10.12.2004
Die Wandlung des Vitali K.
Warum Vitali Klitschko vor seinem WM-Kampf
entspannt wie selten zuvor auftritt
Las Vegas - Daß Vitali Klitschko sich bemüht hat, die Roulette-Tische in der Spielerstadt Las Vegas auszutauschen, damit die Massen von Vorweihnachts-Touristen auf Orange statt auf Rot setzen müssen, ist nur eine Legende. Dennoch: Zuzutrauen wäre es dem WBC-Schwergewichts-Champion, der am Sonntag (5 Uhr MEZ, ARD live) in Las Vegas seinen Titel gegen den Briten Danny Williams verteidigt. Orange ist derzeit die Farbe, die das Leben des 33jährigen bestimmt.
In der Ukraine ist es die Farbe der Oppositionellen, der Anhänger des von Wahlbetrug betroffenen Präsidentschafts-Kandidaten Viktor Juschtschenko. Dessen Schicksal hat Klitschko während der vergangenen Wochen "sehr stark bewegt, wie jeden Ukrainer". Ihm zuliebe wird er am Sonnabend mit einer orangefarbenen Hose in den Ring steigen, ihm zuliebe hätte er beinahe das Duell mit Williams abgesagt, um in die Heimat zu fliegen und den Demonstrationen für mehr Demokratie beizuwohnen, wie es sein Bruder Wladimir tat. Die positiven Entwicklungen in Kiew, für den 26. Dezember wurden Neuwahlen angesetzt, haben nach Tagen jedoch für Entspannung gesorgt, und diese ist Klitschko anzumerken.
Es wäre falsch zu sagen, der früher oft bärbeißige Athlet sei ein neuer Mensch geworden, aber er gibt sich doch verändert. War er vor früheren Titelkämpfen häufig angespannt und verkrampft, wirkt er nun locker und gelöst. "Ich fühle mich wie vor jedem Kampf, die Anspannung kommt erst in den Stunden vor dem ersten Gong", sagt er zwar, wohl wissend jedoch, daß dies früher nicht so war bei ihm.
Wie es zur Wandlung kam, ist von Klitschko selbst nicht explizit zu erfahren, doch er gibt zu, "daß die Vorgänge in der Heimat mir gezeigt haben, daß es Wichtigeres gibt als das Boxen". Daß er letztlich nicht nach Kiew reiste, sei nur der Einsicht zuzuschreiben, "daß mein Sieg gegen Williams meine größte Hilfe für die Ukraine sein wird." Jetzt, da die körperliche Vorbereitung abgeschlossen ist, und die mentale Präparation beginnt, will er nur noch "an den Kampf denken, erst danach wieder an die Ukraine". Der Vorwurf, durch die Ablenkung nicht gut vorbereitet zu sein, läßt Klitschko kalt: "Ich habe genug Erfahrung und in mehr als 100 Sparringsrunden so hart gearbeitet wie nie zuvor."
Vitali Klitschko im Dezember 2004, das ist aber nicht nur der anerkannt beste Schwergewichtler der Welt, sondern auch ...
Hier der komplette Artikel: http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/10/374764.html