Ich weiss gar nicht, was ich groß schreiben soll, ohne mich wieder in einem Rundumschlag gegen die "wrestlisierung" des Profiboxens zu verlieren. Aber es ist für mich einfach todtraurig zu sehen, dass der Sport, den ich liebe, mittlerweile nach einem schmalzigen Lindenstraßenscript abläuft. Und damit mein ich ganz explizit auch die Story mit Wladimir und dem kleinen Jungen. Nicht falsch verstehen - schön, wenn das für den Kleinen ein tolles Erlebnis war. Aber dass man das Schicksal dieses Jungen ausschlachtet, um Wladimir noch ein paar Sympathiepunkte zuzuschanzen und die Quote zu pushen, indem man beim Zuschauer kräftig auf die Tränendrüse drückt, ist für mich einfach nur unbeschreiblich abartig.
Ansonsten alles wie gehabt: der Zuschauer wird vor dem Kampf mit so viel Grütze vollgesülzt ("wie Tyson, nur schneller...") bis er glaubt, hier könnte sich ein Duell auf Augenhöhe abspielen. Am Kampfabend selbst wird die Birne des Zuschauers dann mit so viel Feuerwerk, Showacts, C-Prominenz und gefühlsduseliger Soße weichgeklopft, bis es gar keine große Rolle mehr spielt, gegen wen oder was Wladimir da eigentlich gekämpft hat. Hauptsache man wankt - noch ganz benebelt - mit dem guten Gefühl nach Hause, dass "unser Mann" gewonnen hat. Der übertragende Sender hilft natürlich freudig mit, diese Kirmesveranstaltung zu inszenieren und den Zuschauer mit ein paar Nebelkerzen von der Qualität des Gegners und der Sinnhaftigkeit des Kampfes abzulenken. Und auch in Zukunft wird Wladimir entscheiden können, wen er wo boxt, und was der Ringrichter so ahndet. Denn auch die Verbände haben Wladimir furchtbar gern - schliesslich füllt er in Deutschland ganze Arenen und lockt Millionen Zuschauer vor die Flimmerkisten...