KhaosaiGalaxy
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Abgesehen von der auf Leichtsinnigkeit fußenden Niederlage gegen Puritty: Wladimir hat gegen zwei der drei besten Gegner seiner Karriere - Sanders und Brewster - vorzeitig verloren. Er ließ die erste Scharte von seinem Bruder auswetzen; den zweiten Makel bereinigte er in einem sportlich gesehen überflüssigen Fight gegen den fast-invalide gewordenen Rekonvaleszenten Brewster. Das ist ein Minuspunkt.
Alle anderen Gegner - außer Rahman - waren zum jeweiligen Zeitpunkt des Kampfes legitime Top-15-Kandidaten in einer Schwächephase der Gewichtsklasse, Ibragimov und Chagaev dafür zwei eklatant schwächelnde Weltmeister, die in den Kämpfen zuvor schon durch schlechte Leistungen aufgefallen und dann zu Recht entthront worden sind. Die Tatsachen, daß die ganz großen Namen im Rekord fehlen, und Wladimir gegen die besten Gegner seiner Karriere KO gegangen ist, verhindern mMn den Status eines ATG schon jetzt.
Vitali hingegen dominiert in seiner aktiven Phase genauso wie sein Bruder, hat aber dafür mit Lewis einen ATG geboxt und damit den letzten "großen Schwergewichtskampf" geliefert (etwas, das Wladimir trotz diverser Vereinigungen nie gelungen ist), Sanders geschlagen und sich gegen Kundschaft erfolgreich aus der Affäre gezogen, die der Wladimirs in nichts nachsteht. Hinzu kommt der Sachverhalt, daß er in seiner Karriere nur von Verletzungen gestoppt worden ist, niemals aus dem Kampf heraus selber verloren - und alle Siege abzüglich des Hoffmann-Kampfes vorzeitig eingefahren hat. Obwohl ich von Sanders nicht soviel halte wie andere hier, glaube ich, daß man am Hobby-Golfer durchaus ein Rangverhältnis der beiden Klitschkos zueinander ablesen kann.
Die dringende Frage ist für mich: Bekommt jemand des Status eines ATG, weil er eine Gewichtsklasse über Jahre hinweg dominieren konnte, ganz gleich, wie sich diese zusammensetzt - oder bekommt er den Status, weil er in seiner Karriere die eigenen Grenzen und die Grenzen des Sports durch herausragende Leistungen erweitert hat?
Vitalis Defensivverhalten gegen Arreola ist - von wenigen Momenten abgesehen - auf eine kalte, sterile wie geniale Art und Weise "meisterhaft" gewesen. Dieser Leistung - der Höhepunkt seit seinem Comeback - haftet etwas "klassisches" an; das klingt jetzt ungewollt pathetisch (und stark nach einem Kategorienfehler), aber in mir kam paradoxerweise (paradox: weil ich die Brüder eigentlich nicht sonderlich mag) das Gefühl hoch, daß Vitali in einer ganz anderen Liga boxt, als es seine Gegner tun oder gegenwärtig überhaupt könnten. Diesen Eindruck gewinne ich bei Wladimir nicht, trotz aller Klassenunterschiede, die da in seinen Kämpfen teilweise offenbar werden. Ich halte Wladimir für einen guten Boxer; allerdings für einen, der seine Schwächen unter Steward nur überzeugend kaschieren, aber nicht gänzlich abstellen konnte. Ich glaube nach wie vor an die "Blueprint", mit der man ihn besiegen kann.
In meinen Augen reicht Dominanz nicht aus, um den dominierenden Boxer vor dem Hintergrund einer stark kriselnden Gewichtsklasse mit dem ATG-Begriff zu würdigen. Das ist nichts, was man lose im Mund führen sollte. Wladimir hat die entscheidenden Kämpfe seiner Karriere verloren. Das heißt nicht, daß er sich danach nicht weiterentwickelt hätte - im Gegenteil, er ist stärker geworden und hat gelernt. Aber seine Gegnerschaft lässt Reputationsgewinne kaum zu. Das ist freilich nicht seine Schuld, aber es zeichnet einen ATG mitunter aus, daß er die entscheidenden Kämpfe seiner Karriere gewinnen und die großen Siege einholen konnte - und sei es nur darüber, daß man die Scharten wieder auswetzt, die man sich zugezogen hat. So wie Lewis oder Ali, um mal zwei ATGs zu nennen.
Das ist Quatsch ! Sorry, bin auch kein Wladimir-Fan (im Gegenteil), aber wo waren denn z. B. Vitalis letzte Kämpfe dominierender als das was sein jüngerer Bruder gegen Chagaev gezeigt hat ? WK-Chagaev war doch eine chirugisch-präzise Montage im klassischen Sinne, ebenso gegen Rahman, Brewster (wenn auch "shot") & Co., aber eine Sache hat natürlich schon einen faden Beigeschmack und da liegt Vitali (etwas) vorne : Er hat den unangenehmen Sanders vorzeitig geschlagen, während WK da ziemlich alt aussah. Hinzu kommt noch die "epic battle" gegen Lewis, und gegen so einen wie Lewis hat WK nie geboxt. Das spricht natürlich gegen Wladimir. Wenn man ganz schlau sein will, könnte man jetzt auch die Byrd-Kämpfe anführen, wo Vitali eine Niederlage hat und Wladimir gegen den selben Gegner zwei Siege. Nur, in der Relation, war es doch eine UNGLÜCKLICHE Niederlage von Vitali (eben verletzungsbedingt, er war auch gegen Byrd überlegen, während Wladimir z. B. gegen Sanders klar unterlegen war). Aber trotz allem bin ich mir sicher, daß Wladimir auch einen Arreola geschlagen hätte, genauso deutlich wie Vitali.