Aber Kelly weiß es wohl.
Kelly kennt seine Gründe am besten, gar keine Frage. Die Frage, die man sich als Fan stellt, ist nur, wie gut die Gründe sind.
Deswegen kann man, auch als Fan PR Sicht, nur hoffen, dass die Gründe off the record (denn man kann sich schlecht hinstellen und vor der Presse sagen, dass Jackson ein Arschl
och ist
) dann der Presse gesteckt werden. Es kann ja sehr gute Gründe geben, aber bisher deutet nichts darauf hin.
Und man muss auch einfach knallhart sagen, dass die NFL etwas anderes ist als College Football. Wenn ein Spieler da nicht mitzieht kann man ihn einfach rauswerfen, weil die Unterschiede zwischen den Spielern nicht derart eklatant sind in vielen Fällen. Wenn du in der NFL einen Pro Bowl WR hat, der zu den schnellsten in der NFL zählen dürfte, dann muss ich alles versuchen, damit es mit ihm klappt. Und wenn ich keinen Gegenwert für ihn bekomme sollte ich vielleicht auf die Zähne beißen und es weiter versuchen. Alles eine Frage des values.
Wenn man Jackson jetzt verschenkt, obwohl es keine schwerwiegenden Gründe gibt (wie gesagt: falls das so ist), dann hat das Schiano Ausmaße. Und das ist dann einfach nicht gut von Kelly. In seinem ersten Jahr hatte man das Gefühl, dass er eine sehr gute Menschenführung hat, aktuell bekommt dieses Bild zumindest leichte Kratzer. Du kannst als NFL Coach autoritär sein, du kannst autoritär und kommunikativ sein, aber du kannst nicht erwarten, dass du nur Traum Schwiegersöhne in der Mannschaft hast. Darauf wollte ich mit dem Belichick Hinweis auch hinaus. Du glaubst doch nicht, dass der jeden seiner Spieler auf persönlicher Ebene toll findet. Aber solange sie Leistung bringen und sich nichts offensichtliches zuschulden kommen lassen bleiben sie, es sei denn, jemand bezahlt einen hohen Preis (oder sie verlangen einen zu hohen Preis) - dann gibt er ihn vielleicht ab, denn natürlich hat man lieber Musterprofis, die gut spielen, als Problemkinder, die gut spielen.
Ich hatte unter der Saison geschrieben das Kelly mal zu Oregon Zeiten gesagt hat das er wenn er in der NFL coachen würde einen großteil seiner draft picks für die defense verwenden würde weil er glaubt das er in der offense jedem sein System beibringen kann und er damit erfolg haben kann.
Daran kann ich mich erinnern (wärst du gleich so konkret gewesen hättest du mich nicht anfahren müssen, deine Posts nicht zu lesen). Ich hatte das aber vor allem unter der QB Debatte abgespeichert.
Wie Kelly das jetzt genau gesagt hat und vor allem, wie sehr er über den Satz nachgedacht hat, bevor er ihn gesagt hat, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass das natürlich nicht stimmt. Die NFL ist immer auch talent driven. Sonst hätte ein gigantischer HC wie Belichick doch niemals eine Station wie Cleveland gehabt. Sein Playcalling und Gameplanning wird sich seitdem nicht um 300 % weiterentwickelt haben.
Was Kelly wohl nicht braucht, um erfolgreich zu sein, ist ein HoF QB wie Manning oder Brady. Sein QB muss sehr schnell im Kopf sein, weil er viele schnelle reads machen muss. Er muss fehlerminimierend spielen.
Was Kelly aber braucht (neben einer starken O-Line, da es wenig TE Hilfe im Passspiel gibt) sind Spieler, die 1 on 1s gewinnen, die den Platz, den Kelly mit seiner Spread erzeugt, ausnützen. Und da sind eben Jackson und McCoy zu nennen, die sehr stark darin sind. Da wird nebenbei gesagt auch Sproles helfen. Cooper, Ertz oder Celek profitieren dann von dem Raum, den diese zwei Individualisten erzeugen.
Wenn du Kelly zu den Jags schickst werden die sehr wahrscheinlich eine bessere Offense haben, einfach, weil Kelly ein sehr guter Playcaller ist. Aber er wird niemals die #2 ranked offense mit ihnen stellen. Da fehlt das Talent dafür.
Belichick hatte vor zwei Jahren (?) auch eine miserable Defense, was sicher nicht an den X and Os lag. Da hat Talent gefehlt. Und deswegen muss man es auch bei einem Coach wie Kelly kritisch sehen, wenn er Talent verschenkt.
Und um den Punkt rund zu machen: Auch wenn wir deine Argumentation anwenden macht es Sinn, Jackson nicht zu verschenken. Denn diese Defense braucht Hilfe. Aktuell hat man einen genauso miesen Pass Rush wie letzte Saison. Die D-Line braucht Hilfe, Safety ist alles andere als ideal besetzt (wenn auch verbessert). Ryans ist ein wichtiger Leader und gut gegen den Run, aber ein ILB, der ihm einen Teil des workloads abnimmt, würde auch nicht schaden. Und die CBs sind OK, aber es ist nicht so, als könnte man da nichts verbessern.
Wenn man jetzt mit aller Macht einen WR braucht (und mit Maclin + Cooper kann man nicht in die Saison gehen), weil man Jackson verschenkt, kann man die Draftpicks nicht für die Defense einsetzen, die Hilfe braucht.
Wären wir jetzt in der Bundesliga wo viele Fans sogar zahlende Mitglieder ihres Vereins sind würde ich dir recht geben das die Fans da ein gewisses recht auf Information haben. In der NFL eigentlich...nein...
Ich kann mit irgendeinem Ultra Getue im Fußball auch nichts anfangen. Aber auch für die NFL gilt: wenn die Fans nicht ins Stadion gehen kannst du die Franchise vergessen. Die Raiders sind laut Forbes 825 Millionen wert (32nd), die Cowboys sind 2,3 Milliarden wert (1st). Natürlich spielt da das neue Stadion (und das alte der Raiders) eine Rolle, keine Frage, aber der Bekanntheitsgrad und die Anzahl der Fans spielt da auch mit. Das verkauft Trikots, schafft Sponsorenverträge usw. Auch wenn die Fans faktisch nichts zu sagen haben, es ist keine gute Idee, sie einfach zu ignorieren.
Wo ich gerade bei den Cowboys bin. Wir hatten doch mal eine Diskussion über Jerry Jones, den du als guten Owner (aber schrecklichen GM) bezeichnet hast. Würdest du diese Meinung weiterhin vertreten, nachdem du
das gelesen hast? Ein Owner, der den Erfolgs HC (und wir wissen beide, wie wichtig HCs sind) entlässt, weil es nicht mit seinem Ego zusammenpasst, soll ein guter Owner sein?