Ein bittereres Ende gibt es ja quasi nicht. 2-0 in Führung in den NBA Finals und dann noch der späte Totaleinbruch.
Nachdem ich die ganze Saison mein Glück nicht fassen konnte, hatte ich in den Finals zunächst das erste Mal das Gefühl, wirklich Favorit zu sein. Da wurde man dann natürlich umso härter auf den Boden zurückgeworfen.
Insgesamt natürlich eine überragende Saison! Vor ein paar Monaten habe ich noch um die Playoffs gebangt. Ich habe weiterhin den Eindruck, dass es ein unglaublich geiler Ausreißer nach oben war und nicht die Regel sein wird. Die Finals haben nämlich mal wieder klar gemacht, woran es noch fehlt. Umso bitterer, dass man diese (vielleicht) Once-in-a-Lifetime-Chance nicht nutzen konnte. Insgesamt waren es klare Coinflip-Finals. Mit etwas besseren Nerven in der Crunchtime hätte man Spiel 4 wohl nicht spät abgegeben, sich in Spiel 5 für die Aufholjagd belohnt und das Ding unspektakulär 4-1 nach Hause geholt. Aber hätte, wäre, wenn hilft nicht. Folgende Punkte sind aus meiner Sicht wichtig für die Zukunft.
1. Booker ist ein überragender Superstar und Scorer. Dass seine Hauptfähigkeit mit Abstand im Scoring besteht, ist aber auch in Zukunft sein vielleicht größtes Problem. Während ein Monster-Scoring-Game eines Superstars bei anderen Teams in eine hohe Siegwahrscheinlichkeit mündet, ist dies bei Booker gefühlt weniger der Fall. Das war am Ende auch die Krux in den Playoffs und insb. Finals. Die beste Phase hatten die Suns, wenn sie überragenden Team-Basketball spielten. Da hat Booker dann regelmäßig 25-30 Punkte gemacht und alles lief super. Die (auch spielerisch) schwächste Phase waren die Games, in denen er übermenschliche Würfe getroffen und 40+ gescort hat, das Spiel insgesamt aber eher gelitten hat, da a) die Rollenspieler nicht mehr zur Geltung kamen und b) auch die Co-Leistungsträger (CP3 & DA) nicht ihrem Rhytmus finden konnten. Im Vergleich zu Middleton, der wahnsinnig gute Finals gespielt hat, ist ihm dann auch in der Crunchtime oft die Puste ausgegangen.
2. CP3 ist einer der besten Point Guards aller Zeiten. In den Playoffs hat man das eindrucksvoll gesehen. Was der mit seinen 36 Jahren noch leisten kann ist unfassbar. Aber: Auch das immerwährende Problem wurde sichtbar, welches ihn seine gesamte Karriere begleitet hat. Kleine Verletzungen waren ein permanenter Begleiter und auch gegen Ende hat man die nachlassende Fitness mMn deutlich gemerkt. Müde Beine, mehr Unsicherheiten und mehr Turnover. Ein Finalsrun mit CP3 wird imho nicht mehr passieren und man muss hoffen, dass im Small Market Phoenix ein adäquater Nachfolger gefunden werden kann.
3. Deandre Ayton ist ein geiler Spieler, der in den Playoffs teilweise komplett dominiert hat. Aus meiner Sicht völlig unerwartet, da er doch immer den Ruf eines soften Big Man hatte. In den Playoffs dann plötzlich Dunks und Präsenz wie Stoudemire zu besten Zeiten. In den Finals hat man auch hier zwei Dinge gemerkt: DA ist ein absoluter Rollenspieler Deluxe, der in Zukunft sicher auch mal das ein oder andere Spiel an sich reißen kann. Aber im Vergleich zu den Superstars fiel dann doch der Unterschied zum höchsten Level auf, da fehlt insgesamt von allem ein bisschen. Zweitens ist er ein totaler Kopf-Spieler. Läuft es gut und er denkt nicht nach wird da ein Lob nach dem anderen verwandelt und defensiv abgeräumt was das Zeug hält. In schwächeren Phasen ging dann der Kopf oft runter, die Schultern hingen und das spiegelte sich dann auch im Spiel wider. Der Ausfall von Saric hat ferner deutlich gemacht, dass es zwingend einen soliden Backup braucht.
4. Die Konkurrenz schläft nicht. So geil dieser Run war, so sehr bringen sich aktuell andere in Position. Die Wahrnehmung von Devin Booker ist nach meinem Eindruck in der RS auch deswegen etwas untergegangen, da es eine unglaublich junge Talentdichte gibt. Luka Doncic, Trae Young, Donovan Mitchell, Ja Morant und auch ein Jamal Murray haben in den letzten Jahren eine so krasse Entwicklung hingelegt, dass viele Teams sich in den kommenden Jahren ihr Ticket in die Finals buchen wollen. Gerade der Westen ist unfassbar. Wenn alle fit sind und gute Rollenspieler haben, wäre ein Titel auch für die Lakers, Clippers, Mavs, Nuggets und Jazz kein Riesen-Upset. Fazit: Neben Booker MUSS fast schon ein PG mindestens als Co-Star ins Team, gleichzeitig muss das Level der Rollenspieler auf diesem Level gehalten werden. Gelingt die Verpflichtung eines solchen Spielers nicht, könnte man in den nächsten Jahren auch mal wieder die Playoffs verpassen.