Es liegt wohl an meiner Naivität, dass es mich immer noch wundert, wie mit solchen Aussagen umgegangen wird. Vor allem von Gremien, die lange Zeit haben das einzuordnen und Vertreter eines Verbandes sind, der gewisse Werte immer wieder als besonders wichtig darstellt.
In der Realität bleibt nichts davon übrig. Das zeigt sich beim Umgang mit Spielern, die Rassismus beklagen, das zeigt sich bei Leuten wie Tönnies, die das in einer Dreistigkeit aussitzen, im Wissen, dass ihnen eh niemand was kann, so wie sie seit Jahren in Gutsherrenart agieren.
Das zeigt sich auch bei Vereinen wie Chemnitz, bei dem man völlig überfordert ist, sowohl mit den Gegebenheiten vor Ort, als auch mit dem (medialen) Druck von außen. Wo man nicht mehr weiß, wie man die traurige Realität im Verein und den Anspruch einer Gesellschaft, die gewisse Werte (noch) hoch hält, in Einklang bringen soll.
Es ist die Dreistigkeit, die mich verärgert und das Selbstverständnis dieser Menschen in den obersten Positionen, die sich für unangreifbar halten, fernab von allen Lebensrealitäten "normaler" Menschen. Die mit ihrer Einstellung ein "das wird man ja noch sagen dürfen" etablieren und vorleben, was auch zu dem Nährboden gehört, auf dem so hässliche Dinge wachsen, deren Ergebnis wir seit Jahren an den Wahlurnen erleben dürfen.
Ironischerweise sind es dann die Fans, die ja so oft in der Kritik stehen, als saufende, prügelnde, zündelnde, im schlimmsten Fall noch rechte Horde, die ja so aus der Zeit gefallen sind, weil sie gegen den modernen Fussball sind und Konstrukte wie Leipzig immer noch nicht akzeptieren. Diese Fans sind es, die sich klar positionieren, als Gruppe gemeinschaftlich ein Statement setzen. Nicht leeres PR-Geschwafel des Verbandes, ohne einen Funken davon zu leben, sondern ehrliche Positionierung.
Mittlerweile muss man schon ganz gezielt Quellen suchen, um überhaupt rauszufinden, was so auf den Bannern in den Stadien steht, weil man das ja in den Entertainment-Sendungen nicht zeigen will. Man kriegt es dann mit, wenn es mal wieder drüber ist und einen Rangnick oder Hopp beleidigt. Dann werden schön alle über einen Kamm geschoren und "die Fans" für die Verrohung verantwortlich gemacht.
Nun gibt es auch viele kritisiernswerte Fangruppierungen und ja, der Schalker Fanprotest gegen Tönnies ging durch die Medien.
Aber sollten nicht ein Verband bzw. andere Verantwortliche im Fussballgeschäft klar Stellung beziehen und die Werte, die sie so oft so scheinheilig propagieren auch entsprechend vertreten? Sie werden dieser Rolle nicht gerecht, obwohl es ihnen so viel leichter fallen sollte, als einer derart diversen Gruppe wie Fans eines Vereins.