Maske hat Angst vorm Blitz K.O.
Mein Albtraum: Hill haut mich mit dem ersten Schlag k.o.
BILD-Reporter Georg Nolte traf ihn zum letzten Interview vor dem Kampf des Jahres
Der Gentleman lässt mich 50 Minuten warten. Dann gibt er mir das letzte Interview vor dem wichtigsten Kampf seines Lebens am Samstag in München.
„Aber nur 20 Minuten“, raunt er. Henry Maske (43) sitzt mir im Münchner Nobel-Hotel „Bayerischer Hof“ gegenüber. Die Augen flackern nicht, sie sind ruhig und konzentriert. Er ist total fokussiert. Er will das hier schnell erledigen und dann wieder in seine Welt abtauchen. Die heißt Virgil Hill (43)! Im Kopf kämpft er schon gegen den Weltmeister...
BILD: Wie viel Prozent des alten Maske sitzen hier?
Henry Maske (43): „Unsere Sportart ist schlecht messbar. Aber ich kann sagen, ich habe mehr Erfahrung, mehr Ruhe und mehr Sachlichkeit als zu Beginn meines Trainings vor sechseinhalb Monaten.“
BILD: Sie schotten sich total ab. Warum?
Maske: „Ich habe das auch früher gebraucht. Mir geht’s gut, aber Anspannung ist da. Ich will jetzt nur noch allein sein.“
BILD: Viele glauben, sie verlieren kläglich. Sagte zuletzt auch der Tiger...
Maske: „Eine Antwort darauf lohnt nicht. Jeder hat seine Meinung. Das zeigt, wie interessant die Geschichte ist. Jeder weiß am 31. März Bescheid.“
BILD: Was war das Schlimmste in der Vorbereitung?
Maske: „Es gab keinen negativen Höhepunkt. Die Meniskus-Operation war nicht angenehm. Aber die habe ich gut weggesteckt. Ich hatte nie ein Loch, habe nie meine Entscheidung bereut. Es gibt zwar Situationen, wo ich kaputt war. Aber ich hatte immer das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“
BILD: Ihre Frau am Ring: Beruhigung oder Belastung?
Maske: „Bis auf den 1. WM-Kampf war sie immer dabei. Das gehört dazu für mich. Natürlich sorge ich mich um sie, will sie nicht enttäuschen. Wenn ich das nicht tun würde, hätte ich nicht so viel trainiert.“
BILD: Wie beruhigen Sie ihre Frauen?
Maske: „In der Vergangenheit habe ich das durch Leistung gemacht. Ich kann meinen zwei Töchtern und meiner Frau nicht sagen, es passiert nichts. Wir reden hier über Boxen! Aber sie sind ruhig. Sie wissen, sie können nur hoffen und nichts tun.“
BILD: Haben Sie Glücksbringer von ihnen?
Maske: „Ich habe so viele Glücksbringer im Laufe meines Boxerlebens bekommen. Meine Frau sagte, du musst ja bald mit der Schubkarre in den Ring. Nein, meine Kette und der Anhänger begleiten mich seit 17 Jahren. Sie werden es wieder tun.“
BILD: Hand aufs Herz – boxen sie danach noch mal?
Maske: „Ich gucke auf den 31. März und nicht weiter. Das habe ich in der Vergangenheit oft anders gemacht. Früher wurde ich oft dafür bestraft.“
BILD: Reden wir über Samstag. Es gibt Gerüchte, alles sei abgesprochen...
Maske: „Dann informiert mich mal darüber. Ich weiß davon nichts. Wie soll’s denn ausgehen?“
BILD: Punktsieg für Maske...
Maske: „Das hoffe ich doch schwer. Aber ich hoffe, dass ich überzeuge und es ein gerechtes Urteil ist.“
BILD: Axel Schulz’ Problem war die Psyche. Hatten Sie einen Mental-Trainer?
Maske: „Nein. Ich brauche nicht Axels Erfahrung, um zu wissen, dass es eine große Belastung wird. 10 Jahre Pause sind für mich auch eine neue Erfahrung – da gibt es keinen Vergleich. Das ist für mich die Herausforderung. Ich habe in der aktiven Zeit einige harte psychische Phasen durchleben müssen. Ich habe mich da immer selbst durchgezogen. Ich hoffe, am 1. April eine Antwort zu haben und zu wissen, ich habe auch das geschafft.“
BILD: Hätten Sie gern das gleiche Ende wie im neuesten Rocky-Film, wo Balboa nach großem Kampf verliert?
Maske: „Ich finde, der Film hat eine tolle Botschaft. Für mich gilt das gleiche. Ich will auch eine ansprechende Leistung bringen. Mir trauen das viele nach 10 Jahren nicht zu.“
BILD: Ist das Ergebnis egal?
Maske: „Natürlich will ich gewinnen. Aber wenn ich verliere, kommt es wie im Film auf das Wie an.“
BILD: Was wäre ihr Albtraum?
Maske: „Der erste Schlag von Hill trifft mich, und ich gehe k.o. Das kann immer passieren. Aber ich habe meinen Plan. Sollte ich ihn umsetzen, bin ich erfolgreich.“
BILD: Wovor sorgen Sie sich?
Maske: „Sorgen mache ich mir genügend. Aber nichts, wo ich jetzt sagen muss, da habe ich ein riesiges Defizit. Dass ich 10 Jahre weg war, ist der schwierigste Part. Aber lassen Sie sich überraschen.“
Und dann ist er weg. Nach 18:49 Minuten entschwindet der Gentleman in seine eigene Welt.