Streit um die ProTour
Teams beziehen Stellung gegen Organisatoren
BERLIN, 06.01.06 (rsn) - Die 20 Teams der ProTour bringen sich in Stellung gegen die Organisatoren der drei großen Rundfahrten, die im vorigen Monat ihren Ausstieg aus der umstrittenen Serie erklärt haben. Nach einem Treffen am letzten Mittwoch lehnten die Teamverantwortlichen jetzt in einem Brief an die Veranstalter von Tour, Giro und Vuelta deren Vorschläge ab.
"Die (ProTour-)Mannschaften lehnen kategorisch die am 9.Dezember vorgelegten Vorschläge von ASO (Tour de France), RCS (Giro d'Italia) und Unipublic (Spanien-Rundfahrt) ab", schrieb Patrik Lefevere, der Vorsitzende des Rennstallverbands Association des groupes cyclistes professionnels (AIGCP) in einem Brief an die drei großen Organisatoren und die UCI im Anschluss an ein Treffen, an dem Vertreter von 17 der 20 ProTour-Teams teilgenommen hatten. "Wir wollen, dass alle die Regeln einhalten. Es ist nicht akzeptabel, dass in Zukunft 14 Mannschaften aufgrund eines Klassements (für die großen Rundfahrten) qualifiziert sind und sechs Mannschaften auf die Einladung der drei Organisatoren angewiesen sind, Die UCI ist für den Radsport verantwortlich, nicht die Organisatoren", fasste ein Teamverantwortlicher die Haltung der ProTour-Rennställe zusammen.
Die Chefs der drei großen Rennveranstalter, denen die wichtigsten Rennen (Tour, Giro, Vuelta, Paris-Nizza, Mailand-San Remo, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Lombardei-Rundfahrt usw.), gehören, hatten am 9.Dezember letzten Jahres ihren Ausstieg aus der ProTour erklärt, zu der sie formal nie richtig gehörten. Die mächtigen Veranstalter, die schon vor Einführung der Serie aus ihrer Ablehnung nie einen Hehl machten, haben Pläne für eine eigene Qualifikationsregelung sowie eine mit mehreren Millionen Euro dotierte "Grand Tours"-Wertung vorgelegt, mit der den Mannschaften der Start bei allen drei Rundfahrten schmackhaft gemacht werden soll. Die bisherige Startverpflichtung der ProTour-Teams entfällt, wenn die großen Rundfahrten nicht mehr Teil der ProTour sind. Giro und Vuelta haben viele Spitzenteams früher ausgelassen.
Die Verantwortlichen der ProTour-Teams scheinen vorerst die Vorschläge der großen Rundfahrten ignorieren zu wollen. In dem von Lefevere unterzeichneten Brief heißt es, man stehe ohne wenn und aber hinter der ProTour, "wie sie für die Periode von 2005 bis 2008 geschaffen wurde, insbesondere was die Zahl der Rennen und Teams angeht". Die Mannschaften drückten ihre "Unterstützung des ProTour-Rates" aus, "der für die Organisation des Wettkampfs verantwortlich ist". In diesem ProTour-Rat, der den früheren Rat des Profiradsports (CCP) ablöste, fehlen Vertreter von Tour de France und Co. Die Mannschaften hoffen trotz allem noch auf eine Lösung der verfahrenen Situation am Verhandlungstisch. "Die AIGCP ist bereit, wie sie es immer war, mit allen Beteiligten über die Zukunft der UCI ProTour zu sprechen", schrieb Lefevere.