BORA - hansgrohe
April - Mai 2022
Waren die ersten beiden Jahre für Mathieu van der Poel noch eher schwierig, so verkam der April zur Show des Niederländers. Beim ersten Kopfsteinklassiker Dwars Door Vlaandern feierte BORA - hansgrohe einen Doppelsieg mit van der Poel und Jakobsen. Danach sollte die Flandern-Rundfahrt anstehen und auch dort war van der Poel siegreich - im Sprint einer 4er Gruppe gewann er nach starker Vorarbeit von Ivan Garcia gegen Wout van Aert und Nils Politt. Van Aert hatte 15 Kilometer vor dem Ziel einen Platten und hatte so wichtige Kräfte verschwendet, um an die Gruppe wieder ranzufahren.
Während bei der Baskenland-Rundfahrt Pavel Sivakov weiter am Thron der INEOS-Urgesteine Froome und Thomas rüttelte, er gewann vor Miguel Angel Lopez und Nairo Quintana.
Bei Paris-Roubaix sollte van der Poel dann erneut von Ivan Garcia unterstützt werden und kurz vor dem Ziel tat sich sogar für Politt und van der Poel eine Lücke auf - nachdem aber beide zu lange taktierten konnte Wout van Aert von hinten wieder aufschließen und schlussendlich den Sprint für sich entscheiden - van der Poel wurde Zweiter, Politt gar nur Fünfter.
Die Türkei-Rundfahrt sollte dann erneut ein Beweis für die Sprintstärke von Pascal Ackermann werden, er gewann 3 Etappen und das Sprinttrikot während Laurens de Plus die Gesamtwertung sich sicherte. Ebenfalls am Start war Ivan Sosa - eigentlich geplant für die Tour de France würde er kurzfristig beim Giro aushelfen müssen. Die Hoffnung Lucca Raggio hatte sich innerhalb von wenigen Wochen zerschlagen - gewann er Tirreno-Adriatico noch souverän, so verlor er seine Form im April vollends. Seine erste Saison in der World-Tour forderte ihm doch mehr ab, als gedacht. Nachdem auch der eigenliche Ersatz Jesus Pena seit Wochen krank ausfällt, wird Sosa also versuchen Remco Evenepoel zu unterstützen.
Weiter ging die Saison beim Amstel Gold Race - und erneut sollte van der Poel auftrumpfen, gemeinsam mit Julian Alaphilippe und Maximilian Schachmann ging es auf die letzten Kilometer und die beiden konnten ihre Überlegenheit ausspielen. Zum aller ersten Mal auf sich aufmerksam machte der junge Brite Thomas Pidcock der starker Vierter wurde.
Ein ähnliches Bild zeichnete sich dann beim Fleche Wallone ab - wieder gingen van der Poel, Schachmann und Alaphilippe gemeinsam auf die letzten Kilometer - dieses Mal zog van der Poel aber für Schachmann an und der Deutsche konnte den Franzosen erneut besiegen.
Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich sollte sich van der Poel dann zum absoluten König des Aprils krönen - BORA - hansgrohe arbeitete den kompletten Tag über und als 30 Kilometer vor dem Ziel Alaphilippe,Thomas, Fuglsang und Schachmann in einen Sturz verwickelt waren, griff Dan Martin direkt an. Nachdem der Ire nach wie vor ein ernst zunehmender Konkurrent war, fuhr BORA also direkt hinterher. Alaphilippe kämpfte zunächst mit Enric Mas, später alleine und war immer wieder kurz davor den Anschluss zu finden, musste sich am Ende aber doch geschlagen geben. Völlig entkräftet wurde er 14. Während van der Poel den Sprint gegen Michal Kwiatkowski und Dan Martin gewann.
Damit stand van der Poel jetzt bei jedem der Klassiker mindestens auf dem Treppchen und gewann innerhalb eines Monats mehr Rennen als in seinen zwei Jahren zuvor.
Bei Eschborn-Frankfurt unterstütze van der Poel dann Pascal Ackermann der im Sprint gegen Fernando Gaviria einen weiteren Sieg feiert.
Bei der Tour de Romandie sollte Luca Raggio dann einen letzten Versuch wagen, seine Form vielleicht doch noch zu finden - dies ging mit Platz 19 aber gewaltig schief. Die Rundfahrt entschied Emanuel Buchmann vor Thibaut Pinot.
So musste es beim Giro also Remco Evenepoel mit der Unterstützung von Ivan Sosa, Lennard Kämna, Davide Formolo, Maximilian Schachmann, Ivan Garcia, Sergio Higuita und Fabio Jakobsen richten.
