Meines Wissens gab es keine Regeländerung. Es gab auch in Oberstdorf und Chaux-Neuve viele Disqualifikationen.
Ich würde das so erklären, dass alle Teams den Sommer dazu nutzen, mit neuen Schnitten zu experimentieren, die sich dann oft als nicht regelkonform erweisen
Edit: Mir ist gerade in den Sinn gekommen, dass in Tschagguns angeblich Body-Scans durchgeführt wurden. Auch Riiber war vor Ort (wenn auch nicht am Start).
Na gut, es ist eine Stille hier im Forum und die Sommer GP ist vorbei. Da kann man etwas zusammenfassen, ich habe, wie immer die Wettkämpfe möglichst verfolgt (was ohne Livestreams eher schwierig ist), und konnte am letzten Tag in Chaux-Neuve vor Ort sein.
Generell hat sich leider wieder der altbekannte Trend wiederholt, wo nicht nur die besten Teams nur an einzelnen Wettkämpfen teilnehmen oder die Besetzung so "rotieren", dass z.B. an einem Ort nur eine B-Mannschaft am Start ist. Sehr zum Leiden der Leistungsdichte und Starterfeld-Qualität.
Besonders schlimm ist es natürlich bei den Frauen:
In Tschagguns waren 27 Frauen am Start
In Oberstdorf 23
In Chaux-Neuve nur noch 19
Bei den Männern
In Tschagguns 45
In Oberstdorf 47
In Chaux-Neuve 41
Viele grosse Stars haben gefehlt, verletzungsbedingt oder einfach andere Pläne gehabt. Riiber, Lamparter, die ganze japanische Mannschaft (M und F), Graabak, Mari Leinan Lund, Gyda Westvold Hansen waren alle nicht am Start. Vinzenz Geiger hat in Oberstdorf nur gesprungen, auf den Lauf hat er verzichtet aufgrund von einem Verdacht auf Rippenbruch (war schon im Vorfeld bekannt).
Zur sportlichen Seite kann man sagen, dass einige "Underdogs" ihre Chance nutzen konnten. Sehr beeindruckend war der Sieg von Einar Luraas Oftebro in Tschagguns - das war sein erster internationaler Wettkampf nach der langen Verletzungspause und gleich ein Sieg und dabei hat er seinen jüngeren und erfolgreicheren Bruder im Finalsprint besiegt. Ebenso toll war der Sieg der Slowenien im Mixed-Team-Wettbewerb. Endlich mal eine Abwechslung.
Seit Jahren besagt das Reglement der SGP, dass in der Finalwertung nur diejenigen berücksichtigt werden, die an allen Wettkämpfen teilgenommen haben. Bei den Frauen war das nicht so entscheidend, obwohl, wenn Ida Marie Hagen auch an allen Wettkämpfen teilgenommen hätte, hätte sie sicher aufs Podest geschaft. So konnte sich Jenny Nowak über ihren ersten internationalen Gesamtsieg freuen.
Bei den Männern hat das Reglement viel mehr die Endergebnisse "verfälscht". Nicht, dass ich falsch verstanden werde - ich bin ein Riesen-Fan der französischen Mannschaft und gönne es dem "Lolo" und dem Matteo vom ganzen Herzen. Und der 3. GC-Platz für "meinen" Schweizer Pascal Müller war ein absoluter Hammer. Für ihn freue ich mich besonders, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel er in der Vergangenheit und sogar kurz vor der SGP mit vielen Rückschlagen zu kämpfen hatte. Aus sportlicher Sicht war das deutsche Team sicherlich die stärkste Mannschaft in Chaux-Neuve. Was vor allem beeindruckt, ist das Sprungniveau. Rydzek hat 4 der 5 Sprungrunden in Chaux-Neuve gewonnen (2x Training, 1x PCR und 1x Wettkampf). Kaum ist Heinz Kuttin weg, und schon springen sie gut
Ein grosses Highlight des Sommers war sicher der erste historische Wettkampf der Frauen an der Grossschanze. Von den Ergebnissen her sieht man zwar, nicht alle sind mit der Anlage in Oberstdorf zurecht gekommen, aber eigentlich gab es auch einige ordentliche Sprünge. Und wären alle besten Frauen dabei gewesen (vor allem inkl. Gyda, Mari Leinan Lund und Japanerinnen), wären sicher viel mehr über 120-Meter-Sprünge protokolliert gewesen. Auch Chaux-Neuve ist eine Grossschanze (HS118), wobei sie für viele Athletinnen und Athleten schwierig zu springen ist (was ich selber gehört habe, sind die Gründe dafür: ein veraltetes Profil, ein kurzer Tisch und Probleme mit Timing und eine niedrige Flugphase). Das Jury hat dort den Frauen leider zu wenig Anlauf gegeben und dementsprechend gab es kaum Sprünge an den K-Punkt.
Am letzten Tag in Chaux-Neuve, wo ich dabei sein konnte, gleich auch ein grosser Pech. Das Springen fand noch bei einem wunderschönen Wetter statt, leider am Nachmittag zogen dunkle Wolken über Jura und schon am Ende des Frauen-Rennens hat es angefangen heftig zu regnen. Es folgte ein grosser Sturm mit Windböen und der Lauf der Männer musste abgesagt werden. Noch nie habe ich vorher einen NoKo-Wettkampf erlebt, wo das Springen ohne Probleme durchgeführt werden konnte, der Lauf aber abgesagt werden musste. Vielleicht brauchen wir auch einen provisorischen Lauf
Bezüglich SGP, in den sozialen Medien von FIS und Athleten finden wir meistens nur schöne Bilder und Berichte voller Begeisterung. Aber ich kann es mir leisten, das ganze ein bisschen kritisch zu betrachten. Klar, es ist Sommer und die Wettkämpfe haben ohnehin keinen grossen Stellenwert. Aber: Trotzdem sollte FIS irgendwie mehr Druck auf die Teams machen, dass sie möglichst komplett teilnehmen. Es kann nicht sein, und das wiederholt sich jedes Jahr, dass die Wettbewerbe zum Teil so schwach besetzt sind.
Bezüglich Winter meckern immer viele (auch Athleten), dass das Weltcup-Kalender so löchrig ist und es zu wenig Wettkämpfe gibt. Wenn aber dann im Sommer alles schön in 2 nacheinanderfolgenden Wochenden stattfindet, kommt die 1/3 nicht oder lässt einzelne Wettkämpfe aus.
Ich kann zwar z.B. die Argumentation der Norweger nachvollziehen, dass sie auch Athleten aus dem B-Kader eine Chance geben wollen (deswegen haben sie nach Chaux-Neuve Flatla, Brüder Skoglund und Andersen geschickt), aber die stärksten 3 Nationen haben je 8 Startplätze und die könnten schon richitig ausgenutzt werden. Die Österreicher haben ja in Tschagguns die Möglichkeit gehabt, eine nationale Gruppe an den Start zu schicken. Warum haben sie dann nach Chaux-Neuve auch nur eine B-Mannschaft geschickt und dabei eine einzige Frau (Laura Pletz)? Sehr enttäuschend!
Naja, jetzt können wir gespannt auf den Winter warten.