Dumdidum, dann schau ich mir den Kampf mal an.
Beide tragen Grant-Handschuhe. Sartison tritt in der üblichen schwarz-rot-weißen Adidas-Hose auf (werden die im arababischem Raum hergestellt? Ich mein nur ... wegen der panarabischen Farben...), während Kessler sich bei Jack & Jones eingekleidet hat ... ich dachte, die machen nur Jeans, die meinem Bruder gut passen.
1. Runde Kessler
Kessler versucht sofort seinen Jab zu etablieren und trifft mit dem seinen auch klar öfter als Sartison. Sartison versucht es mit der rechten Schlaghand, die aber meist zu weit hergeholt und langsam daher kommt, Kessler kann ihr ausweichen. Nach gut anderthalb Minuten trifft er Kessler aber und jener scheint zu wackeln. Bei mehrmaligem Angucken hab ich aber eher den Eindruck, dass Kessler durch die Paarung von Schlagimpuls und Meidbewegung einfach etwas die Balance verloren hat und dadurch leicht ins stolpern geriet. Wirklich viel Schlagwirkung war da nicht.
Kessler ist danach wieder klar auf Offensive, seine Trefferquote ist zunächst nicht berauschend, später in der Runde trifft er aber mit der Rechten hart. Auch Sartison kommt nochmal mit der Rechten durch, doch die höhere Aktivität sollte Kessler die Runde gebracht haben.
2. Runde Sartison
Beide boxen zunächst noch auf Augenhöhe. Sartison kontert einmal gut Kesslers Jab mit ner kurzen Rechten ab. Doch wenn er eigene Offensiv-Aktionen initiiert, dann kommen seine Haken meist zuweit hergeholt, als dass Kessler ihnen nicht ohne große Mühe ausweichen könnte. Dennoch gehören Sartison die ersten zwei Minuten der Runde. Sartison gelingen auch dann und wann ordentliche Haken zum Körper.
Kessler sieht später in der Runde etwas besser aus, kann aber keine sonderlich klaren und harten Treffer landen.
Damit leichte Vorteile für Sartison imo
3. Runde Kessler
Beide Boxer gönnen sich keine Verschnaufpause und zeigen ordentlich Offensivgeist. Sartison kommt hin und wieder gut durch, doch Kessler ist der Aktivere und trifft insgesamt mehr. Wobei Sartison viel blockt und Kessler auch mal mit der Innenhand schlägt. Auch der gut frequentierte Jab bringt Kessler positive Ausstrahlung bei den Punktrichtern. Erkennbar ist auch, dass Sartison in der Beinarbeit nicht gerade schnell ist. Ein Punkt, der besser sein könnte, wenn man gegen einen deutlich größer gewachsenen Boxer antritt.
4. Runde Kessler
Kessler agiert nun gut mit dem linken Haken, während Sartison die Deckung etwas vernachlässigt. Ihm fehlt dabei weiterhin die Distanz um an Kessler ranzukommen und umgekehrt um sich jenen fernzuhalten. Wie gesagt, er ist nicht schnell genug auf den Beinen.
Recht klare Runde für Kessler (die klarste bisher), obwohl er sich in der letzten Minute ein paar Mal von Sartisons Schlaghand erwischen lässt ... aber er selbst teilt mehr aus.
5. Runde Kessler
Kessler ist Herr der Situation. Er hat den Kampf nun klar unter Kontrolle. Sartison fehlen einfach die Mittel (entweder Reichweite, oder bessere Beinarbeit, oder schnellere Hände oder whatever) um offensiv eine große Gefahr darzustellen. Kessler ist aktiv und trifft ausreichend, um sich die Runden klar zu holen.
Er ist nicht gerade der Fuchs mit dem Riecher für sich bietende Lücken in der Defensive des Gegners, aber er macht genug, so dass gerne mal ein Schlag durchkommt, wenn es der Gegner zulässt.
6. Runde Kessler
Zunächst eine sehr ausgeglichene Runde, in der Sartison deutlich aggresiver agiert als in den Runden zuvor. Doch Kessler sichert sich die Runde mit einem schönen Aufwärtshaken und weiteren Treffern kurz vor Rundenende.
Sartison gibt wohl sein bestes, aber man sieht ihm förmlich an, dass er am Limit seiner Kräfte boxt und das Tempo vielleicht zu hoch für ihn ist.
Manchmal hat der Kampf Unsauberkeiten. Da kommt schon mal ne Innenhand von Kessler auf den Hinterkopf (der Samuel-Peter-Schlag) und hin und wieder geht Sartison mit dem Kopp voran in den Mann.
7. Runde Sartison
Eine weitere ausgeglichene Runde. Sartison ist aktiv, ist bemüht ...
Manchmal lässt er aber auch seine Deckung arg tief hängen und springt in den Mann rein ... so Sam-Soliman-like. Da kann Kessler sich schonmal gut verteidigen.
Doch Sartison trifft in dieser Runde häufiger als in den vorherigen Runden, während Kessler nun keinen Oberkracher im Ziel hat. Ne knappe Runde, die man durchaus dem Aussenseiter geben kann.
