Ja, und das passte halt nicht zu seinen großmäuligen Ankündigungen. Das Gejammer über seinen kleinen Zeh war dann das i-Tüpfelchen. Und natürlich war auch zu viel Respekt, Angst, was auch immer mit dabei.
Man braucht sich ja nur mal den Kampf von Sanders gegen Vitali anschauen. Alt, fett und eigentlich chancenlos sucht er trotzdem seine Chance und schafft fast die Sensation in der ersten Runde, als er Vitali schwer anklingelt (in der Dritten glaube ich noch einmal). Man kann natürlich sagen, dass das dumm und ungesund war, aber er hat zumindest seine Chance gesucht und alles versucht.
Das kann man von Haye nicht behaupten. Wäre er ein höheres Risiko eingegangen, hätte er Wladimir sicher mehr in Bedrängnis bringen können. Natürlich wäre er auch Gefahr gelaufen, sich ein schweres Ding zu fangen, aber Hayes Beweglichkeit und Reflexe waren damals wirklich für einen HW herausragend. Es wäre nicht zwingend gewesen, dass es ihn zuerst erwischt. Wir werden es jedoch nie erfahren, weil Haye halt damals nicht die Eier hatte wie z.B. Sanders oder auch Brewster.
Wobei ich eingestehe, dass dazu nicht unbedingt nur "Mut" sondern auch eine Art Tunnelblick, der totale Siegeswille und ein gewisser "Killerinstinkt" dazu gehören. Bei Sanders war das wirklich in fast allen Kämpfen zu sehen. Egal wer vor ihm stand, er wollte gewinnen, am besten kurzrundig und vorzeitig. Teilweise war er so fokussiert auf den KO, dass er sogar gegen bereits gefallene Gegner noch zum Schlag ansetzte. Alles andere (Verletzungsrisiko/Folgeschäden, Taktik, Defensive, Kampfeinteilung etc.) war zweitrangig. Das war seine größte Stärke aber auch seine größte Schwäche (siehe den Rahman Kampf). Haye hingegen versuchte eigentlich in fast allen Kämpfen das Risiko zu minimieren (Valouev hätte er z.B. viel klarer besiegen können). Das ist nicht grundsätzlich verwerflich, aber so holt man halt auch nicht das Maximum aus sich heraus, gerade wenn man nicht als Favorit in einen Kampf geht oder der vorher zurecht gelegte Kampfplan nicht aufgeht.