Natürlich ist das ein Mittelwert, aber das interessante dabei ist doch, dass er im Mittel trotz deutlich schlechterer Effizienz mehr positiven Einfluss nahm, als Bryant in den letzten beiden Jahren. Hierbei kann eben die Effizienz zu einem falschen Eindruck führen. Viele Leute gehen zumeist davon aus, dass ein Fehlwurf durch einen besseren Wurf eines Mitspielers ersetzt werden könnte, dabei stehen hier die Optionen "ebenso ein Fehlwurf" und "Turnover" noch zur Verfügung. Jordan hat ja den Wizards jetzt nicht primär in der Offensive geholfen, weil er so gut traf, sondern weil das Team insgesamt mit ihm auf dem Feld deutlich weniger Turnover produzierte. Das ist ein wichtiger Aspekt von solchen "volume scorer", den die meisten Leute gar nicht wahrnehmen.
Das gilt übrigens auch für Allen Iverson.
Mehr positiven Einfluss bei ganz anderen Voraussetzungen. Die Lakers hatten immerhin die Alternative, über talentierte Bigs zu gehen, die gerade in der heutigen Liga gegen viele Gegner keine hochqualitative Gegenwehr finden. Die Wizards waren mit Jordan ein mäßiges und ohne ihn ein grauenhaftes Team. Da bleibe ich weiter bei meiner Annahme, dass ein guter Spieler eher in der Lage ist, ein grauenhaftes Team zu verbessern, als dass es so einfach ist, ein an sich gutes Team noch viel weiter zu verbessern.
Aber gut: Ich sehe es ein, dass es sinnvoller ist, Jordan sein Ding machen zu lassen, als den Versuch zu begehen, dauernd Leute wie Kwame und Haywood mit ihren Steinhänden zu füttern.
Winning Bias, Du verwendest die Tatsache, dass die Pistons eben mit Thomas gewonnen hast, als Argument, was aber in dem Fall ein logischer Fehlschuss ist. Du müsstest nachweisen, inwieweit Thomas dafür ursächlich war. Das spannende dabei ist, dass weniger Touches für Thomas, die er dann noch weniger effizient nutzte, zu einem besseren Gesamtergebnis für die Pistons führte. Zudem spielte die Pistons in etwa gleich, ob mit oder ohne Thomas. Insgesamt gibt es keine Hinweise darauf, dass Thomas je mehr war als Allen Iverson für die 76ers.
Dagegen haben wir für Iverson dann die Spielzeiten bei den Nuggets, wo er mehr als eindeutig das bewies, dass er mit einem Volumen-Scorer agieren kann. Die Nuggets 2008 spielten fast 10 Punkte je 100 Possession besser mit ihm als ohne ihn. Via RAPM zeigte Iverson beispielsweise mehr Impact in 2008 als Stephen Curry in dieser Saison.
Und wir haben dann in den Playoffs gesehen, wie gut das mit Iverson und Melo funktionierte.
Natürlich Winning (bzw. in dem Fall Losing) Bias, aber immerhin hat man dadurch Indizien, wer in einem tatsächlich guten Team existieren und zum Erfolg beitragen konnte (immerhin waren die Pistons eben laut deiner Aussage auch nicht schlechter mit ihm als ohne ihn, nicht wahr?), während das beim anderen Spieler recht dünn wirkt in einer langen Karriere, in der es seinen Teams sehr schwer fiel, um ihn herum ein vernünftiges Rezept zu finden, das auch regelmäßig umgesetzt werden konnte. Das zählt für mich schlichtweg viel, selbst wenn es nur Bauchgefühl und Annahme ist, was wohl wie in einem "was wäre wenn"-Szenario dann wie anders geschehen würde.
