Müssen auf ganze Familie schauen"
Der Salzburger Walter Hofer, Renndirektor des Internationalen Ski-Verbandes (FIS), nimmt im Interview zur Preisgeld- und Windfrage im Skispringen und der Nordischen Kombination Stellung.
Von
Susann Frank
Wie kam es zu der Umverteilung des Preisgelds, gegen die etwa österreichische Top-Athleten wie Gregor Schlierenzauer und Christoph Bieler aufbegehren?
Walter Hofer: Diese Änderungsanfrage stellten einige nationale Verbände seit Jahren immer wieder. Schlussendlich wurde jetzt dafür gestimmt, dass bei den Skispringern das Preisgeld nicht mehr unter den ersten 10, sondern unter den ersten 30 aufgeteilt wird, bei den Nordischen Kombinierern unter den ersten 20. Natürlich kann ich verstehen, wenn jemand sagt: ,Was will der 30. mit 100 Schweizer Franken?' Aber wenn jemand fünfmal 20. wird, dann hat er bei den Skispringern 5500 Franken verdient. Und damit können einige Springer leben.
Das Leistungsprinzip im Spitzensport kommt in der Neuregelung jedoch nicht mehr zum Tragen.
Hat alle im Blick, nicht nur den einzelnen
Sportler: FIS-Renndirektor Walter Hofer.
Hofer: Den Weltcup kennzeichnet das Leistungsprinzip und der Anspruch auf entsprechende Bezahlung. Aber es nehmen nun mal 70 bis 80 Athleten teil und neben verschiedener Nationen haben die Neuerung auch die Athletenvertreter unterstützt. Bei den Skispringern der Schweizer Andreas Küttel, bei den Kombinierern der Norweger Jan Schmid. Es verlangt auch der Zeitgeist, auf die ganze Skisprung- bzw. Kombinierer-Familie zu schauen.
Warum erhalten die Kombinierer im Gegensatz zu den Skispringern kein Preisgeld beim Sommer-Grand-Prix (beide Sportarten eröffnen am Samstag im deutschen Hinterzarten die Serie)?
Hofer: Bei den Kombinierern ist das kein Sommer-Grand-Prix. Es sind nur vier Wettkämpfe, nicht eine Serie wie bei den Skispringern. Und die Wettkämpfe haben auch keine Auswirkung auf den Winter. Das ist ebenfalls ein Unterschied zu den Skispringern. Durch die völlige Umstellung der Kombinierer vor einem Jahr auf ein Format sind wir in dieser Sportart immer noch in der Konsolidierungsphase, die noch ein bis zwei Jahre brauchen wird. So wissen wir noch nicht einmal, auf welchem Material im Sommer gelaufen werden soll. Deswegen gibt es von der FIS auch noch keine Preisgeld-regelung, sondern nur vom Veranstalter freiwillig ausbezahlte Beträge.
Fehlen der Kombination Sponsoren?
Hofer: Nein, wir haben genug Anträge für die Nordische Kombination. Ich bin überzeugt, dass diese Sportart genügend Potenzial hat. Die Erfolge von Magnus Moan und Anssi Koivuranta haben in Norwegen und Finnland einen wahren Boom ausgelöst. Dasselbe wird auch noch in Österreich und Deutschland passieren.
Bei dem Sommer-Grand-Prix geht eine neue Windregelung in die Testphase. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese tatsächlich im Winter umgesetzt wird?
Hofer: Wir haben die vergangenen zehn bis 15 Jahre Analysen durchgeführt und damit Theorien erarbeitet. Diese Theorien versuchen wir jetzt in die Praxis umzusetzen. Aber wir wissen nicht einmal, ob dabei etwas rauskommt. Wir versuchen, ein breiteres Handwerkzeug zu finden, um die Wettkämpfe fair zu steuern.