Ich sags ganz ehrlich, ich hätte nach den 12 Runden nicht gedacht daß Simon zum Sieger erklärt wird. Ich habe nicht exakt mitgepunktet, aber nach der 12. Runde hatte ich den Kampf ziemlich ausgeglichen. Mit Weltmeister- und Universumbonus war ich mir ziemlich sicher daß Kranjc den Titel behält, aber Frank Warren hat wohl auch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden bei der WBO was wohl ein objektives Urteil ermöglichte.
Wäre Simon nicht bei Warren, sondern ohne Promoter, bwz. bei irgendeinen unbekannten Promoter hätte man Simon nie zum Sieger erklärt. Möglicherweise lag ich mit meiner ersten Einschätzung etwas daneben weil Simon einfach furchtbar war, trotzdem wohl aber mehr Treffer gesetzt hat. Ich müßte den Kampf wohl nochmal genau angucken, aber andererseits war er dafür einfach zu langweilig daß ich mir das nochmal antue.
Was Simon da an unkoordinierten Aktionen vorgetragen hat, war ja schon an der Grenze des Zumutbaren. 100 mal hintereinander wilde, telegraphierte Haken, schlechte Balance, kaum Kombinationen....das Ding hätte Kranjc gewinnen können. Nach der 8.,9. Runde war ich mir sogar ziemlich sicher daß Kranjc gewinnt. Simon wurde augenscheinlich immer müder, seine Aktionen wurden noch ungenauer, seine workrate wurde niedriger, und Kranjc fand besser in den Kampf und wirkte auch konditionell besser als der Mann aus Namibia. Umso erstaunter war ich daß Kranjc in den letzten 3 Runden fast gar keine Aktionen mehr gesetzt hat, und kampflos seinen Titel abgab. Tja selber schuld, da hatte Simon wohl doch mehr Kampfkraft als der Schwede.
Trotzdem, Harry Simon sollte nicht zu laut nach Hopkins und Trinidad schreien, er wäre chancenlos. Vielleicht sollte er sich überlegen zurück ins Superweltergewicht zu gehen, dort gibt es haufenweise attraktive Kämpfe, und seine Schlagkraft kommt dort auch besser zu Geltung. Kranjc ist nicht für ein Granitkinn bekannt, trotzdem konnte Simon ihn nie großartig in Bedrängnis bringen.
chris