Mike Tyson trifft am 11. Juni auf Kevin McBride aus Irland
München - Dieser Mann hat sicher schon bessere Tage gesehen. Kein Geld, keine Klasse, keine Freunde und keine Perspektive.
Aber Mike Tyson wird wieder boxen - weil er es muss und weil er sonst nichts mit seinem Leben anzufangen weiß.
Noch immer gibt es Veranstalter, die ihn in den Ring steigen lassen, denn noch immer gibt es Menschen, die Geld dafür ausgeben, ihn kämpfen zu sehen.
McBride als Aufbaugegner
Am 11. Juni soll es in Washington mal wieder so weit sein, 19 Tage vor seinem 39. Geburtstag. Und das soll am Dienstag verkündet werden. Gegner ist der 31 Jahre alte Ire Kevin McBride, der noch nie einen wirklich namhaften Gegner geschlagen hat und 1997 in Berlin sogar gegen den "weichen Riesen" Axel Schulz K.o. ging.
Für Tyson wohl genau der richtige Gegner, denn der ehemalige Superstar ist inzwischen endgültig zur Rummel-Attraktion verkommen. Wenn nicht im Boxring, dann halt anderswo.
Ist der Ruf erst ruiniert...
Ein paar wohlige Schauder des Grauens ruft er immer hervor, wenn er öffentlich auftritt. Mit dem Maori-Tattoo um das linke Auge, dem Goldzahn und seinem Ruf als verurteilter Vergewaltiger und Gewalttäter.
Anfang März beehrte er so das internationale Musikfestival in San Remo, zu dem er eingeladen war. "Keine Ahnung, weshalb ich hier bin", sagte Tyson: "Vielleicht, weil ich ein Musikfan bin." Ganz bestimmt aber deshalb, weil er 70.000 Euro für sein Erscheinen bekommen hat.
30 Millionen Dollar Schulden
30 Millionen Dollar Schulden belasten den Ex-Weltmeister, der in seiner Karriere mehr als 300 Millionen verdient hat. Promoter Don King hat ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, ebenso Freunde und Frauen.
Am 1. August 2003 musste er seinen Bankrott erklären. Sein Anwesen in Connecticut kaufte ein Rap-Star einen Monat später für 4,2 Millionen Dollar. "Ich habe schon mit Kumpels auf der Straße geschlafen", erzählt Tyson: "Ich habe auch Geld von kriminellen Typen angenommen, weil ich es brauche."
Fenech versucht Tyson wieder in Form zu bringen
Acht Millionen Dollar immerhin hat er für seinen letzten Kampf gegen den Briten Danny Williams am 30. Juli 2004 erhalten, von denen sechs sofort an Gläubiger abgezweigt wurden. Tyson ging in der vierten Runde K.o. - auch sportlich ein Schatten seiner selbst. "Er stand da wie ein lebender Sandsack", sagte Augenzeuge Witali Klitschko: "Ich würde ihm raten aufzuhören."
Stattdessen trainiert Tyson wieder in Phoenix/Arizona und bereitet sich mit dem australischen Ex-Champ Jeff Fenech als Coach auf McBride vor. Manager Shelley Finkel hat es geschafft, das fragwürdige Spektakel ans amerikanische Pay-per-View-Fernsehen zu verscheuern.
Tyson als Pausenclown in der ganzen Welt
Auch über Australien wurde schon mal als Ort für einen Kampf nachgedacht. Tyson würde überall auftreten, Hauptsache die Dollars fließen.
Selbst Gastauftritte beim brutalen japanischen Kampfsport K2 hat er gegen harte Dollars bereits absolviert, war als "Ringrichter" bei den Berufs-Wrestlern aktiv und auch eingeladen, nach Thailand zu kommen, um das traditionelle Kickboxen zu erlernen.
Tyson muss Respekt lernen
Eine neue Organisation, die den asiatischen Sport weltweit promoten will, nutzt ebenfalls den einst großen Namen, um auf sich aufmerksam zu machen: "Er ist hier willkommen, aber er muss lernen, sich demütig zu verhalten und Respekt vor seinen Rivalen im Ring zu zeigen."
Also bleibt er lieber beim europäisch-amerikanischen Boxen. Das ist schließlich das einzige, was er kann.