Nachdem ich aus Zeitmangel die letzten Wochen nur mitlesen konnte, möchte ich mich nun auch wieder, hier nun zum ersten Mal, an der Diskussion beteiligen.
Ich bin, wie viele andere auch, heilfroh, dass das Ziel Klassenerhalt in dieser Saison viel schneller erreicht wurde, als wir uns das alle am Beginn der Saison erträumen konnten. Ja, es waren glückliche Siege dabei und wir hatten den Vorteil auf Mannschaften zu treffen, die noch nicht eingespielt waren - siehe Ulm, oder bei denen noch wichtige Leistungsträger verletzt waren - siehe Frankfurt. Aber am Ende einer Saison interessiert doch niemanden mehr, wie hoch die Siege waren und wie diese zustande kamen, sondern da ist nur entscheidend, wie viele Punkte eine Mannschaft hat und ob das für unser Team reicht, um nicht abzusteigen!
Stellt Euch einmal vor, wenn das mit dem Klassenerhalt nun nicht so wäre, wie viel Blut und Wasser wir in den nächsten Wochen bei dem momentanen Auftreten unserer Truppe schwitzen müssten, bei völlig ungewissem Ausgang. Besser wir denken darüber überhaupt nicht nach!!
Natürlich hatte dieser unerwartete Verlauf der Saison Begeisterung hervorgerufen und bei einigen die Erwartungshaltung nach oben geschraubt. Ist ja verständlich wenn man plötzlich auf einem vorderen Play-off-Platz stand und aktuell immer noch einen der 8 Plätze hält. Nur bei aller Euphorie, man konnte doch von Anfang an sehen, dass bei uns nicht alles optimal funktioniert und es da schon einige Baustellen gab. Wie allgemein bekannt und schon vielfach erwähnt, waren und sind die Defense, das Ausblocken, die Reboundarbeit, sowohl vorne , wie auch hinten und das Dichtmachen der Grundlinie von Anfang an Schwachstellen gewesen, bei denen bis heute leider kaum ein Fortschritt zu erkennen ist!! Bei den Spielen die gewonnen wurden, fiel das natürlich nicht so ins Gewicht und wurde eben durch die Siege übertüncht. Nachdem aber die Siegeserie nun gerissen ist und der am Anfang noch vorhandene Kampfes- und Siegeswille irgend wie abhanden gekommen ist, treten diese Baustellen um so deutlicher zu Tage. Nun müssen wir auch erkennen, dass so gut wie alle unsere Spieler erheblichen Leistungsschwankungen unterliegen und sich auch das Teamplay im Laufe der letzten Wochen verschlechtert hat. Um es ganz ehrlich zu sagen, mit diesen Baustellen und den mittlerweile sehr wackeligen Leistungen gehört man nicht in die Play-offs, auch wenn es noch so schön und vielleicht auch wichtig wäre.
Die Kritik an der kurzen Rotation und der Einsatzzeit der deutschen Spieler kann ist teils verstehen, teils aber auch nicht. Fakt ist doch, dass wir die Spiele, bei denen wir erfolgreich waren, Dank der Leistung unserer Starting-Five + Long oder Stuckey gewonnen haben. Unsere Bankspieler waren da manchmal hilfreich dabei, aber die haben noch kein Spiel, bei dem wir klar auf der Verliererstraße waren, ins Positive gedreht. Wenn die Messe gegen uns gelesen war und der Gegner die Sache nicht mehr so ernst nahm, dann sahen unsere Bankspieler teilweise nicht so schlecht aus, wie zum Beispiel in Bamberg. Das muss man aber auch richtig einordnen. Ich versteh da Spradley schon, dass er, solange er eine Chance sieht, ein Spiel zu gewinnen, auf seine kurze Rotation setzt. Was ich im Gegenzug aber wirklich nicht verstehe, ist der Umstand, dass er bei Spielen, die sicher verloren sind, den Bankspielern zum Ende des Spiels kaum Einsatzzeiten erlaubt. Im Heimspiel gegen Bamberg war doch irgendwann klar, dass wir keine Siegchance haben und Bamberg, wenn es sein muss, immer noch eine Schippe darauf legen kann. Warum lässt er dann nicht die letzten Minuten seine zweiten "5" aufs Feld? Gegen Bamberg ging es ja wirklich nicht um den direkten Vergleich. Gegen Hagen gestern war wohl ab Mitte des 4. Viertels auch dem letzten Optimisten klar, dass man das Spiel wohl nicht gewinnt, aber da ging es noch um den direkten Vergleich, den man dann aber auch noch verloren hat.
Zur vielfach diskutierten Personalie "Searcy" kann man feststellen, dass die Stats von gestern, so wie auch die Zeitung von gestern, wenig Aussagekraft haben. Man hätte aber zumindest ein wenig stutzig werden können, warum SPO Rouen Basket mit Searcy überhaupt nicht zufrieden war. Er hatte wohl die dortigen Erwartungen in keinster Weise erfüllt und daher wollte man den Spieler unbedingt wieder los werden. Wenn man da ein Mal ein bisschen intensiver nachgefragt und nachgeforscht hätte und sich nicht zu sehr auf die alten Stats aus 2014/15 verlassen hätte, wäre unseren Baskets eine große Enttäuschung und eine wohl sinnlose, größere Geldausgabe erspart geblieben.
Was ich in diesem Zusammenhang aber nicht verstehe, ist folgendes: Bei uns in Würzburg war im November klar, dass Willi Coleman länger ausfallen würde und ersetzt werden muss. In Bamberg war im November klar, dass Olaseni noch nicht das Niveau für die Euroleauge hat und auch ersetzt wird. Hauptsponsor in Bamberg ist Brose, Premium Sponsor in Würzburg ist ebenfalls Brose! Warum hat dann bitte der Olaseni-Deal nicht zwischen Bamberg und Würzburg, sondern zwischen Bamberg und Giessen stattgefunden?? Das wäre doch für uns in Würzburg die sportlich und wohl auch finanziell bessere Lösung gewesen!!!!
