Meisterschaft mit 98 Punkten (nur 2 weniger als der Rekord in der Vorsaison), Sieger im FA Cup, Sieger des FA Community Shield, Sieger des EFL Cup - Manchester City gelang es als erstes Team von der Insel alle vier Titel zu gewinnen. Also alles eitel Sonnenschein bei den Citizens? Nicht ganz, denn auch in der dritten Saison von Pep Guardiola in Manchester reichte es nicht zu europäischen Ehren. In einem völlig verrückten Viertelfinalrückspiel schlug man zwar Tottenham mit 4:3, aber der entscheidende Treffer zum Weiterkommen in letzter Sekunde wurde durch den Video-Referee zurückgenommen und so musste Pep schließlich vom heimischen Sofa mit anschauen, wie zwei englische Teams im CL-Finale aufeinandertreffen - aber eben nicht sein Manchester City.
Nun also Saison Vier unter Pep. Und so langsam wird auch der interne Druck wachsen, denn es ist klar, dass die Scheichs nach dem riesigen Transfervolumen der vergangenen Jahre sich auch endlich den europäischen Henkelpott in den Trophäenraum stellen wollen. Dafür hat man Pep geholt, dafür erfüllt man ihm quasi alle Transferwünsche. So auch in diesem Jahr - mit Rodri kam für 70 Mio der gewünschte 6er von Atletico, dazu holte man für 65 Mio Joao Cancelo aus dem Piemont und gab dafür Danilo für 38 Mio an diese ab. Zudem soll Angelino die Personaldecke auf der bisher traditionell eher schwachen linken Abwehrseite vergrößen. Die weiteren Transfers sind eher als Zugriff auf die Zukunft zu betrachten. Pedro Porro hat man direkt nach Valladolid verliehen, US-Keeper Steffen verweilt diese Saison in Düsseldorf. Neben Danilo verließ noch der junge Brasilianer Douglas Luiz den Verein in Richtung Aston Villa, Allrounder Fabian Delph ging zu Everton und Mangala durfte ohne Ablöse nach Valencia flüchten. Nach 11 Jahren verabschiedete sich zudem Kapitän Vincent Kompany aus Manchester und fungiert von nun an als Spielertrainer in Anderlecht.
ManCity verfügt weiterhin über den wohl besten Kader des gesamten Planeten. Trotz der langwierigen Verletzung von Leroy Sane besitzt der Angriff ungeheure Klasse. Agüero ist weiterhin einer der besten Mittelstürmer der Welt (21 Saisontore 2018/19), Raheem Sterling erlebte letztes Jahr seinen endgültigen Durchbruch (17 Tore) und dazu spielte Bernardo Silva eine bärenstarke Saison, so dass Sane sich vermehrt auf der Bank wiederfand. Mit Riyad Mahrez und Gabriel Jesus besitzt City dort eine unfassbare Menge an Talent und kann fast ohne Qualitätsverlust durchtauschen. Dahinter zieht David Silva weiterhin die Fäden - aber nur noch für ein Jahr. Der Spanier hat schon angekündigt, dass er City im Sommer 2020 verlassen wird. Nach einem eher gebrauchten Jahr mit mehreren Verletzungen wird Kevin De Bruyne auch wieder als Spielgestalter gefragt sein und an seine Leistungen von 2017/18 anknüpfen müssen. Dazu kommt nun der neue 6er Rodri, der den bisherigen Stammspieler Fernandinho ablösen wird, der vorher quasi ohne Ersatz spielen musste. Hier ist City wirklich ein wichtiger Transfer gelungen, denn der inzwischen 34-jährige Brasilianer wird nicht jünger und war bis dato der einzige defensiv denken Mittelfeldspieler bei City. Dazu hat man noch Gündogan, der im Sommer erst seinem Vertrag verlängert hat und das große Talent Phil Foden, von dem Pep sehr viel hält.
Nach dem Abgang von Vincent Kompany hat City keinen direkten Ersatz geholt, so dass nominiell nur drei Innenverteidiger im Kader sind mit Laporte, Stones und Otamendi. Mangala (hat mal 45 Mio Ablöse gekostet) spielte überhaupt keine Rolle mehr und durfte ablösefrei nach Valencia wechseln. Hinten rechts hat man mit Walker und Cancelo jetzt zwei der besten Rechtsverteidiger der Welt, was die Frage aufwirft, wie Pep dort plant. Walker spielte in der vergangenen Saison die meisten Partien aller Feldspieler und wird sicherlich auch ein paar Pausen benötigen. Zudem ist es möglich, dass er auch in der Innenverteidigung aushelfen wird. Cancelo spielte bei Juve auch ab und zu mal links, so dass man hier auch etwas Flexibilität besitzt. Apropos links hinten - hier drückt der Schuh bei City wohl am meisten. Benjamin Mendy (57,5 Mio Ablöse) spielte in zwei Jahren erst 17x in der Liga für City und ist aktuell schon wieder verletzt. So hat dort aktuell der junge Zinchenko den Stammplatz inne - ob er aber die langfristige Lösung ist, muss man abwarten. Mit dem Spanier Angelino hat man hier immerhin noch einen talentierten Spieler für die Position verpflichtet.
