Ehrlich gesagt, war ich selten von einem Boxkampf so enttäuscht wie von diesem, was aber vielleicht auch daran lag, dass man noch die boxerische "Cinderella-Story" aus dem ersten Kampf vor Augen hatte. Joshua hat aus meiner Sicht klug geboxt, so wie die meisten es im bzw. nach dem ersten Kampf gefordert hatten. Er war sehr gut auf den Beinen und zeigte auch keinerlei mentale Schwäche, als er einmal von Ruiz erwischt worden ist. Das war für mich eigentlich das große Fragezeichen. Natürlich sah es aber auch zuweilen wie die Karikatur eines Boxkampfes aus, wenn der körperliche Modellathlet vor dem leider extrem übergewichtigen Ruiz reißaus nahm. Trotzdem kann ich es ihm nicht verübeln, denn wenn er sich wieder solche Treffer wie im ersten Kampf gefangen hätte, wäre er vermutlich erneut k.o. gegangen und wäre von den selben Leuten "zerrissen" worden, die ihn nun als Waldi oder Svenni 3.0 betiteln. Ändert aber nichts daran, dass der Kampf dadurch gähnend laaaangweilig war...
Ganz besonders enttäuscht war ich von Ruiz. Leute, feiern hin oder her: Er hat zehn Millionen $ (!) für diesen Kampf bekommen und steigt dicker in den Ring als beim Hinkampf, als er als Ersatzmann einspringen musste? Das ist m.E. eine Verhöhnung der Boxfans in aller Welt. Dass er nicht mit einem Sixpack in den Ring steigen würde, war jedem klar, diese körperliche Verfassung war aber schon eine Frechheit. Somit hat Ruiz auch absolut verdient verloren, ein Lucky Punch hätte m.E. den ganzen Boxsport ad absurdum geführt. Was mir allerdings ganz übel aufgestoßen ist, ist die Tatsache, dass Ruiz nach dieser peinlichen Vorstellung auch noch frech einen dritten Kampf gefordert hat. Damit hat er bei mir leider alle Sympathien verspielt, und ich fand den Mexikaner eigentlich ausgesprochen sympathisch. Hätte er sich beim Publikum entschuldigt und ansonsten die Klappe gehalten, wäre das zwar auch nicht viel besser, aber zumindest o.k. gewesen. So war das für mich ein absolutes No-Go.
Zugute halten kann ich Ruiz eigentlich nur, dass er die zwölf Runden konditionell angesichts seines "Körperbaus" doch sehr gut durchgehalten hat. Auch Joshua hat man schon deutlich schlechter gesehen. Dafür fehlte m.E. Joshua die Power, um Ruiz trotz einiger guter Treffer ernsthaft anzuklingeln. Für mich lag das nicht am "Angsthasen-Boxen", sondern an der leichteren Joshua-Version.
Alles in allem möchte ich einen dritten Kampf auf keinen Fall sehen und sehe auch nicht, dass sich Ruiz noch einmal für einen großen Kampf motivieren und entsprechend vorbereiten kann, wenn ihm das schon bei seiner ersten Titelverteidigung nicht gelungen ist.