Iverson war in seiner gesamten Karriere bis auf die letzten Stadien, in denen er dann aber auch überhaupt keinen nennenswerten Impact mehr hatte, immer ein Spieler mit extrem hoher Usage Rate. Weil es seine einzige überaus herausragende Stärke war, mit dem Ball zu kreieren. Ansonsten gibt es allenfalls gute Eigenschaften, aber keine weiteren auf einem Niveau der All-Time Greats. Wir kennen doch das Ergebnis: Grundsätzlich Teams, die wenig ausbalanciert waren, wozu er aber immer mitursächlich war. Da musste man immer an besseren Teams scheitern, und die gab es jedes Jahr. Besser, weil diese grundsätzlich ausgeglichener gestaltet werden konnten, und das ist eben der Punkt, an dem ich Isiah Thomas mehr zutraue. Der steht dem Aufbau eines Teams mit Team Offense als Alternative nicht so im Weg, weil man ihn nunmal besser auf ein Volumen herunterstutzen kann, dass andere zum Zuge kommen können.
Aber am Ende hat er eben den schweren Wurf genommen, und nicht mit 5 Sekunden auf der Shotclock noch zu einem Mitspieler gepasst. Letztendlich war Iverson bei solchen schweren Wurfversuchen besser als ein Durchschnittspieler, weshalb er am Ende von 2001 bis 2008 durchweg positiven Impact hatte.
Öhm, also ich habe in Iversons Prime dauernd Spiele gesehen, in denen er 18 Sekunden und länger den Ball dribbelte auf der Suche nach der eigenen Scoringmöglichkeit (und wie gesagt war er darin sehr gut, sich diese zu schaffen. Er kam tatsächlich oft dazu, seinen Wurf anzubringen. Allerdings dann mit einer Trefferpräzision, die vielleicht für diese Situation bemerkenswert war, aber sich gegen die Durchschnittsoffense nicht sonderlich abhob, was dann gegen bessere Teams im Schnitt oft nicht reichte. An guten Tagen ballerte Iverson damit jeden Gegner aus der Halle, aber regelmäßig auf dem sehr hohen Niveau treffen konnte er nicht. Das hat er dann mit dem Wizards-Jordan gemeinsam), aber gegen eine bessere Defense kam es dann allzuoft eben genau bei auslaufender Uhr zu diesem Notpass auf einen Spieler, der dann wiederum außerhalb seiner persönlichen Lieblingsspots gucken musste, wie der den Ball dann noch verwerten darf. Ich verweise hier auch nochmal allzu gerne auf Iversons Aussage "How the hell can I make my teammates better by practicing?", die darauf hinweist, dass er sich einen Mist darum geschert hat, zu wissen, unter welchen Voraussetzungen er seine Mitspieler durch präzisen Einsatz fördern könnte. Etwas, das einen Playmaker eigentlich auszeichnen sollte. Bei Iverson war das mehr ein Nebeneffekt, als ob es alleine ausreicht, genug Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zu ziehen.
Klar, unter solchen Voraussetzungen wirkt es dann natürlich so, als ob die Mitspieler sonst keine besseren Scoringmöglichkeiten zustande bekommen. Das hat aber wiederum sehr viel damit zu tun, dass eben kreative Spieler oft gar nicht vorhanden waren, weil sie keinen sonderlichen Sinn an AIs Seite gehabt hatten. Bei den Nuggets gab es die dann immerhin mit Melo und J.R. Smith, aber da hatte man dann gleich drei Spieler, die zum damaligen Zeitpunkt vor allem den Instinkt fürs eigene Scoring hatten, aber nur wenig für das der Mitspieler (plus leider einen in der Offense mangelhaften Frontcourt, wodurch es nur wenig Alternative zu den Dreien gab). Und zweitens hat er sich nie darum bemüht, wirklich ein guter Spielmacher für andere zu werden.
