In meiner aktiven Musikerzeit war ich ein solider Punk-Gitarren Schrammler, am Bass war ich deutlich besser, da war ich immerhin Metal tauglich.
Ohne Punk und Heavy Metal hätte ich vermutlich gar kein eigenes Interesse und den Mut dafür aufgebracht, mich aufgrund Kenntnis und Beherrschung von 3 fehlefrei dahergeschrammelten Akkorden auf eine Bühne zu stellen. :thumb:
Oder irgendwas krankes eigenes zu probieren. Wir haben als Schüler so mit Post-Punk angefangen, Instrumente auf dem Sperrmüll gefunden und in Songs eingebaut (geile Fiepsorgel, eine Trompete). Mein Bruder (der bessere Gitarrist) hielt eine Kinderbohrmaschine über die pickups seiner E-Gitarre und das machte einen geilen infernalischen Lärm und im Publikum entstand der verwirrende Eiindruck, er würde in seine Gitarre bohren. Wtf.
:laugh:
Weil unser 1. Bassist in eine andere Band wechselte (mit Plattenvertrag in Aussicht) übernahm ich diesen Posten, weil ich von 3 Gitarristen der mit Abstand schlechteste war. :laugh:
Unser 1. Gitarrist war super. Der konnte echt alles auf Zuruf im perfekten Sound spielen und Noten lesen
und so.
Der musste immer die merkwürdigen Ideen von mir oder meinem Bruder veredeln.
Wir haben über ein paar catchy Nummern und Live-Präsenz dann selbst einen kleinen Plattenvertrag bekommen und ein paar belanglose Songs bei Rough Trade veröffentlicht.
Als wir diesen Nummern ein paar anspruchsvollere Dinger folgen lassen wollten (weil wir inzwischen unsere Instrumente besser beherrschten...
), flogen wir wieder raus, weil zu unkommerziell.
Danach haben wir aber noch einige Jahre weitergemacht, weil wir im randbelgischen bis Kölner Raum unsere Live-Anhänger hatten. So für circa 1000 Leute aufwärts oder abwärts wurden wir gebucht und angemessen bezahlt. Das war für (inzwischen) Studenten ein nettes Bafög-Zubrot.
Als sich die Band dann über Jobs, Umzüge und Elternschaften auflöste, hatte ich weder die Zeit noch Lust darauf, mich nach ~10 Jahren wieder auf was Neues einzulassen.
Nach ein paar Jahren Pause habe ich mal auf Annoncen geantwortet oder mit einem Kumpel etwas auf die Beine stellen wollen. Aber das passte nie. Entweder die Interessenten waren mir selbst zu schlecht oder ich war der falsche Sänger für das bevorzugte Genre.
Dieses "erlernte Musikwissen" kriege ich aber nicht raus aus meinem Kopp. Ich arrangiere in Gedanken Songs um, oder mich regen Platitüden auf. Ich kann respektieren, wenn etwas im besten Sinne "gut gemacht" ist, oder dass eigenartige Ideen auch unkonventionelle Umsetzung beinhalten können.
Mit dem nötigen Equipment und Mega-Producern und Computer-Loops und Vollplayback kann heutzutage jeder eine Musikkarriere starten, was sowohl wieder Punk ist :cool: aber gleichzeitig absolut das Gegenteil.
Ich habe immer größten Respekt vor musikalischem, kompositorischem, künstlerischem und stimmlich-instrumentarisch vorhandenem Talent. Oder wenn Mixer, Arrangeure und Producer ihren Job gut machen.
Mich stört es aber, wenn in heutigen Zeiten irgendwelche Tonträger an irgendwen verkauft werden, wo ich mich frage: Wer gibt dafür Geld aus?