Eine Woche verspätet meine Meinung (hatte viel zu tun):
Glückwunsch an Sebastian Sylvester zu der großartigen Leistung, die ich in der Konsequanz auch nicht für möglich hielt, wie ich ehrlich einräumen muss.
Ich finde nicht, dass Castillejo "Shot" war, wie hier einige behaupten. Zwar hatte er schon bessere Kämpfe gemacht und wirkte auch konditionell nicht topp und vermutlich macht sich das Alter bei ihm allmählich doch bemerkbar. Shot war er jedoch m. E. nicht, denn in den ersten Runden war er gefährlich, boxte stets im Vorwärtsgang und hat Sylvester doch ab und an in Bedrängnis gebracht, z. B. in der Zweiten.
Angenommen Castillejo hätte Sylvester da voll erwischt und - wie man es von ihm kennt - gut nachgesetzt und erfolgreich gefinished - ich denke, dann hätten einige, die ihn jetzt für "shot" erklärt haben, geschrieben, wie erstaunlich es sei, dass er mit 40 noch immer so starke Leistungen bringt.
Das Verhaltung von Schröder - dessen Anweisungen und Verhalten ich in früheren Fights gar nicht so schlecht fand - war unter aller Sau, speziell der Versuch, den Ringarzt zu beeinflussen. Maske hat dazu einen sehr guten Kommentar abgegeben. Dass sich Sylvester, einfach aufgrund des Glücksgefühls, der Erleichterung und der Emotionen, feiern ließ, während sein Gegner bewußtlos am Boden lag, kann man ihm nicht wirklich ankreiden. Darauf hinzuweisen, dass er sein Augenmerk auf seinen Gegner richten soll, hätte ihn Schröder oder ein anderer aus seinem Team müssen.
Das Statemant bzgl. Sturm, alias Adnan Katic, von Sylvester fand ich nicht so schlimm, immerhin haben auch einige Boxer Ali immer noch Cassius Clay genannt, als dieser sich längst Muhammad Ali nannte, um ihn zu provozieren. Irgendwie scheint das zum Boxgeschäft dazuzugehören. Einen braunen Hintergrund kann ich da nicht erkennen. Allerdings sollte das Team über einen anderen Namen nachdenken. Mit dem Namen gibt (oder gab?) es eine "Jugendorganisation", die rechtsradikal ist.
Zum Murat-Fight:
Ich hatte ihn vor einer Woche nicht exakt mitgescored, aber mein Gefühl war - ohne Championbonus! - bestenfalls ein unentschieden. Insofern hat mich das Urteil überrascht. Vor allem das 116:111 war daneben. Im übrigen finde ich es gar nicht so schlecht, dass talentierte Boxer auch recht früh gegen starke Gegner antreten (s. auch Hernandez, wo es schiefgegangen ist). Mir ist ein Boxer mit z. B. 18-1-1, der schon gegen nahmhafte Gegner im Ring stand, lieber, als ein Boxer mit 20-0-0, der nur gegen "Flaschen", "Taxifahrer" (woher stammt dieser Ausdruck eigendlich?
) und "Mumien" geboxt hat.