Die Verlängerung des Vertrages von Spradley um zwei weiter Jahre begeistert mich nun nicht unbedingt, aber ich kann und muss wohl damit leben. Ich finde Spradley als Menschen sehr angenehm und umgänglich, ich habe überhaupt nicht gegen ihn, nur basketballtechnisch bin ich nicht immer auf einer Wellenlinie mit ihm. Ich fand sein Coaching und wie gespielt wurde, im letzten Jahr in der PROA schon manchmal merkwürdig. Nur da war jegliche Diskussion unerwünscht und Alles wurde dem großen Ziel, dem direkten Wiederaufstieg, untergeordnet. Dass unsere Mannschaft, die mit dem wohl größten Spieler-Etat ausgestattet war, sich im Laufe der PROA-Saison nicht gesteigert hatte, sondern in der endscheidenden Phase eigentlich eher schlechter wurde und einige grottenschlechte Heimspiele gegen Gegner, die finanziell und vom Spielermaterial wesentlich schlechter aufgestellt waren, so gerade gewonnen wurden, spielte dabei keine Rolle.
Ich sehe da Parallelen zu diesem Jahr. Die aktuelle Mannschaft hat in der BBL eigentlich stark begonnen und dann auch wieder nachgelassen. Das, was eigentlich ganz gut war, wird schlechter und das was nicht geklappt hat, funktioniert auch weiterhin nicht. Ich sehe auch zur Zeit nicht, dass einer unserer Spieler im Laufe der Saison besser geworden ist. Die einzigen, die das beeinflussen können, sind aber der Trainer und seine Assistenten.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist die These, unsere Mannschaft spielt nun unmotiviert, da vom Verein nicht das Ziel "Unbedingtes Erreichen der Play-offs" ausgegeben wurde und das Team nicht nochmals verstärkt wurde. Wir sind doch hier beim Profisport und nicht in der Krabbelgruppe. Das sind Profis und die werden für das Basketballspielen bezahlt. Von denen darf man doch auch erwarten, dass sie ihren Beruf, wie alle anderen Bürger auch, vernünftig ausüben. Man stelle sich vor, in einer KFZ-Werkstatt würden die Meister und Mechaniker nur gut und motiviert arbeiten, wenn der Rechnungsbetrag die Grenze von 2000 EUR übersteigt und alles darunter würde lustlos und nicht gewissenhaft abgearbeitet werden. So etwas ist doch völlig undenkbar. Ich finde, es ist doch gerade ein Vorteil, dass die Mannschaft hier nicht unnötig unter Druck gesetzt wurde! Man gab seitens der Vereinsführung vor, das Ziel Play-offs ist für euch erreichbar, aber wenn ihr es nicht schaffen solltet, dann reißt euch niemand den Kopf ab. Dies ist doch genau die Ausgangslage, bei der ein Team völlig befreit aufspielen kann, da es nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen hat. Das sind eigentlich in allen Sportarten die Mannschaften, gegen die es sich besonders schwer spielen lässt. Es kommt in allen Ligen und Sportarten der Zeitpunkt, bei dem für viele Mannschaften, sowohl nach oben, wie auch nach unten, nichts mehr geht. Wenn die dann alle nur noch unmotiviert auftreten würden, könnte man die gesamten Mannschaftssportarten schlichtweg vergessen!
Sportlich kann ich bestens damit leben, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben, aber wohl die Play-offs verfehlen werden. Zwei weitere Jahre mit Spradley in der Turnhölle, mit wohl schlechtem Defensive-Basketball, sind für mich, sofern der Klassenerhalt jeweils geschafft wird, sportlich auch in Ordnung. Größere Ziel könnte man sich ehedem erst stecken, wenn eine neue Halle gebaut ist, andernfalls wird es in einigen Jahren keinen BBL-Basketball mehr in Würzburg geben.
Nur sportpolitisch, im Wettbewerb mit den Kickers und im Kampf um die Sponsoren, sieht dies, wie auch von anderen Mitstreitern schon ausgeführt, ganz anders aus.
Da wäre ein Erreichen der Play-offs der Tür- und Geldbeutelöffner für die nächste Saison, auch wenn man dann gleich gegen einen der ganz großen in der ersten Runde ausscheiten sollte. "Aufsteiger erreicht gleich wieder die Play-offs", das wäre doch eine viel besser Meldung und Ausgangslage, als "Aufsteiger erreicht das Ziel Klassenerhalt ziemlich frühzeitig, fällt dann aber stark ab". Das wäre dann ein aktuell negative und nicht positive Tendenz und Meldung, die sich in den Köpfen vieler, auch diverser Sponsoren festsetzen würde. Der Basketball in Würzburg muss, um bei der "Geldverteilung" in den nächsten Jahren gegen die Kickers halbwegs bestehen zu können, absolut positiv im Gespräch bleiben und es muss, auch wenn die Mittel das eigentlich nicht hergeben, versucht werden, nicht nach unten, sondern nach oben in Richtung Play-offs zu schauen. Nur dann und mit einer neuen Halle werden wir auch gegen die Kickers und den Fußball langfristig erfolgreich bestehen können.
Sorry, der Beitrag ist jetzt extrem lang, aber ich hatte Euch nun auch wochenlang verschont.
Sollte ich gegen Forenregeln verstoßen haben, dann bitte ich um Nachsicht und Nachricht und nicht gleich um Löschung, werde mich dann selbstverständlich bessern.