Nachdem Primoz Roglic den Prolog in Bologna gewinnen konnte, sicherte sich Davide Formolo das rosa Trikot auf der zweiten Etappe nach Osimo das rosa Trikot. Auf dieser Etappe sollte Fabio Jakobsen aber so schwer stürzen, dass er sich mehrere Rippen brach. Die Italien-Rundfahrt verkam also zu den Education First-Festspielen - die Sam Benett, Elia Viviani und Fernando Gaviria zur Rundfahrt schickten. Die drei sollten am Ende 7 Etappen gewinnen - nahmen sich aber auch gegenseitig die Punkte weg, weswegen sie sich das Sprinttrikot nicht sichern konnten.
Nachdem Formolo das rosa Trikot erobert hatte, verlief der Giro relativ ereignislos - es standen kaum richtige Härteprüfungen an und so konnte Davide das Trikot 12 Tage lang verteidigen - bevor es erneut an Primoz Roglic ging. Dank seiner Stärke beim Zeitfahren hatte er sich einen Vorsprung von knapp 2 Minuten auf Remco Evenepoel herausgefahren - bevor es auf die entscheidenden Etappen 19 und 20 gehen sollte. Auf der 19 Etappe von Cuneo nach Les Deux Alpes versuchte BORA alles um Primoz Roglic abzuschütteln, Evenepoel sollte aber lediglich 11 Sekunden auf Roglic gutmachen. Zwar ging es über den Col D´Izoard, der war aber 80 Kilometer vor dem Ziel und der Anstieg nach Les Deux Alpes sollte nicht selektiv genug sein.
Die 20. Etappe hätte es also entscheiden müssen - diese war mit 116 Kilometern relativ kurz und sollte neben dem Lautaret auch den Anstieg nach Sestriere zwei Mal beinhalten. Von Kilometer 1 an ging BORA an die Spitze - doch Primoz Roglic war davon relativ unbeeindruckt. Erst 2 Kilometer vor dem Ziel mit der letzten Tempoverschärfung von Ivan Sosa sollte er in Probleme geraten - am Ende hatte er aber immernoch 51 Sekunden Vorsprung vor Evenepoel. Der nach 2021 erneut als stärkster Fahrer der Rundfahrt nur Zweiter wird. Dritter wurde Tadej Pogacar vor einem starken Lennard Kämna und Egan Bernal. Danach folgte auch schon Dan Martin und Fausto Masnada. Der als Top-Favorit gehandelte Richard Carapaz musste den Giro bereits nach 10 Tagen aufgeben und Egan Bernal war absolut außer Form.
Nachdem der Giro also in den vorherigen Jahren immer extrem selektiv war, war die Austragung 2022 eher etwas für die Zeitfahrer was alleine das Podium um Roglic, Evenepoel und Pogacar unterstreicht.
Kurz notiert: Mit 42 Jahren wird auch Alejandro Valverde seine Karriere 2022 beenden - seinen letzten Sieg feierte er 2019 bei der Vuelta. Seitdem rückte er immer mehr ins Hintertreffen.
Transferphase: David Gaudu und Clement Champoussin sind ob ihrer Rolle mehr als unzufrieden und werden nach aktuellem Stand BORA - hansgrohe am Ende der Saison verlassen. Die beiden jungen Franzosen hatten sich bisher zwar bestens entwickelt - die Helfer-Rolle in den entscheindenen Rundfahrten oder Klassikern ist ihnen aber nicht genug. Gleiches gilt auch für den 22 jährigen Sprinter Jens Vanoverberghe - noch ohne großen Sieg, so möchte er doch die Kapitänsrolle bei den großen Rundfahrten übernehmen - ein mehr als unrealistisches Unterfangen.
Besser sieht es hingegen bei den Vertragsverlängerungen für van der Poel und Kämna aus - van der Poel hat nach zwei Jahren Anlauf endlich in die Weltspitze gefunden und Lennard Kämna ist ein extrem wichtiger Helfer bei den großen Rundfahrten.
Drei alte bekannte kommen 2022 erneut auf den Markt - Emanuel Buchmann, Peter Sagan und Rafa Majka stehen jeweils vor ihrem letzten großen Vertrag und es gibt Gerüchte, dass BORA die Gespräche intensiviert - vor allem Buchmann und Sagan konnten nach ihrem Wechsel nie vollends an ihre Erfolge anknüpfen.
Zwischenstand in der CWT:
Einzel
- 3425 Punkte - Mathieu van der Poel
- 2471 Punkte - Primoz Roglic
- 2295 Punkte - Pascal Ackermann
- 1969 Punkte - Wout van Aert
- 1768 Punkte - Emanuel Buchmann
Team
- 17905 Punkte - BORA - hansgrohe
- 07174 Punkte - Team INEOS
- 07096 Punkte - Team Jumbo - Visma
- 04425 Punkte - EF Education First
- 03688 Punkte - UAE Team Emirates