Hab den Kampfabend gerade zum Frühstück gesehen.
Arthur mit einer ungewohnten Aktivität und das von Anfang an. Viel mehr Positives kann man aber nicht sagen, denn dazu war der Gegner viel zu schwach, ja sogar WM-unwürdig. Daher konnte Arthur es sich auch erlauben, bei seinen wilden und wenig präzisen Attacken teilweise völlig offen zu sein. Der tapfere Bouadla hat ja einige Male mitgeschlagen und Arthur voll erwischt, konnte Arthur aber mit seinem punch aber erwartungsgemäß nicht gefährden. Daher war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Gegner weichgeklopft war. Der Abbruch war nachvollziehbar, ansonsten wäre Bouadla wohl auch nicht mehr aus der Rundenpause rausgekommen weil sein Trainer das Handtuch geworfen hätte.
Wer jetzt glaubt, Passivität in Kombination mit Doppeldeckung sind bei Arthur Geschichte, sollte mal auf vernünftige Gegnerschaft warten. Wenn er so wie gestern gegen einen Gegner wie Froch, Ward, Direll oder Kessler boxt, findet er sich schneller auf dem Hosenboden wieder, als er denkt. Aber um sich vor heimischem Publikum als großer Champ feiern zu lassen, werden wohl auch weiterhin Gegner vom Schlage Bouadlas angekarrt, wohlgemerkt nach dem rematch gegen den chancenlosen Stieglitz.
Zu Culcay kann ich nix sagen, da ich dieses mismatch kurzerhand übersprungen habe und direkt den Gerber-Kampf geschaut habe. Für mich der interessanteste -weil sportlich ausgeglichenste Kampf des Abends.
Gerber ist ein Kerl wie ein Baum, kann hauen, ist jung und (bis gestern) ungeschlagen. Sein Problem sind die fehlende Variabilität und sein Phlegma. Das ist alles ziemlich roboterhaft (wie ein anderer User bereits schrieb). Geschlossen bleiben, links-rechts-Kombination und Seitwärtshaken zum Körper. Das hat Röwer von ihm zu Beginn des Kampfes gefordert und genau das hat Gerber auch 10 Runden lang getan. Dass dies taktisch gegen einen 37-jährigen Ringfuchs, der seine Wampe hinterm Tiefschutz zu verbergen versucht, nicht gereicht hat, spricht nicht gerade für das boxerische Talent von Gerber.
Enttäuschender aber fand ich, dass er als 13 Jahre jüngerer Boxer überhaupt keine physischen Vorteile ausspielen konnte. Mal den Druck erhöhen, die Schlagfrequenz steigern, variabel zum Körper/Kopf schlagen, das war nur in der letzten Runde ansatzweise zu erkennen. Von daher ging der Sieg von Sprott völlig in Ordnung.
Ich würde Gerber noch nicht völlig abschreiben, aber die Niederlage ist natürlich ein schwerer Rückschlag. Er scheint ja ein bescheidener und sympathischer Typ zu sein und ist mit 24 noch sehr jung, von daher würde ich es ihm wünschen, wenn er wieder die Kurve kriegt. Manchmal kann eine Niederlage ja auch hilfreich sein, wenn man daraus lernt.