Geringer Impact? Aguirre hatte mehr positiven Impact als Thomas (dafür empfehle ich Dir mal, anzuschauen, wie die Pistons und die Mavericks vor und nach dem Dantley-Aguirre-Trade agierten), Dumars war aufgrund seiner Defensive impactvoller als Thomas. Dumars wäre eine perfekter Backcourt-Partner gewesen, Aguirres Spiel abseits des Balles wäre passend gewesen, dazu dann Shooting Big á la Laimbeer und Edwards, das Team wäre ein perfektes Iverson-Team gewesen. Aus spielerischer Sicht sehe ich da überhaupt kein Problem. Und in der Defensive war Thomas alles andere als eine Offenbarung, auch wenn das einige glauben mögen.
Thomas ist neben Moses Malone wohl einer der am meisten überschätzten Spieler, beim einen sind es die zwei Titel, beim anderen kommt noch eine generelle Fehleinschätzung seines Impacts aufgrund von Boxscore-Zahlen hinzu. Aber nun gut ...
"Geringerer!" (Komparativ!
)
Ich gehe davon aus, dass ein Typ wie Aguirre an der Seite von Thomas, der ein guter Vorbereiter war (etwas turnoveranfällig, zugegeben), besser funktionierte als er es an der Seite vom besagt egozentrischen Iverson getan hätte. Auch bezüglich Dumars bin ich mir da nicht so sicher. Wer weiß, ob der nicht McKie-mäßig eher in die Rolle eines Sixth Man verdrängt worden wäre, um eher Iverson zu ersetzen, wenn dieser auf der Bank saß. Um wenigstens dann die Stärke auszuspielen, die er als Ballhandler selbst auch hatte, denn Dumars war ja nicht nur off-the-ball gut. Die Geschichte hat jedenfalls gezeigt, dass man Thomas in Sachen Possessions begrenzen und andere Spieler an seiner Seite zum Zuge kommen lassen konnte. Bei Iverson gibt es da nur auf dem Perimeter noch Melo, und wie ich mich an die Spiele erinnere, war das nicht gerade ein elaboriertes Zusammenspiel, sondern wie schon erwähnt "jetzt Iso für dich, jetzt Iso für mich" mit Herauspassen, wenn der Kollege dann doch mal frei war. Für Playoffs als Teamoffense zu simpel auszurechnen.
Die offensiv ordentlich talentierten Bigs hätten natürlich gepasst. Solange nicht ein Frontcourtspieler den Weg eines Slashers versperrt, passen Bigs und Smalls sowieso immer zusammen - die Frage stellt sich allenfalls bezüglich der Aufteilung der Possessions, sonst überhaupt nicht.
Über Dantley brauchen wir nicht viel zu reden - genau für die Egozentrik ist dieser ja eben das Paradebeispiel.
Der Impact durch die Defense eines PGs ist sowieso vergleichsweise gering, jedenfalls sehr systemabhängig. Hat man eh ein Team, das die Zone gut verteidigen und aushelfen kann, kann man gerne den PG auf Balljagd schicken und sich über einfache Scoringmöglichkeiten und Ballbesitz durch Steals und erzwungene Fehlpässe freuen. Ansonsten ist ein PG aber nunmal in der Regel nicht viel mehr als der kleinste Spieler auf dem Platz und dadurch schon körperlich den meisten gegnerischen Spielern unterlegen. Der kann eben allenfalls versuchen, zwischen Korb und Gegner zu bleiben, mit Glück beim Dribbling des Gegners mal an den Ball zu kommen und gegebenfalls mal durch etwas zusätzliche körperliche Präsenz einen Gegner beim Doppeln zuzustellen und den Pass auf diesen zu verhindern. Viel mehr ist da nicht. Dass die Pistons nicht wegen Thomas defensiv so gut waren, ist doch klar, denn er war ganz sicher kein Payton, der einzeln einen Gegner stark begrenzen konnte. Aber das habe ich auch nicht behauptet. Was die Defense betrifft, hätte es mit Iverson an seiner Stelle wohl keinen großen Unterschied gegeben. Vielleicht war Iverson der noch extremere Ballhawk, der in den Passwegen räuberte, aber sonst?