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Ich denke, niemand wird ernsthaft bestreiten, dass Kamil Stoch ein hervorragender Springer ist, der bei der Tournee bislang lauter starke Flüge gezeigt hat. Und selbstverständlich war es richtig von der Jury, den Wettkampf vor Bartol zu unterbrechen; die eingeblendete Windgrafik hatte zu diesem Zeitpunkt Seitenwindböen bis zu 5 m/s angezeigt.
Trotzdem zieht es sich bislang auch durch die Tournee, dass Richard Freitag beim Wind benachteiligt war gegenüber Kamil Stoch. Ich liste mal die Windpunkte auf:
Oberstdorf
1. Sprung
Stoch: +6,3
Freitag: +4,4
2. Sprung
Stoch: +1,0
Freitag: +13,2
Garmisch
1. Sprung:
Stoch: +1,5
Freitag: +3,0
2. Sprung
Stoch: +1,9
Freitag: +6,6
Summe
Stoch: +10,7
Freitag: +27,2
Das dann doch schon ein relativ deutlicher Unterschied. Ich sage nicht, dass Freitag bei gleichen Bedingungen automatisch vor Stoch liegen würde. Aber ich denke schon, dass er mindestens deutlich näher dran wäre.
Wo Freitag halt wirklich Pech hatte war der zweite Durchgang in Oberstdorf. Da haben wir auch den starken Ausreißer, der am Ende diesen großen Unterschied ergeben hat.
GaPa verlief meiner Meinung nach schon ziemlich fair. Stoch hatte nicht die krassen Ausreißer was den Wind angeht. Freitag hat das Springen bereits im ersten Durchgang verloren. Dort hätte er alle Chancen gehabt vor Stoch zu landen (und hätte so m Ende auch dessen Bedingungen gehabt).
Man hätte in Oberstdorf den Korridor enger wählen können, aber hinterher ist man immer schlauer.
Innsbruck wird was mögliche Unfairness angeht wahrscheinlich eh wieder alles in den Schatten stellen.
Die Reaktionen einiger Fans mit einer gewissen Missgunst gegenüber Stoch finde ich nicht schlimm. Das ist vollkommen normal, dass man sich als Fan ärgert. Ist auch bei anderen Sportarten so und auch wenn ich mich in polnischen Foren umschaue lese ich dort absolut die gleichen Sachen nur in Bezug auf die Springer anderer Nationen (von wegen: Bei Kraft wird immer gewartet bis er gute Bedingungen hat etc.). Ist natürlich Unsinn, aber wenn man sich anschaut, welches Pech Wellinger letztes Jahr bei der RAW air hatte und wie Richard Freitag plötzlich trotz des Favoritenstatus mit etwas Pech von Platz zwei angreifen muss, so sind diese Reaktionen doch normal. Pech ist einfach ne unbefriedigende Erklärung.
Was ich allerdings nicht akzeptieren kann ist wie Stoch als Springer niedergemacht wird und welcher Unsinn verbreitet wird. Zum einen ist Freitag natürlich nicht der offensichtlich bessere Springer als Stoch. Im Moment sind sie auf Augenhöhe.
Stoch hat seine Erfolge auch fast nie glücklich geholt, oft sogar absolut dominant und trotz der mitunter schwierigsten Bedingungen.
Er ist eben kein Springer der nur mit Laborbedingungen zurechtkommt. Durch seinen wenig aggressiven Sprungstil, ist er hier ganz im Gegenteil sogar weniger anfällig als die meisten anderen Springer. Bei Seitenwind würde ich ihn allgemein als den stabilsten Springer bezeichnen.
Seine größten Schwierigkeiten sind immer der Anlauf und Absprung gewesen. Wenn er diese Probleme in den Griff bekommen hat, war er automatisch an der Spitze. Er ist aber auch jemand, der so seine Probleme mit bestimmten Schanzen hat, z.B. Oberstdorf und GaPa, da sind andere Springer anpassungsfähiger. Wobei er dieser Jahr mit dem nötigen Glück auch diese Anlagen gut bewältigt hat.
Was mich allerdings besonders stört, ist die Rückblende zur letzten Saison mit dem ständigen Verweis auf das Pech von Tande, so als wäre Stoch ein glücklicher Tournee Sieger gewesen. Dabei sollte man bedenken, dass Tande im ersten Durchgang zusammen mit Tepes Windglück hatte und beide die einzigen Springer mit Aufwind waren. Trotzdem hat Stoch mit Rückenwind bereits in diesem ersten Durchgang die Führung in der Tourneewertung übernehmen können. Auch in Innsbruck hatte Tande mit Abstand bessere Bedingungen als Stoch und Kraft. Bei beiden Stationen in Österreich war Stoch auch in jedem Training weit vor Tande.
Man lehnt sich nicht weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass Stoch auch ohne Tandes Bindungsprobleme die VST gewonnen hätte.
Nein, Stoch hat seine Erfolge sicher nicht "Glück" zu verdanken. Dass es bei jedem Springer hin und wieder zu gehört ist klar.
Ich würde Freitag den VST Siegt absolut gönnen, diese Saison ist er mir absolut symapthisch geworden. Seine Leistungen sprechen ohnehin für ihn. Stoch hat die VST ja eh schon gewonnen. Anderseits würde ich Stoch auch den Grand Slam gönnen.
Ich fürchte, dass am Ende leider der Wind in Innsbruck mal wieder eine entscheidende Rolle spielen wird.