Zustimmung, aber „enorm gestiegenes Niveau“ hört sich immer (in dem Fall nicht bei dir) nach Kritik der älteren Generationen an. Das finde ich falsch und dahingehend nervt mich auch die Sprachwahl in Dres Rant. Es waren einfach keine „Blinde“, sondern die besten Rollenspieler, die es unter den Umständen der damaligen Zeit gab. Mit Umständen mein ich einerseits die Möglichkeiten, die damalige Spieler einfach nicht hatte. Heutzutage ist alles viel professioneller und von der High School an haben Prospects die viel besseren Möglichkeiten Skills zu trainieren. Zum anderen hat man zu Zeiten der Dead Ball Ära auch einfach Spieler eingesetzt, die ein ein solches Skillset haben. Schon damals gab es die Pat Garritys und Damon Jones', aber die haben einfach nicht gespielt, weil man ihren Wert nicht erkannt hat, bzw. noch nicht erschloßen hat, wie man diesen aktivieren kann - du hast das unausgereifte Coaching schon angesprochen. Das Phänomen der Weiterentwicklung der Skills fängt ja auch nicht erst in 2009 an. Wenn ihr Tapes aus den 60ern anschaut ist das nicht im Ansatz zu vergleichen, mit dem was jeder Rollenspieler heutzutage auflegt. Es gibt eine relativ klare Entwicklung, die sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt beobachten lässt, aber etwas das sich nicht so klar beobachten lässt, ist die Entwicklung des letztlichen offensiven Outputs auf dem Feld (z.B. das ORtg, oder eben solche Scoring Averages von Spielern). Ich würde daraus folgern, dass die Spieler relativ gesehen nicht besser werden, sondern dass sie einfach zu einem Zeitpunkt spielen, indem sie offensiv besser aussehen können, weil das Regelwerk und die Spielauslegung ihnen entgegenkommt.
Die heutige Zeit ist einfach prädestiniert dafür, dass gute Offensivspieler ohne Ende Scoren können.
Wir leben sogar in einer Ära, in der die wenigsten Freiwürfe geworfen werden. Da wird mMn heutzutage viel mehr Kontakt zugelassen als in früheren Jahren. Foul Calls haben deshalb, trotz Foulgeschinde, einen relativ kleinen Einfluß auf die offensive Explosion. Aber Offensivspielern wird grundsätzlich immer mehr erlaubt, um die geschriebenen Regeln zu zerren. Dribbelbewegungen waren z.B. viel restriktiver im Regelwerk, was bedeutete, dass Offensivspieler den Ball nur mit der Hand über dem Ball führen durfte. Mittlerweile dribbeln die Spieler wie sie wollen, führen den Ball von unten, laufen dabei 3-4 Schritte usw. Gleiches gilt für Gathering Steps und viele weitere Bereiche. Wenn Giannis 3 1/2 Schritte beim Zug zum Korb-, oder Harden beim Step Back Dreier machen darf, dann sind das schlechte Zeiten für Defenses.
Ein Aspekt, der für mich massiv underrated wird in dieser Debatte, ist der Effekt, den Shooting Big Men auf Offenses haben. Das hat viel mehr Impact als die Entwicklung von Backcourt Spielern, die auf einmal alle werfen können. Wenn die großen Verteidiger derart weit entfernt von der Zone stehen, liegt die Rim Protection brach. Wie will noch sonderlich gut verteidigen können, wenn der Bereich des Feldes, in dem Wurfversuche am effizientesten sind, nicht mehr verteidigt werden kann? Jeder der Basketball spielt wird das nachvollziehen können.
Off Topic Rant zum Thema Defense allgemein: mir fehlt in der öffentlichen Betrachtung weiterhin eine bessere Kontextualisierung der Leistung. Wenn man schon die Scoring Performances mit nackten Zahlen so hoch anpreist, und die Spieler dafür offensiv so abfeiert, dann gerne auch mal die andere Seite betrachten. Aber defensiv wird immer nur relativ gesehen, während offensiv meistens nur absolute Zahlen wichtig sind. Wenn die NBA so viel krasser ist als vor 20 Jahren, weil es 30 mehr 20 PPG Scorer gibt, dann sind AD, Giannis, Green und Gobert auch die viel schlechteren Defender als Garnett, Duncan und Wallace. Das ist zwar ein unsinniges Argument, aber wenigstens wäre es stringent, wenn man die offensiven Höhenflüge so feiern will.