Soderle, schöne Grüße aus dem hohen Norden.
Nachdem ich am Samstag irgendwann doch mal einen Zug bekommen hatte, war ich zu meinem Bruder nach Hannover gefahren (ursprünglich wollte ich noch weiter, bis zu meiner Schwester) und hab mir mit ihm den Kampfabend angesehen.
Um halb 11 war ich in Hannover, was genug Zeit bis zum Beginn der Übertragung bedeutete. Mit min. 10 Minuten Verspätung war ohnehin zu rechen und da Stuttgart und Nürnberg sich entschlossen ein bisserl länger zu spielen, hatten wir noch genügend Zeit ein spätes Abendessen einzunehmen.
Kaum waren wir damit fertig, konnten wir uns auch die Einmärsche zu Rammstein und den Hannover'schen Altrockern ansehen. Schön schön.
Abraham-Demers:
Nun, Abraham wirkte auf mich nervös, bevor der Kampf losging, als die Kamera auf ihn gehalten wurde und Rölle ihn vorstellte. Da stand er schon gelassener im Ring. Aber naja ... ist eigentlich auch verständlich.
Demers seinerseits wirkte allerdings auch nervös ... dies jedoch dann im Kampf selbst. Insgesamt n solider Kampf von Abraham gegen einen Gegner, wie ihn sich ein Titelträger einer freiwilligen Titelverteidigung nunmal wählt, wenn er ne längere Zeit mit einer stärkeren Verletzung zu tun hatte.
Ein Glaskinn würde ich Demers nicht attestieren ... ich glaube eher, dass Abraham durchaus über eine gewisse Schlagkraft verfügt. Zumindest sollte niemand über Demers Kinn meckern, wenn er vorher Miranda für den KO gegen Gibbs gefeiert hat.
Ich bin mal gespannt was als nächstes kommt. Am 18. August möchte Sauerland in der Max-Schmeling-Halle ne Pflichtverteidigung stattfinden lassen. Ich bin mal gespannt, was die IBF dazu sagt, wenn man bedenkt, dass Asikainen und Sylvester dafür momentan die besten Kandidaten wären (gemessen am IBF-Ranking), aber nur 2 Monate vorher boxen. Für Gevor wartet Kohl sicher lieber, bis Taylor ins SMW geht (irgendwann in 6 oder 7 Jahren); Wright und Soliman wechseln/wechselten die Gewichtsklasse. Solls sonst Lorenzo werden?
Naja ... mal schauen.
Tokarev-Huck:
Da ich schon 2 Bierchen getrunken hatte und Tokarev-Fan bin und Huck einfach nicht leiden kann, ist meine Scorecard von 116:111 für Tokarev mehr oder weniger nutzlos.
Wie dem auch sei, die 117:110 für Huck halte ich nach wie vor für daneben ... nur 2 Runden für Tokarev? Nee ... so sehe ich das nicht.
Insgesamt wars ein knapper Kampf, mit Tokarev der die besseren Aktionen brachte und die bessere Deckung hatte und mit Huck der aktiver war.
Wirklich klar waren nur die späteren Runden, als Tokarevs Kondition einmal mehr (wie schon gegen Arslan) nicht ausreichte.
Was mir aber deutlich aufgefallen war, war Wolf-Dieter Jacobi. Ich glaube, ich habe lange nicht mehr eine dermaßen schlechte Kommentator-Leistung gehört. Dagegen war Ploog bei Krasniqi-Minto vielleicht sogar noch eine Wonnetat.
Wenn Jacobi "5-6 harte Hände von Huck" sah, dann sah ich wie Huck 5mal auf die Deckung schlug und mit einer Führhand traf.
Wenn ich glasklare Treffer von Tokarev sah, die auch den Zuschauern in der Halle hörbar vernehmbar aufgefallen sind, dann hat sie Jacobi des öfteren nicht bemerkt.
Wenn Jacobi von einer "klasse Aktion von Huck" sprach, dann sah ich einmal mehr eine Kombination ohne Treffer.
Das Jacobi sich minutenlang über den angeblichen Kniestoß von Tokarev echauffierte (ich habs nicht genau gesehen, mir kam es so vor, als hätte Tokarev in der Rückwärtsbewegung die Balance verloren), hatte beinahe schon groteske Züge, wenn man bedenkt, dass doch gerade Huck der ausgewiesene Experte für Kniestöße ist.
Ebenso übersah Jacobi auch völlig, dass Huck sehr gerne mit dem Kopf weit voran ging, mit der Führhand den Kopf des Gegners hielt und zur Krönung des Ganzen reagierte Jacobi beim Punktabzug total verpeilt. Huck war wegen verschiedener Aktionen mehrfach verwarnt worden (wegen Runterdrücken, wegen Rammbock-Kopf, wegen Ellbogen), dass Jacobi einen klaren Ellbogenstoß und den darauffolgenden Punktabzug als lächerlich bezeichnet, ist in meinen Augen das gleiche ... einfach nur lächerlich war das von Jacobi.
Mein Bruder kommentierte das Ganze entsprechend: "Ich mein ... ich verstehe einen Dreck vom Boxen ... aber selbst ich hab gesehen, dass das n Ellbogenstoß war."
Byrd hingegen zeigte mehrmals im Kampf, warum er in der "Boxing Hall Of Fame" steht ... und Jacobi nicht.
Tokarev seinerseits war in dieser Hinsicht wohl gut auf Huck eingestellt. Während er bei anderen Kämpfen häufig mit dem gegnerischen Boxer abklatscht ("touching gloves"), hat es dies bei Huck vermieden. Ich erinnere mich noch gut an die Szenen, als Huck in das Abklatschen reinschlägt ... toller Sportsmann.
Nunja, gewissermaßen erahnte ich das Kampfergebnis schon während des Kampfes. Ich hatte das Gefühl, dass Jacobi dermaßen parteiisch ist, damit das Punkturteil auch ja nicht kritisch hinterfragt wird. So dachte ich, dass es doch knapper werden würde, als es letztenendes auf den offiziellen Scorecards war.
Wie dem auch sei, die 117:110 für Huck halte ich einfach daneben. Genauso wie Jacobi, der bei den 114:114 von einem "Skandal" spricht und sich wohl überhaupt nicht bewusst ist, dass Huck im ersten Drittel des Kampfes keineswegs so dominierend war, wie er das vielleicht gesehen haben mag.
Insgesamt halte ich den Sieg für Huck vertretbar, da mehrere Runden anfangs knapp waren und Tokarev am Ende nachließ. Schade, ich hätte mich sehr über einen Sieg Tokarevs gefreut.
Nebenbemerkung: Huck kommt nun im Interview weniger dümmlich rüber und darf nun auch Sachen aus der Sauerland'schen Bastelabteilung tragen. Das Marketing läuft...
Fazit: Auf nen Huck-Bandwagon würd ich wohl als letztes drauf gehen. Eher gründe ich einen "Ich mag Huck nicht und fand Jacobi bei Huck-Tokarev ******e"-Bandwagon.
Boxerische Entwicklung? Talent? Ach was weiß ich ... Huck hat was von viel Schlagen und Punktrichter und Publikum mit Kombinationen beeindrucken. Technisch tolles Boxen und gute Beinarbeit hab ich auch diesmal nicht gesehen. Unfaire Aktionen dafür schon.