Hallo. Interessante Diskussion hier.
Ich denke es lässt sich schwer bestreiten, dass das Niveau der Euroleague nicht gerade davon profitiert, wenn die großen Stars in die USA abwandern. Jasikevicius, Parker, Garbajosa etc, früher noch Ginobili, Rebraca - alles echte FIBA- bzw ULEB-Größen, die die Euroleague (oder frühere Wettbewerbe) entscheidend geprägt haben. Ganz zu schweigen von den ganzen Prospects, deren Rechte sich die NBA-Klubs Jahr für Jahr im Draft sichern. Die wechseln schon in die Staaten, bevor sie ihren Höhepunkt auch nur annähernd erreicht haben.
Warum wechseln sie? Erstens: Der NBA eilt der Ruf der stärksten Liga der Welt voraus. Wer Weltruf erlangen will, muss sich in der NBA durchsetzen, da sie die beste Liga ist, so der Gedankengang. Und so schnell revidiert da die Allgemeinheit ihre Meinung auch nicht. Zweitens: Unbestritten gibt es dort das meiste Geld zu verdienen. Scola und co verdienen zwar sehr gut, aber im Vergleich zu dem am besten verdienenden Europäer der NBA (Dirk) ist das gar nichts. Zudem gibt es in Europa nur sechs, sieben inanzstarke Klubs (eine schwammige Einordnung, das ist mir bewusst), die überhaupt hohe Gehälter zahlen können.
Dennoch ist es erstaunlich, dass die Euroleague weiterhin ein derartiges Niveau halten kann. Und das liegt meiner Meinung nach schon an der europäischen Basketballschule und der Spielphilosophie, die sie vermittelt. Sieht man es so simpel wie einige NBA-Befürworter, dann dürfte ein Euroleague Team wie Maccabi, CSKA oder Barca niemals gegen einen NBA-Klub gewinnen. Auch nicht in der Vorbereitung. Niemals. Und schon gar nicht mit 19 Punkten. Da dem übermächtigen Gegner gegenüber unathletisch, undersized, defenseschwach. Realität ist aber, dass du keinen wahnsinnig schnellen ersten Schritt oder sieben Meter vertical leap brauchst, keine schnelle Release aus dem Dribbling und keinen knöchelbrechenden Crossover, um das Pick and Roll so schulmäßig zu spielen, wie es die Griechen gegen die USA getan haben. Oder die Suns unter Ex-Euroleague-Coach D'Antoni mit Steve Nash, die damit die ganze Liga auseinandernehmen.
Spieler, die in den USA kein Land sahen, nehmen hier teilweise dominierende Rollen ein, das stimmt. Aber entweder nicht sofort, oder nicht in großen Teams. Dass hier jeder 08/15-Ex-NBA-Zocker die Euroleague in Grund und Boden spielt ist ein ziemliches Märchen. Man nenne mir den Spieler der letzten 3,4 Jahre, der das Spiel in den USA erlent hat und hier sofort den Wettbewerb dominiert hat. Auch Parker war, als er frisch aus den Staaten kam, nicht der raffinierte Spieler, der er jetzt ist. Sein in der NBA ziemlich einzigartiges Spiel ohne Ball, das die Kommentatoren immer wieder verwundert, hat er bei Maccabi gelernt.
Will man auf die Probleme des amerikanischen Basketballs hinaus, so ist Team USA natürlich ein interessantes Gebilde. Athletischer, größer, besser bezahlt als der Rest des Teilnehmerfelds, nur im Endeffekt in den letzten drei Turnieren mit drei guten Ergebnissen (6,3,3), aber ohne Titel. Man gehört zur Weltspitze, aber für ganz oben reicht es nicht. Offensichtliche Gründe waren für mich hier: 1) Miserable Teamverteidigung - vor allem im Pick and Roll in Niederlagen gegen Argentinien, (Ex-)Jugoslawien, Litauen, Griechenland, und 2) Schwierigkeiten beim Kreieren und (wenn mal erfolgreich freigespielt) der Exekution von offenen Würfen sowie Schwächen gegen die Zone.
