Nimmt es einen Spieler jetzt aus der Kritik, dass "Standardabweichungen" einen größeren oder kleineren Einfluss auf die Gesamtteamleistung haben, weil Mitspieler dies ausgleichen? Wie schön - als Spieler kann man sich also in Teilbereichen ruhig ein mieses Spiel leisten - es springt schon jemand anderes ein. Ein seltsames Konzept, von dem ich in Spitzenteams abgesehen von Rollenspielern mit Einsatzzeiten von maximal 18 Minuten bislang noch nie etwas gesehen habe...
Und umso absurder, wenn man dabei (vermutlich nicht beabsichtigt, aber dennoch direkt) Teams vergleicht, von denen das eine (Magic) insgesamt bislang eine bessere Bilanz und noch in diesem Sommer Handlungsspielraum hat, um diese "Lücke" falls nötig durch Free Agents füllen zu können, während das andere auf Gedeih und Verderb auf eine Verbesserung des bestehenden Kaders oder auf komplizierte, oft deutlich Nachteile (mindestens auf die Zukunftsaussichten) bringende Trades angewiesen ist. Aber gut, das Argument soll hier ein Ende finden, denn dafür sind GMs und nicht die Spieler verantwortlich.
Ob jetzt aber die Mitspieler beim Rebound noch die Kastanien aus dem Feuer holen oder nicht, ist tatsächlich nicht so entscheidend (wenn auch eine bessere Leistung von Curry in diesem Teilbereich gleich für einige Punkte gut wäre, denn die Gegner der Knicks holen immer noch nicht gerade wenige Offensivrebounds). Vielmehr als Reboundüber- oder unterlegenheit sieht man aber am Reboundverhalten von Curry, dass er am eigenen Korb viel zu passiv spielt, mit Folgen auf die Teamverteidigung. Ich fange erst einmal mit dieser Statistik an:
In den Siegen der Knicks warf Curry eine Quote von 66% - exzellent natürlich -, in den Niederlagen dagegen "nur" 52%. Letzterer Wert sollte eigentlich ausreichen, sofern er ordentlich verteidigen würde, zeigt aber, wie extrem negativ sich es auswirkt, wenn er nicht die 20-30ppg bei überragender Effizienz bringt, sondern nur "normal" in der Offense agiert - wo ist dann der Vorteil seines Einsatzes für das Team geblieben? Solche "Ausfälle" sind bekanntlich häufiger (und gegen starke Teams sehr viel wahrscheinlicher) als die eines Spielers, dessen Einfluss eher aus Rebounding und vor allem Verteidigung besteht.
Ich habe es schon oft erwähnt: Wenn ein Spieler wie Dwight Howard offensiv ausfällt, schmerzt dies natürlich, aber es ist leichter (vor allem nach heutiger Regelauslegung) dadurch zu kompensieren, dass dann eben die Forwards und Guards punkten - in diesem Bereich sind die Magic zu durchschnittlich, so dass Howards Abweichung von seiner Offensivstandardleistung höher im Effekt auszufallen scheint, aber daran kann man durch Draft und vor allem Free Agency relativ leicht arbeiten und das Team deutlich verbessern, selbst wenn Howard auf seinem derzeitigen Stand stehen bleiben und niemals die richtigen Post Moves und einen verlässlichen Wurf entwickeln würde. Bei den Knicks wäre aber neben Curry, sofern dieser auf seinem derzeitigen Stand bleibt, ein Big Man erforderlich mit hervorragenden Defense- und Reboundfähigkeiten, um ein echter Contender zu sein. Letzteres hat man schon in Lee, die Defense aber nicht. Und solche Leute sind teuer, zumal dieser Mann relativ schnell sein müsste, da er oft gegen Power Forwards spielen müsste (ein Przybilla reicht da bei weitem nicht). Ansonsten wird man sich allzuoft angucken müssen, wie weiterhin sogar Leute wie Pachulia groß auftrumpfen, plus genannte zum Korb ziehende Spieler.
Kurz zusammengefasst:
Curry: Vorteil in der Offense, weil er seinen direkten Gegenspieler deutlich höher auspunktet. Größerer Zwang, ihn zu doppeln (bei kontrollierteren Guards mit besserer Wurfauswahl wäre dies ein noch größerer Vorteil als derzeit bei den Knicks). Kleinerer Minuspunkt bislang: Aus dem Doppel macht er noch nicht genug - Stichwort Passen. Extremer Minuspunkt: Sehr wenig Einsatz in der eigenen Hälfte und überhaupt schlechte Defense führen zu vielen Punkten vor allem der gegnerischen Forwards und Guards (Stichwort Help-Defense) - bei mehr Einsatz drohen immer noch große Foulprobleme! Gesamteffekt nur vorhanden, wenn er mit überragender Effizienz punktet.
Howard: In der Offense punktet er seinen direkten Gegenspieler im Schnitt weniger hoch aus. Deutlicher Minuspunkt: Turnoverprobleme! Kleiner Pluspunkt: Im Schnitt weniger foulanfällig (geringere fpg trotz mehr Spielzeit und viel aktiveren Spiels auf beiden Seiten des Courts). Deutlicher Pluspunkt: Viel höherer Einfluss auf die gesamte Teamdefense (direkt auf alle gegnerischen Spieler durch Help-Defense, inklusive indirekt, indem die eigenen Mitspieler mit höherem Risiko verteidigen können, weil sie ihn noch im Rücken wissen). Effekt immer noch verhanden, selbst wenn er in der Offense einen nur durchschnittlichen Tag hat. Meiner Meinung nach der geeignetere Spieler, weil es viel leichter ist, die passenden Mitspieler zu finden, um ein erfolgreiches Team um ihn herum zu bauen.
Von den 3 Jahren Altersunterschied und dem Erfahrungsvorteil von Curry erst gar nicht zu reden.