8. Runde Kessler
Sartison geht so langsam wirklich die Kraft aus. Immer wieder lässt er die Arme hängen und schüttelt sie aus. Wenn bei jemandem aber das Abblocken von Schlägen ein Hauptbestandteil der Defensive ist und wenn der Gegner größer ist, sowie schneller auf den Beinen ist ... tja ... dann ist das kritisch.
Kessler mag es nicht gefallen, dass Sartison irgendwie immer wieder doch noch eine Faust dazwischen hat, sobald Kessler mehr Druck in seine Schläge legt ... aber dennoch, der Däne hat in dieser Runde klar mehr Hände im Ziel.
BTW: Die Dänen machen schöne Zeitlupen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten mittendrin (langsamer wenn der Schlag kommt). Nich so übertrieben wie der Film "300", sondern gelungener.
9. Runde Kessler
Sartison ist zunächst in dieser Runde offensiv relativ harmlos. Später versuchen es dann beide mit wilden Schwingern. Sartison, weil er nicht mehr ganz fit und halb verzweifelt ist; Kessler, weil er die Entscheidung sucht und Sartison nicht mehr so ganz sicher auf den Beinen is. Dennoch gelingt es dem angeschlagenen Sartison irgendwie noch den meisten harten Haken Kesslers auszuweichen. Kurz vor Ende der Runde versucht Kessler noch ein bisserl, seinen Gegner nach einem Treffer runterzudrücken, doch Sartison will noch nicht in die Knie gehen.
10. Runde Kessler
Sartison agiert wieder aggresiver und versucht die Runde ausgeglichener zu gestalten, doch er is einfach zu fertig, als dass er noch in der Lage ist, seinen Aktionen ein gutes Timing zu verpassen.
Kessler hingegen wirkt noch sehr frisch und scheucht seinen Gegner später in der Runde durch den Ring, doch der verteidigt sich wieder besser als in der vorrangegangenen Runde.
11. Runde Kessler (10:8)
Kessler drängt Sartison in die Ringecke, ein paar mehr oder weniger treffende Schläge und Sartison geht mit dem rechten Knie und dem rechten Handschuh zu Boden, richtet sich aber sofort wieder auf.
Kessler will nachsetzen, hetzt Sartison hinterher. Der tanzt leicht benommen durch den Ring und streut hier und da ne eigene Attacke ein ... so wie Sam Soliman, wenn jener noch voll da ist. Doch Kessler gelingt der entscheidene Schlag nicht. Immer wieder saust die Faust knapp vorbei, oder Sartison kriegt noch geradeso die Deckung hoch.
Kessler mag es vielleicht nerven, dass es ihm zunächst nicht gelingt diesen physisch deutlich unterlegenen und stark angeschlagenen Gegner zu finishen.
12. Runde Ende
Sartison versucht es zum Anfang der Runde selbst mit der Attacke ... er hat noch Siegeswille und will wohl auch den KO-Erfolg. Doch sein Blick ist verdammt "dazed" ... er wirkt so ein bisserl wie Krasniqi in der letzten Runde gegen Brewster.
Die Defensive von Sartison ist mittlerweile hinüber, immer öfter finden die Schläge von Kessler nun ins Ziel, nachdem sie vorher im Kampf keine allzu beeindruckende Trefferquote aufwiesen.
Als noch gut 80 Sekunden auf der Uhr stehen legt Kessler mit seiner Schlussoffensive los. Aggresiv prügelt er auf Sartison ein, der durch den Ring wackelt. Es ist nicht gerade der eine entscheidene harte Treffer dabei, es sind eher die Summe an Treffern, die die Entscheidung bringen. Hier und da eine halbwegs harte Hand, noch ein Wischer, ein bisserl drücken ... Sartison kann sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten, er ist total erschöpft. Der Ringrichter bricht sofort ab, als Sartison zu Boden geht.
Insgesamt eine solide, aber keine übermäßig beeindruckende Leistung von Kessler. Seine Physis hat hier hauptsächlich den Ausschlag gegeben. Seine Körpergröße, seine Schlagfrequenz, seine Kondition ... das alles hat Sartison allmählich zermürbt. Boxerisch ist Kessler meiner Ansicht nach dennoch kein Supertalent. Er ist sehr gut, klar ... aber er ist den anderen Mitstreitern im Supermittelgewicht nicht überlegen.
Beim gealterten Beyer, dessen Reflexe nachgelassen haben und der einfach zu klein gewachsen für Kessler war, war das was anderes.
Doch nun sind neue Gesichter aufgetaucht oder Männer vom MW nachgerückt. Taylor, Bute und Froch ... das wären interessante Gegner für Kessler, die durchaus auf dessen Niveau liegen. Auch wenns bei Froch eher daher kommt, dass jener n ordentliches Pfund schlägt.
Erstmal soll Kessler jedoch gegen Häussler ran. Ein eigentlich unnötiger Kampf. Aber mal schauen, wieviel Kessler sein WM-Titel wert ist. Man darf bedenken, dass der eigentliche Wert von diesem Titelchen ziemlich gering ist, solange Joe Calzaghe Superchampion der WBA ist.