Dennoch lässt sich natürlich nicht sagen, dass es von Beginn weg noch besser gelaufen wäre, wenn LeBron sich gleich zu Beginn vor allem als Ballverteiler in Szene gesetzt hätte.
Ich glaube, es war für das ganze Team zu Beginn wichtig zu sehen, dass er im Notfall auch Punkte in der Zone erzwingen kann; es waren ja durchaus auch ein paar ziemlich schwierige finishs darunter.
In welchen Situationen hatte James denn in Spiel 2 etwas "erzwungen" am Anfang, währenddessen er in einer ähnlichen Situation in Spiel 1 zum Anfang eher den Pass suchte? Letztendlich ergab sich James' Punktausbeute in Halbzeit 1 von Spiel 2 eher dadurch, dass er häufiger beim Fastbreak in einer Situation für den Abschluss war, und dass die Bulls Defensive sich am Perimeter schlechter anstellte als in Spiel 1. Der Vorsprung der Heat am Anfang ergab sich doch auch eher dadurch, dass die Bulls diesmal in der Offensive weniger Glück hatten. Es war doch mitnichten der Fall, dass die Heat bessere Offensive boten.
Zudem zeigt sich, dass das frühe Einbinden von Mitspielern in der Regeln zu mehr Teamerfolg führt. Im schlimmsten Fall können die Stars dann in der zweiten Hälfte mehr forcieren, um eventuelle Rückstände auszugleichen. Im gesamte Schnitt ist das die bessere Strategie. Wobei aufgepasst werden muss, dass darüber hinaus gilt, dass der erste offene Wurf meist die beste Option darstellt. Das hängt natürlich auch von den Wurffähigkeiten des Spielers ab, aber die Heat hatten da in Spiel 1 mitnichten ja Andersen oder Haslem am Perimeter offene Würfe kreiert.
Hätten er, und auch Wade und Bosh, im ersten Spiel mehr selbst forciert zu Beginn, hätte man das Spiel m.E. gewonnen. Sicher nicht mit einem derart grossen Abstand, da die Bulls ja auch viel besser getroffen haben als in Spiel 2. Aber zumindest hätte das Spiel eine andere Dynamik erhalten.
Wie ich das zuvor schon verlinkte, hängt das mehr mit der Wahrnehmung zusammen (anecdotal evidence) als mit tatsächlichen Fakten. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Heat in Spiel 1 die offenen Würfe nicht trafen, was sich dann in Spiel 2 änderte. Die einzigen Dynamiken, die wirklich statistisch feststellbar eine bessere Siegchance bringen, sind: wenn die Mitspieler früher im Spiel eingebunden werden, die erste "gute" Wurfoption genutzt wird (Fastbreaks, Secondary Breaks), Ball- und Spielerbewegung über statistische Spielzüge (Isos, beispielsweise) gestellt werden und inkonstantere Spieler von der Bank kommen.
Gerade bei der defensiven Ausrichtung der Bulls, hätten forcierte Aktionen von James, Wade und Bosh wohl eher zu Offensivfouls und Turnover geführt, als dass damit tatsächlich bessere Wurfgelegenheiten erarbeitet worden wären.
PS: Die Refs waren gestern doch die ärmsten Säue überhaupt, das war ein ganz schwer zu pfeifendes Spiel. Angesichts dessen haben sie das noch recht ordentlich gemacht wie ich fand.
In der Tat. Allenfalls kann man das übliche Prozedere kritisieren, dass das Heimteam eben bei 50-50 Calls bevorteilt wird. Das ergibt sich aber mitnichten aus irgendwelchen Verschwörungen, sondern ist schon eher durch die Stimmung in der Halle verursacht. Maximal würde ich noch den seltsamen Call ankreiden, bei dem Andersen (wie Kerr auch feststellte) zweimal ziemlich klar foulte (moving screen und dann push), und da am Ende ein Jumpball herauskommt. Aber solche Fehlentscheidungen sind eher menschlich, und waren in dem Spiel nun alles andere als spielentscheidend.
Wie sah das in Spiel 1 aus? Hatte es dem Team geholfen, dass er uneigennützig begann und es an den Rollenspielern lag, ihre Würfe zu treffen?
Noch mal, woher willst Du vor dem Wurf wissen, ob der jetzt hineingeht oder nicht? Den offenen Mitspieler zu finden, der eben auch mehr als häufig genug bewies, dass der derlei Würfe verwandeln kann, ist sinnvoller und verspricht eine bessere Siegchance. Dass das in Spiel 2 einfach auch ein paar Mal häufiger die Möglichkeit gab, für James aggressiv zum Korb zu ziehen oder einfach in Transition derjenige zu sein, der abschliessen kann, ändert doch an der vorher von mir angesprochenen Tatsache nichts.
Die Heat waren diesmal bemüht, schneller in die Offense zu kommen, was auch gelang, weil sie die Defensivrebounds kontrollierten und James aggressiver war.
Die Heat hatten auch ein paar mehr Fastbreak-Möglichkeiten, und die schwächere Bulls-Perimeter-Defense hatte mehr Möglichkeiten für secondary breaks offengelassen. Gerade Belinelli gegen Wade sah da ein paar Mal richtig alt aus. Zudem hatte James ja primär dann aggressiv agiert, als er von Cook verteidigt wurde, der einfach weder über die Kraft noch über die Länge verfügt, James effektiv am Punkten zu hindern.
Besseres Verhalten beim Defensivrebound gehört auch dazu, wenn man von schnellerer Offensive spricht. Ein Defensivrebound führt eben häufiger zum Fast- oder Secondary Break als ein Einwurf nach einem Korberfolg des Gegners.
Er konnte ein paarmal Tempo aufnehmen, bevor die Defense stand. Die Punkte in Transition sind dann schwer zu verhindern. Als James mehr zum Ballverteiler wurde, war die Richtung für den Rest des Teams vorgegeben. 56 statt 32 Paint Points ist schon ein gewaltiger Unterschied. Dazu 20 Fastbreakpunte. In Spiel 1 hatte man sich dem Stil der Bulls angepasst und nie die Kontrolle über das Spiel bekommen.
Und wenn die Heat in Spiel 1 die offenen Würfe ebenso treffen, dann ist die Richtung ebenso vorgegeben. Es ist einfach hierbei so, dass die Umstände Dir den Eindruck vermitteln, dass das eine besser als das andere wäre, wobei sich im Schnitt zeigt, dass es genau umgekehrt ist. Zufall und Varianz sind hier ein Punkt, der beachtet werden muss, um eine sinnvolle strategische Entscheidung zu treffen.
Die Heat sind besser, speziell dann, wenn sie ihre Vorteile im Bezug auf Ball- und Spielerbewegung in der Offensive nutzen. So sollte dann die Strategie ausgerichtet sein. Am Ende hängt das teilweise von der Tagesform ab, aber wenn die Heat normal ihren Stiefel herunterspielen, dann sollten sie die nächsten beiden Spiele auch gewinnen.