Wennschon Boxen dann bitteschön die Besten, halt das Profiboxen.
Nunja, ich denke Profiboxen ist nicht kompatibel mit den olympischen Spielen.
Profiboxer die um die Spitze in ihrem Sport bemühen, bereiten sich auf ihre jeweiligen Gegner individuell vor. Sie schauen sich Videos an und analysieren mit ihrem Trainer die Schwächen des Gegners. So etwas geht in einem 2-Wochen langen Turnier, wo man 4 oder 5 Mal boxt, nur schlecht.
Auch die Distanz, wieviele Runden geboxt werden, die ja nunmal bei den Top-Leuten des Profiboxens erheblich höher ist, bewirkt dass sich die Profis ihre Körner (Kondition) ganz anders einteilen.
12-Runden-Kämpfe wären bei ähnlich vielen Kämpfen, wie derzeit stattfinden, nur durchführbar, wenn mehrere Ringe aufgestellt werden.
Sollte nur über 4 Runden geboxt werden, so wäre dies quasi eine Spezialisierung innerhalb des Profiboxens. Die absoluten Top-Profiboxer sind dies ja garnicht mehr gewohnt. Ein Marathon-Läufer ist ja auch nicht unbedingt ähnlich gut in einer 10km-Konkurrenz.
Profiboxer sind häufig muskolöser als Amateurboxer mit gleichem Gewicht, die Kochen halt entsprechend ab ... aber das Gewicht könnten sie nicht über 2 Wochen halten. Da treten sie dann in höheren Gewichtsklassen als gewöhnt an und treffen auf groß gewachsene Gegner, die nicht viel Power haben, aber aktiv und schnell sind.
Das höhere Verletzungsrisiko (Cuts, Schwellungen) im Profiboxen wäre für ein Turnier, in dem man vielleicht alle 3 Tage boxt, auch ziemlich hinderlich. Ohnehin ist ein Profiboxer eine längere Regenerationszeit gewöhnt.
Außerdem, wenn Profiboxen bei Olympia stattfinden würde ... was wird dann aus dem Rest des Sports außerhalb der olympischen Hallen? Bis 2 Monate vor Olympia findet kein Top-Sportler mehr Gelegenheit seinen WM-Titel o.Ä. zu verteidigen, geschweige denn, dass er direkt danach wieder in den Ring steigen möchte.
Und wie soll man Qualifikations-Wettbewerbe durchführen, wenn die besten Profiboxer außerdem noch in den Verbandsranglisten vorran kommen möchten?
Auch das andere Punktsystem ist für Profiboxer ungewohnt. Wer viel mit dem Jab arbeitet, punktet nicht viel nach AIBA-Regeln. Nur die gewonnenen Runden zählen, führt bei 3-, 4- oder 5-Runden-Kämpfen leicht zu Kontroversen, wenn die Kämpfe knapp waren (noch leichter als es beim derzeitigen olympischen Turnier der Fall ist).
Nein, ich denke die Unterschiede zwischen Profi- und Amateurboxen sind zu groß, als dass ein Profibox-Turnier in 2 Wochen im KO-Modus veranstaltet werden könnte.
Ich hätte nichts dagegen, wenn die AIBA es Profiboxern gestatten würde, an Amateur-Boxveranstaltungen nach Amateur-Boxregeln teilzunehmen. Wer aber seit Jahren 12-Runden-Kämpfe bestreitet, der würd sich damit doch recht schwer tun.
"Die besten" Boxer sind Profiboxer auch nicht unbedingt ... zumindest nicht, wenn nach Amateur-Regeln geboxt wird.