Zugänge:
Rodri (Atletico Madrid), Joao Cancelo (Juventus Turin), Angelino (PSV Eindhoven), Pedro Porro (Girona), Zack Steffen (Columbus Crew), Scott Carson (Derby County / Leihe), Ryotaro Meshino (Gamba Osaka)
Abgänge:
Vincent Kompany (Anderlecht), Danilo (Juventus Turin), Douglas Luiz (Aston Villa), Fabian Delph (Everton), Manu Garcia (Sporting Gijon), Pablo Mari (Flamengo), Eliaquim Mangala (Valencia), Pedro Porro (Real Valladolid / Leihe), Zack Steffen (Fortuna Düsseldorf / Leihe)
Manager: Pep Guardiola
Es gibt wohl keinen Trainer, der in der Liga so erfolgreich ist, wie Josep Guardiola. Aber seine Kritiker werden nicht leiser - bei Barca hatte er Messi, bei den Bayern gab es kaum nationale Konkurrenz und in England darf er selbst in einer Liga voller Investoren die meiste Kohle ausgeben. Dennoch sind seine letzten beiden Spieljahre bei City national großartig, kumuliert 198 Punkte einfach Wahnsinn. Nur muss er jetzt international so langsam mal wieder ein Ausrufezeichen setzen, seine Taktik gegen die Spurs im Hinspiel der letzten Champions League war wieder Wasser auf die Mühlen derer, die in ihm nicht den Trainer-Messias sehen.
Player to watch: Oleksandr Zinchenko
Rodri ist natürlich der teuerste Einkauf, der Rest des Kaders fast überall pure Weltklasse. Aber der junge Ukrainer passt da aktuell irgendwie noch nicht so rein. Interessanterweise hat City bisher jedes Spiel in der Premier League, bei welchem Zinchenko auflief, gewonnen (23x - Anmerkung: Am vergangenen Wochenende wurde die Statistik zerstört
). Der nominelle Mittelfeldspieler wurde in der vergangenen Rückrunde dank der Ausfälle von Mendy zum Stammspieler hinten links und wird auch diese Saison dort erstmal gesetzt sein. Man merkt seiner Spielweise an, dass er kein gelernter Defensivspieler ist und seine Stärken in der Offensivbewegung hat. Das kommt prinzipiell Guardiolas Spielverständnis auch entgegen, aber ob er wirklich eine langfristige Lösung für die Position ist, wird man sehen. Für die großen Ziele ist dies aber erforderlich.
X-Factor: Erfolg in der Champions League
Wie auch im letzten Jahr - der letztliche Erfolg der Saison von Manchester City wird in Europa bestimmt. Man ist in der Premier League wieder der Favorit, der Kader ist so unfassbar gut besetzt und Guardiola eben auch der perfekte Liga-Trainer. Nur in den KO-Duellen wird sich entscheiden, ob die Ära Pep bei Manchester City eine überaus erfolgreiche sein wird. Nach zwei Viertelfinalpleiten in Folge gegen die einheimische Konkurrenz muss dieses Jahr der Sprung ins Finale her. Denn nicht nur national, sondern auch gegenüber der internationalen Konkurrenz sticht der Kader einfach heraus und verlangt diese Erfolge.
Prognose: 1.
Alles andere als der dritte Titel in Serie wäre eine Sensation. Liverpool spielte eine beinahe perfekte Saison und konnte am Ende trotzdem nicht jubeln. Und im Gegensatz zu Pool hat City mit Rodri und Cancelo nochmals sehr stark nachgelegt. Bei dem Kader ist auch der langfristige Ausfall von Sane nicht zu schmerzhaft. Welche Klasse Manchester City besitzt, hat man am die ersten Spieltage schon bewundern dürfen, als man bei West Ham mit 5:0 gewann und gegen die Spurs ein Torschussverhältnis von 30:3 ablieferte - selbst wenn es dort nur zu einem Remis reichte.