Man kann jetzt natürlich mit geschlossenen Augen durch die Basketballwelt rennen, und meinen, die USA hätten im Prinzip wegen drei schlechter Spiele die Turniersiege verpasst und hätten einfach Pech gehabt. Das Recht kann man niemandem nehmen. Oder man sucht mal nach Gründen. "Fundamentals" ist da ein gern genannter Begriff, und ja, wenn das Exekutieren des Pick and Rolls mit all seinen Passwegen, das Ausspielen einer Zone, das Beherrschen der Schritteregel, das Verhalten in der Teamdefense, oder "the art of catch and shoot" unter den Begriff "Fundamentals" fällt, dann ist da wohl etwas dran. Alles Problembereiche des US-Teams, und logischerweise auch in der NBA. Es sagt doch einiges aus, wenn ein Coach wie Larry Brown die Abschaffung (ungleich: Verrinerung der Distanz) der Dreierlinie fordert, weil selbst ein offener Wurf von dort ein "bad shot" sei.
Generell erstaunt mich in der NBA ein wenig der Mangel an echten, wertvollen Rollenspielern (minus Shotblocker, davon gibt es einige gute), die die vielen kleinen Dinge machen, die in der Statistik nicht auffallen. Mir fallen auf Anhieb nicht viele ein. Bowen, Battier, Nocioni, seit dieser Saison auch die Euroleagueveteranen Parker und Garbajosa. Ein paar wenige habe ich mit Sicherheit vergessen. Hier liegt meiner Meinung nach ein großes Problem. Balldominierende Spieler gibt es dagegen zuhauf. Und sie sind es in der Regel, die die eigenen Teams zerstören.
Ich glaube nicht an irgendeinen Quatsch, dass europäische Basketballspieler intelligenter seien. Es ist einfach nur so, dass man von seinen Coaches lernt und durch deren Basketballphilosophie geprägt wird. Und von dem Spielstil des Gegners. Und da sind europäische Teams - ob Nationalteams oder nicht - denen in der NBA in einigen Dingen einfach voraus. Das zeigte der internationale Wettbewerb eindrucksvoll. Genauso, wie NBA-Teams den europäischen in manchen Dingen überlegen sind. Das zeigte die NBA Europe Live. Meine Meinung.
Ist ein Dirk Nowitzki jetzt ein Basketball-Europäer, oder steht er für die NBA-Spielweise? Ich denke eine Mischung. Er hat hier das Basketballspielen erlent, die ganzen Basics. In den Staaten hat er sich in wenigen Jahren den nicht zu stoppenden Wurf und das Passen aus dem Doubleteam angeeignet. Zwischendurch hat er im deutschen Nationalteam jeden Sommer von seinen Gegnern viel über die europäische Spielweise gelernt. Aber Dirk sollte da vielleicht auch nicht als Exemplar herhalten, der ist in jeder Beziehung außergewöhnlich. Der spanische Ex-Nationaltrainer hat sich mal beschwert, dass Gasol in den USA zu einem eindimensionalen Spieler verkommen sei, der nur noch Lowpost spiele. Früher habe er alle Dinge richtig gut gemacht. Das sind einfach die Dinge, die an der NBA kritisiere. Dort soll scheinbar jeder zur nicht zu stoppenden Offensivmacht ausgebildet werden. Ein Bargnani spielt eine sehr, sehr starke erste Saison, macht quasi nicht mehr und nicht weniger, als er bei Benetton tat. Aber richtig gut. Aber bei jedem Raptors-Spiel höre ich, dass sein Lowpost-Spiel noch viel zu schwach sei, und er zu weit zu viele Würfe von Außen nehme. Anstatt froh zu sein, einen Spieler zu haben, der jeden Zentimeter, den die Hilfe in Richtung Chris Bosh absinkt, bestraft, will man ihn seiner Stärken berauben. Verstehe ich nicht.
Nur meine 2 Cents, danke für die Ausdauer.