eine enorm starke Tour, war ein wichtiger Faktor für Evenepoels dritten Platz und konnte selbst auf Platz 5 abschließen. Expertenmeinungen gingen ja dahin, dass dies die beste Tour von Landa war, die er je gefahren ist.
Schafft er es die Form und auch Konstanz mit zur Vuelta zu bringen, dann könnte auch er ein Kandidat für die TOP 5 , wenn nicht gar TOP 3 sein.
Arg viele Möglichkeiten werden ihm nicht mehr bleiben, die Vuelta auf dem Podium abzuschließen.
Fragezeichen noch hinter dem restlichen Team, da bisher neben Landa nur 2 weitere Fahrer bekannt gegeben sind.
UAE schickt die Doppelspitze Almeida/ Adam Yates ins Rennen. Almeida wurde 4. der Tour/ Yates 6. Sind bei beiden die Beine noch da, könnte ich mir vorstellen, dass beide bis zum Schluss um den Sieg mitfahren werden.
Dazu noch das mexianische Supertalent Isaac del Toro, letztjähriger Sieger der Tour de l'Avenir. Folgt er der Tradition der Debüts von Pogacar und Ayuso bei der Vuelta, müsste auch er ein Kandidat fürs Podium sein
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Dürfte aber angesichts der Doppelspitze nicht der Fall sein.
DSM hat noch den jungen Briten Max Poole am Start, er wurde bei der Vuelta a Burgos 2. hinter Kuss.
Zum Kurs kann ich nicht viel detailliertes sagen, die Vuelta beginnt endlich mal wieder in Portugal mit einem Zeitfahren in Lissabon, danach geht es in der ersten Woche gen Andalusien und als Abschluss eine Bergetappe in der Sierra Nevada nach Granada. Danach geht es von Galizien über die kantabrische Gebirge bis nach Santander. Gerade das nordspanische Gebirge weißt eigentlich mit Ausnahme des Angliru jede bekannte Bergankunft wie Cuitu Negru, Lagos de Covadonga und Puerto de Ancares auf.
Nach einer Etappe im Baskenland/Navarra geht es nochmal ins kantabrische Gebirge, ehe die Vuelta mit Zeitfahren in Madrid endet. Keine Pyrenäen und kein stadtnahes Gebirge bei Madrid also dieses Jahr.
Wie immer bei der Vuelta schon recht früh die ersten Bergetappen. Dazu die typischen hügeligen Etappen mit fiesen Anstiegen kurz vor Ziel oder als Zielankunft. Maximal 3 oder 4 Etappen weisen ein Profil aus wo ein (Massen-)sprint denkbar ist, kein Wunder, dass (Stand heute) kein namhafter Sprinter am Start steht.
Meine persönliche Einschätzung: Auch bei der Vuelta läuft es auf ein Duell Visma vs UAE hinaus.
Kuss, Almeida und Yates sind für mich Stand jetzt die drei Fahrer die den Sieg unter sich ausmachen.
Roglic sehe ich nur mit dabei, wenn die Form wirklich da sind, was ich mit gebrochenen Wirbeln vor ca. 4 Wochen stark bezweifele.
Almeida könnte es in die Karten spielen, dass Yates ggf. etwaige Attacken von Kuss neutralisieren könnte, und das Almeida mit seinem Diesel dann die Berge konstant fahren kann. Zudem ist die letzte Etappe ein Zeitfahren, das könnte wenn es eng zugeht, am Ende den Ausschlag hin zu Almeida geben.
Aber auch die Spanien Fraktion um Más, Landa und Rodriguez sehe ich nicht gänzlich aussichtslos.
Wie gesagt, die Vuelta war schon des Öfteren für Überraschungen gut.