Ich akzeptiere diese Seite des Sports.
Im Gegensatz zu Fußball und Formel 1, wo schwere Verletzungen (abseits Kreuzbandriß etc.) Unfälle sind, gehören Gehirnerschütterungen mit allen Folgen zum Profiboxsport dazu. Das sollte auch jedem, der sich das ansieht, klar sein.
Von daher finde ich es unglaublich verlogen, sich hinterher hinzustellen und irgendwelche Schuldigen dafür finden zu wollen. Oder zur allgemeinen Gewissensberuhigung Phrasen in die Runde zu murmeln.
Wenn man die horrenden physischen Folgen des Profiboxens nicht mit seinem Gewissen vereinbahren kann, dann MUSS man so KONSEQUENT sein und den Sport nicht anschauen. Sich aber an der gegenseitigen Körperverletzung ergötzen wollen und dann hinterher die Moralkeule schwingen, ist unter aller Sau!
Als hätten Ringrichter, Ringarzt, oder wenigstens die Ecke von Mago die Verantwortung, den unschuldigen Zuschauer vor der direkten Konfrontation mit den Folgen des Sportes zu schützen.
Es ist ein Unterschied, ob ich eine leichte Gehirnerschütterung oder eine schwere oder sogar eine Hirnblutung habe.
Selbstverständlich ist Boxen ein gefährlicher Sport, aber allein deshalb zu argumentieren dass schwere Hinverletzungen einfach mit dazu gehören und deshalb jeder selbst Schuld ist der diesen Sport ausübt und somit jeden indirekt dazu aufzufordern, nicht mehr weiter nachzudenken wie man das ganze sicherer machen könnte, sondern stadtdessen jeden der diesen Sport eigentlich liebt vor die Qual der Wahl zu stellen, sich zwischen seinem Lieblingssport und seiner Gesundheit ein für allemal zu entscheiden, ist Moralisch tatsächlich unterste Schublade.
Natürlich gibt es keine 100%ige Sicherheit. Aber die gibt es beim Autofahren auch nicht. Verzichte ich daher strikt darauf mich anzuschnallen, mit der Begründung, dass es so oder so tödlich für mich enden könnte?
In der Formel 1 hieß es früher ebenfalls, dass jederzeit alles passieren kann und die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls war auch tatsächlich sehr hoch. Wie sieht es denn jetzt nach der Technischen Weiterentwicklung und den ganzen Sicherheitsmaßnahmen und Vorkehrungen aus? Hat sich dadurch die Sicherheit nicht stark erhöht?
Es ist schon klar das es beim Boxen im Endeffekt darum geht, dem anderen Gewissermaßen Schaden zuzufügen.
Allerdings geht es Mindestens genauso sehr darum, Treffer zu vermeiden und somit dem Schaden zu entgehen.
Und hier komm ich dann wieder auf das Thema zurück was ich schonmal so angesprochen habe. Nämlich das Situationsabhängige/angemessene reagieren.
Wenn ich z.b weiß, dass zwei Leute aufeinandertreffen bei denen das Wort "Defensive" klein geschrieben wird und sich diese Einschätzung im Ring von Anfang an bestätigt, dann sollte hier doch besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Akteure gelegt und umso Intensiver auf sie eingegangen werden.
Ich habe das hier gestern schonmal ähnlich erläutert. Was die Sicherheit angeht, ist beim Boxsport noch sehr viel Luft nach oben und das sage ich nicht nur wegen den Ereignissen des letzten Wochenendes. Es geht mir nicht darum gewissen Personen eins auszuwischen, sondern darum das man sich Gedanken macht.
Die Häufigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen mit oder ohne Todesfolge, ist mit der entsprechenden Mentalität und der richtigen Einstellung drastisch verringerbar. Beispiele dafür gibt es Genug.
Mir der Einstellung durch die Gegend zu laufen das sowieso immer etwas passieren kann und man daher einfach alles entweder ganz und ohne Überlegung tun oder aber ganz sein lassen soll ist völlig inakzeptabel. Lohnt es sich denn nicht zumindest die Leben oder die Gesundheit von Menschen zu retten, bei denen es tatsächlich leicht vermeidbar gewesen wäre? Ist nicht jedes Leben wichtig und muss jeder der diesen Sport ausübt automatisch als Halbtoter gelten?
Ich kann es ja auch gleich bleiben lassen rauszugehen, weil mich ein Auto überfahren könnte.
Muss ich das dann mit einkalkulieren und nicht mal mehr die Augen offenhalten während ich über die Straße laufe, weil es so oder so schiefgehen könnte ?
Diese eindimensionale Denkweise schadet dem Boxsport in vielerlei Hinsicht und es ist traurig das offenbar viele Menschen so denken.
Ich hoffe das mir hier alle folgen konnten.
Daß z.B. ein Joe Frazier nicht nur schlimm Punch Drunk war, sondern auch körperlich ein ziemliches Wrack, das ist egal. Hauptsache er kollabierte nicht direkt nach dem Kampf. Kumulierte Langzeitfolgen drücken ja niemandem auf's Gewissen, gell.
Es ist allerdings nicht abzustreiten, dass die Boxer außerhalb des Kampfes egal wie Punchdrunken sie schon sind, besser und nüchterner entscheiden können, wie es weitergehen muss als mitten im Kampf wo sie 1. Adrenalinaufgeladen sind und 2. vor einem Millionenpublikum vielleicht gar nicht erst den Gedanken an eine Aufgabe zulassen wollen.
Dann gibt es vielleicht noch den ein oder anderen Boxer der es nicht erkennen will, aber auch hier muss man konsequenter mit Gesundheitstests arbeiten und stark gefährdeten Boxern, keine Lizenzen mehr erteilen.
Selbstverständlich können Langzeitfolgen dennoch enstehen, aber auch die verringert man durch die Vorgehensweise die ich bereits aufgeführt habe.