Hier und da lese ich das es ein langweiliger Kmapf war. Das finde ich nicht. Wir haben 12 Runden taktisches Boxen seitens Fury gesehen. Er hatte vor dem Kampf auf dem Punkt gebracht. Er sagte das man Wladimir einen Schlüssel in den Rücken steckt, ihn aufzieht und dann Boxen lässt. Fury war sehr beweglich und hat mit unmittelbarer Gegenwehr Klitschkos Aktionen unterbunden. Da Wladimir sich wirklich einen immer gleichen Stil angeeignet hat, war er völlig konzeptlos und hatte keinen Plan B in der Tasche. Wie auch wenn man es ihm abgewöhnt hat.... Keine Schläge zum Körper, keine Aufwärtshaken im Clinch, kein Arsch in der Hose mal etwas zu riskieren. Und genau der letzte Punkt wird ihm weiterhin das Genick brechen. Er ist nicht körperlich Platt, nein er ist einfach zu satt und zu Erfolgsverwöhnt. Der Bauch ist voll! Warum variables Boxen angewöhnen wenn das Roboterboxen bei den letzten 8 Gegnern auch geklappt hat?
Jetzt bekam er verdient seine Quittung.
Mir hat der Kampf auch getaugt, ich habe mich überhaupt nicht gelangweilt wie manch Anderer.
Die Schlüsselanalogie scheint gut zu passen. Egal ob man Weltmeister im Schwergewicht, Taxifahrer oder Arzt ist, wenn man zu sehr in Routine fällt, sich selber nicht mehr herausfordert, nur das Altbewährte immer und immer wieder runterspult, kann man sicher sein daß man auf Situationen trifft, mit denen man überhaupt nicht zurecht kommt. Man hat sich einfach ein bestimmtest unvariables Denk- und Handlungsschema angewöhnt aus dem man nicht ausbrechen kann. Zumindest nicht sofort.
Was ich unterschreiben kann ist daß Klitschko wohl nicht 10 Jahre WM geblieben wäre ohne die Änderungen in seinem Kampfstil. Allerdings war es wohl nicht von Nöten, seinen jab wegzurationalisieren. Einige user haben auf den Umstand daß er seinen jab kaum mehr offensiv nutzt, ja schon hingewiesen. Am Samstag hat man gesehen daß er ihn auch nicht aus der Versenkung holen kann wenn er ihn braucht. Auch den linken Haken, als jab fintiert, sieht man kaum mehr. Er hat sich einfach zu sehr reduziert in seinem Kampfstil. Es hat ihm gereicht "irgendwie" zu gewinnen. Sein Potential, welches wirklich ziemlich phatttt ist, hat er leider somit kaum mehr ausgeschöpft.
Tyson Fury, mit seinem Anti Sportkörper, seiner vermeintlichen Disziplinlosigkeit und Verrücktheit ist ziemlich genau das Gegenteil von Klitschko. Er ist spontan, er kann adaptieren, er ist sehr variabel im Kopf, er pfeifft auf Konventionen und was die Anderen von ihm denken. Er hat Klitschko perfekt gedownloadet, und hat dazu auch noch die physischen Parameter, die ihn zur perfekten Nemesis von Klitschko machen.
Der Rückkampf wird bestimmt spannend. Kann mir vorstellen daß er eine gänzlich andere Dynamik bekommt, aber am Ende sehe ich doch wieder Fury als Sieger. Außer Fury läßt sich jetzt wirklich gehen und erscheint mit Übergewicht und wenig trainiert zum Kampf. Das muß man mal sehen wie konstant Fury in guter Form erscheint. Sein Umfeld mit Familie und sein Onkel als Trainer, der einen sehr besonnenen, ruhigen und fähigen Eindruck macht, scheinen ihm aber gut Stabilität zu geben. Von daher, nicht unwahrscheinlich daß der Tyson längere Zeit die Gürtel hält.